Für die 16. FMB Zuliefermesse Maschinenbau vom 4. bis 6. November im Messezentrum Bad Salzuflen laufen die Vorbereitungen unter Corona-Bedingungen. Christian Enßle, Head of Cluster FMB, Easyfairs GmbH, Bielefeld, verspricht nicht nur ein sicheres Hygienekonzept für Aussteller und Besucher, sondern auch inhaltlich innovative Themen mit hoher Praxisorientierung.
m&w: Herr Enßle, vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie und der damit verbundenen Auflagen und Einschränkungen sind Sie sehr zuversichtlich, dass die kommende FMB stattfindet. Ihr Team hat hierfür bereits ein Konzept erarbeitet, das u.a. die Reinigung und Desinfektion, das Catering und die Abstandsregelung betrifft. Können Sie das etwas genauer erläutern?
Christian Enßle: In der Tat gehen wir fest davon aus, dass die FMB stattfindet. Die Ausgangslage ist eine ganz andere als bei den internationalen Großmessen an den bekannten Messeplätzen. Wir können Abstandsregelungen und hohe Hygienestandards sicherstellen – beim Eintritt, auf den Messeständen und in den Cateringzonen. Es ist ein deutliches Plus, dass die FMB von rund 6000 Besuchern besucht wird und nicht von Zehntausenden, dass die meisten von ihnen aus der Nordhälfte Deutschlands kommen und mit dem Auto anreisen und dass die Gemeinschaftsflächen viel Platz bieten.
Selbstverständlich muss sich jeder Besucher vor dem Messebesuch online registrieren. Das Hygienekonzept, das wir nach den aktuellen Vorgaben der Corona-Schutzverordnung erarbeitet haben, sieht u.a. regelmäßige Reinigungen, das Bereitstellen von Mund-Nasen-Schutz und von Desinfektionsmitteln für die Handhygiene sowie eine Kontaktregistrierung vor, die mit der Online-Anmeldung verbunden ist. Wir tun aber mehr: Easyfairs hat SGS, ein weltweit tätiges Inspektions-, Verifizierungs-, Test- und Zertifizierungsunternehmen, beauftragt, die Wirksamkeit unserer Maßnahmen für die Gesundheit und das Wohlbefinden aller Messeteilnehmer sicherzustellen. Damit gehen wir in Teilen deutlich über die gesetzlichen Anforderungen hinaus.
m&w: Unabhängig von der aktuellen Situation haben Sie bereits im vergangenen Jahr ein neues System zur Besucherregistrierung angekündigt – welche Vorteile soll es Ausstellern und Besuchern gleichermaßen bieten?
Christian Enßle: Jeder Besucher erhält beim Eintritt ein „Smart Badge“. Das ist ein intelligenter Besucherausweis, der ähnlich wie eine virtuelle Tragetasche funktioniert. Möchte der Besucher Informationen vom Aussteller erhalten oder seine Kontaktdaten hinterlassen, hält er einfach sein Badge an das Lesegerät auf dem Stand. Der Besucher erhält später eine Mail mit den Detailinformationen des Besuchs – alles kontaktlos. Das erleichtert die Nachbereitung der Messe und auch die Einhaltung der Hygienevorschriften – und der Besucher hat anschließend eine Kontaktliste zur Verfügung, auf die er nach Belieben und dauerhaft zugreifen kann.
m&w: Die Auswirkungen der Corona-Krise haben gezeigt, dass auch die Zulieferketten massiv eingeschränkt wurden, d.h. auch die Lieferketten in der Maschinenbaubranche sind also optimierungsfähig. Welche Antworten kann die FMB hinsichtlich regionaler versus globale Beschaffung geben?
Christian Enßle: Wir rechnen damit, dass dies ein viel diskutiertes Thema auf der Messe sein wird. Viele Einkäufer und Geschäftsführer fragen sich, ob sie künftig auf räumlich kürzere Zulieferketten setzen sollen. Die FMB bietet ihnen das perfekte Forum, um Zulieferer aus der Region, dem Inland oder dem benachbarten Ausland kennenzulernen. Genau das war ja der Grund, die FMB vor sechzehn Jahren zu etablieren. Und wir hören jedes Jahr wieder von Messebesuchern, die erstaunt feststellen, dass sie teilweise hochspezialisierte Komponenten aus der unmittelbaren Nachbarschaft beziehen können, statt weltweit auf Beschaffungstour gehen zu müssen und die Lieferkette damit unnötig verlängern.
Wobei man fairerweise hinzufügen muss: Jetzt zu einer umfassenden Regionalisierung zurückzukehren, greift zu kurz. Schließlich leben unsere Maschinenbauer vom globalen Markt. Wenn sie sich bei der Suche nach Zulieferern von diesem Markt abkehren, wäre das kontraproduktiv. Auf den Mix kommt es an, zum Beispiel auf den Aufbau von Zweitlieferanten aus der Region. Da kann ein FMB-Besuch frische Impulse setzen und neue Kontakte vermitteln – in allen Bereichen der Zulieferindustrie.
m&w: Welche inhaltlichen Themen stehen in diesem Jahr im Fokus und welche Bedeutung haben technische Innovationen auf der FMB?
