NACHGEFRAGT
m&w: Herr Weber, insbesondere Menschen, die unsere Region nicht kennen, sind unsere Stärken wenig bewusst, d.h. wir „leiden“ oftmals noch immer unter einem Imageproblem. Sind wir zu wenig „sichtbar“? Haben wir zu wenig vorzuweisen? Schließlich beschäftigen Sie sich doch seit 25 Jahren mit dem Thema Regionalmarketing.
Herbert Weber: Ich glaube nicht, dass wir an einem Imageproblem leiden, vielmehr machen wir uns an bestimmten Stellen das Leben selber schwer, weil wir uns in der Wahrnehmung vergleichen mit Metropolen und Großstädten. Das führt natürlich dazu, dass wir nicht die Wahrnehmung von Hamburg, München oder den Raum Köln/Bonn haben. Schauen wir jedoch auf ähnlich strukturierte Regionen wie unsere es ist, auch im Hinblick auf die Wahrnehmung, dann stehen wir sehr gut da. OstwestfalenLippe hat in bestimmten Fachzielgruppen eine wirklich hohe Bekanntheit und in diesen wird auch ein positives Bild mit der Region verbunden. Das gilt insbesondere, wenn es um das Thema Digitalisierung geht, it´s OWL ist sehr gut bekannt und wird auch in der Wirtschaft und in den Hochschulen wahrgenommen. Im Tourismus ist sicherlich die Region Teutoburger Wald ein Begriff.
Fakt ist aber auch, dass nach wie vor die breite Bevölkerung in Deutschland von OstwestfalenLippe sicherlich noch nicht das Bild hat, das wir uns erhoffen. Daran arbeiten wir weiter. Unsere Strategie ist es, über Entwicklungsprojekte diese Region attraktiver und stärker zu machen. Dazu setzen wir auf Programme wie it´s OWL, das UrbanLand OWL und auf das, was im Projekt OWL 2025 im Ergebnis herauskommen soll. Damit wollen wir deutschlandweit punkten, überzeugen und den Menschen einen Eindruck vermitteln, was für eine leistungsstarke Region wir sind. Werbe- oder Anzeigenkampagnen sind für uns nicht der richtige Weg. Es sind vielmehr unsere eigenen regionalen Programme, die ihre eigene Marketingwirkung erzielen.
Im Standortwettbewerb der Regionen, geht es auf der einen Seite um Abgrenzung bzw. Profilierung, auf der anderen Seite um Zusammenarbeit und Kooperationen. Wer zählt zu unseren Mitbewerbern und wer sind unsere Partner im Standortwettbewerb?
Herbert Weber: Wir sehen nicht bestimmte Regionen als unsere besonderen Mitbewerber, sondern gehen eher den Weg, intensiv zusammenzuarbeiten mit dem Ziel, Nordrhein-Westfalen mit seinen neun Regionen insgesamt gut zu präsentieren und die Standortqualität hochzuhalten. Sehr intensiv kooperieren wir mit unseren beiden Partnerregionen in Westfalen, dem Münsterland und Südwestfalen. Da gibt es Themen, die brennen allen drei Regionen unter den Nägeln. Ich denke hier an die Herausforderungen Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum, Mobilitätsversorgung, Beziehung zwischen ländlichen und städtischen Räumen und das Halten junger Menschen in der Region.
Am Ende kommt es selbstverständlich darauf an, dass man sich dann mit seinem besonderen Profil im Wettbewerb platziert und da haben wir sicherlich den Vorteil, dass wir als polyzentrisch strukturierte Region mit drei Großstädten und attraktiven Mittel- und Kleinstädten schon eine besonders attraktive Struktur haben. Ebenso zu erwähnen ist die wirklich attraktive Kulturlandschaft und nicht zu vergessen, unsere starke Wirtschaft. Das ist ein Pfund, das wir on top draufsetzen. Die anderen Regionen führen da andere Stärken ins Feld. Vom Grundsatz her sehen wir uns jedoch als Partner und weniger als Konkurrenten.