Christian Enßle: Wir setzen in diesem Jahr erstmals einen Schwerpunkt in der Oberflächentechnik. Auf der FMB waren immer schon vor allem Dienstleister z.B. für die Behandlung und Veredelung von Oberflächen vertreten – vom Strahlen, Galvanisieren und Teilereinigen bis zum Lackieren und Beschichten. Jetzt bieten wir den Ausstellern in diesem großen Bereich der Zulieferindustrie eine eigene Plattform mit einer Sonderausstellungsfläche. Mehr als 20 FMB-Aussteller bieten bereits Produkte und Dienstleistungen aus diesem Bereich an und wir sind sicher, dass es noch mehr werden.
Zu den Innovationen: Die FMB ist sicherlich nicht die Messe, auf dem Weltmarktführer ihre Produktpremieren „zünden“. Da sind wir realistisch. Aber es werden auch in diesem Jahr wieder viele technische Innovationen zu sehen sein, die praxisorientiert sind und dem Anwender echten Nutzen bringen. Und wer einen „Blick in die Zukunft“ werfen möchte, sollte sich gezielt auch bei den Hochschulen, insbesondere auf dem it´s OWL-Stand, umtun. Dort werden teilweise Innovationen gezeigt, deren Marktreife noch bevorsteht.
m&w: In zwei Monaten beginnt die Messe: Welche Branchen sind am stärksten vertreten?
Christian Enßle: Das Bild hat sich gegenüber den Vorjahren nur unwesentlich verändert. Die gesamte Palette der Zulieferindustrie ist vertreten, am stärksten die folgenden sechs Bereiche: Maschinenteile, Baugruppen und Systeme; Montage-, Handhabungs- und Automatisierungstechnik; mechanische und elektrische Antriebstechnik; Steuerungs- und Regeltechnik; Elektrotechnik/ Industrieelektronik und, an sechster Stelle, die Mess- und Prüftechnik. Wenn man sich die Veränderungen anschaut, ist der Bereich Produktentwicklung/Engineering stark gewachsen. Hier haben wir neue Aussteller gewonnen und die Zulieferer bieten auch verstärkt ergänzende Services zu ihren Produkten bzw. für ihre Produkte an.
m&w: Wie sieht Ihr Rahmenprogramm für die diesjährige FMB aus?
Christian Enßle: Wir stecken gerade mitten in den Planungen für das Vortragsprogramm. Inhaltlich wird der Schwerpunkt auf praxisgerechten Beispielen für Digitalisierung und Industrie 4.0 liegen, es wird aber auch einen „Slot“ für aktuelle Trends in der Oberflächentechnik geben. Und natürlich wird der Spitzencluster it´s OWL wieder umfassend über spannende Projekte und Innovationen berichten.
Außerdem haben wir gemeinsam mit Partnern ein neues Format entwickelt. In Zusammenarbeit mit der Zenit GmbH und der NRW.Bank veranstalten wir ein „B2B Matchmaking“. Über ein Online-Tool können Besucher und Aussteller im Vorfeld Gespräche vereinbaren, die entweder auf dem Messestand oder in der Matchmaking Lounge im OG der Halle 21 stattfinden. Dort stehen Gesprächsinseln für vertraulichere Gespräche bereit, und für Getränke und kleine Snacks ist ebenfalls gesorgt.
m&w: Befürchten Sie, bedingt durch die aktuelle Situation, dass weniger Aussteller und Besucher als erwartet an der Messe teilnehmen?
Christian Enßle: Natürlich haben auch wir Corona-bedingte Absagen erhalten. Aktuell sind wir aber mit über 300 Ausstellern auf einem guten Weg. Wir rechnen auch damit, dass mehr Aussteller als sonst noch kurz vor Messebeginn buchen, wenn die Corona-Situation für sie transparenter ist. Die Maschinenbauer und ihre Zulieferer – das hören wir in vielen Gesprächen – befinden sich hier in einem Zielkonflikt. In den vergangenen Monaten sind ihnen einige Wege der Kontaktanbahnung und des Austauschs abgeschnitten gewesen: internationale Großmessen ebenso wie persönliche Kundenbesuche. Sie suchen dringlich nach Möglichkeiten, neue Kundenpotenziale zu erschließen oder – aus Besuchersicht – innovative Zulieferer kennenzulernen und ihre Lieferketten zu verbessern. Zugleich aber möchten sie unbedingt die Sicherheit ihrer Mitarbeiter gewährleisten.
In dieser Situation bieten wir die passende Lösung: eine überschaubare Messe mit regionalem Schwerpunkt, die hoch qualifizierte Aussteller und Besucher zusammenbringt und dabei ein überzeugendes Hygienekonzept – bis hin zur berührungslosen Übermittlung von Kontaktdaten – verwirklicht. Wir sind sehr zuversichtlich, dass die Aussteller und Besucher auf der FMB eine gute Grundlage für neue Aufträge und Projekte im Jahr 2021 schaffen werden. Denn die Branche wartet nur darauf, eine qualifizierte und sichere Plattform für den Austausch zu nutzen.