Eine Idee der Münsterland-Denkfabrik „Umweltneutrale Werkstoffe der Zukunft“ nimmt Fahrt auf: Im Projekt X-Lives beschäftigen sich Unternehmen, Wissenschaftler und Netzwerke mit nachhaltigen Werkstoffen. Ihr Antrieb – mehr Ressourcen einsparen.
Löwenzahnkautschuk, Recyclamine® oder isocyanitfreie PU-Beschichtungen – diese ein wenig befremdlich klingenden Begriffe könnten uns schon bald leichter über die Lippen kommen. Sie stehen nämlich für nachhaltige Werkstoffe, die nur darauf warten, in neuen Produkten und Anwendungen zum Einsatz zu gelangen. Im Münsterland befindet man sich bereits auf einem guten Weg. Der nachhaltige Umgang mit Werkstoffen, idealerweise in einem geschlossenen Kreislauf, ist das Ziel eines neuen Forschungsprojekts, das in einer der fünf Münsterland-Denkfabriken mit dem zukunftsweisenden Namen „Umweltneutrale Werkstoffe der Zukunft“ entwickelt wurde. „Hier geht es insbesondere darum, wie wir die vielen Kompetenzen im Münsterland im Bereich der umweltfreundlichen Werkstoffe und der Kunststoffe bündeln und den Standort in Zukunft noch attraktiver machen können“, beschreibt Dr. Wiebke Wesseling das Ziel. Sie ist Projektleiterin beim Netzwerk Oberfläche NRW, das sich ebenfalls in der Denkfabrik engagiert und unter dem Namen X-Lives das neue Forschungsprojekt vorantreiben möchte. Vision von X-Lives ist es, innovative und nachhaltige Werkstoffe zu entwickeln, die möglichst lange im Produktlebenszyklus genutzt werden, und Kreisläufe zu schließen.
Die Chancen sind groß, denn die Anwendungsfelder zirkulärer Wertschöpfung sind vielfältig: Rohstoffe, Produktdesign, Herstellung, Verbrauch/Nutzung, Sammlung, Verwertung und Abfallströme lassen sich optimieren und damit Ressourcen schonen.
„Zurzeit beschäftigen wir uns noch mit der Sammlung von Ideen. Außerdem suchen wir Partner in der Region und in den Niederlanden, um sie miteinander zu vernetzen und neue technische Innovationen zu ermöglichen. Diese sollen neue Ansätze für die Kreislaufwirtschaft bringen und die Themen Recycling, Upcycling oder den Einsatz von regenerativen Rohstoffen voranbringen. Die beteiligten Unternehmen und Forschungseinrichtungen werden finanziell gefördert und können sich so gemeinsam an die Entwicklung begeben“, beschreibt Dr. Wesseling.
Dabei soll insbesondere kleinen und mittleren Unternehmen der Übergang zur Kreislaufwirtschaft erleichtert werden, da sie oftmals nicht über eigene Forschungs- und Entwicklungskapazitäten verfügen. Sie zu befähigen, bei nachhaltigen Werkstoffen voranzugehen, ist erklärtes Ziel der Initiative.
Neue Produkte im Kreislauf denken
Das Interesse ist groß. So haben sich bereits verschiedene Unternehmen mit eigens entwickelten neuen Werkstoffen zur Mitarbeit entschieden, um hier Partner für neue Anwendungsbereiche zu finden. Intention ist es, diese neuen Produkte von Beginn an im Kreislauf zu denken und genaue Verwertungskonzepte zu erarbeiten. Mit von der Partie sind auch Unternehmen, die ihre vorhandenen Werkstoffe wie zum Beispiel technische Textilien nachhaltiger gestalten möchten und sich vom gemeinsamen Austausch neue Erkenntnisse versprechen. „Wir sind offen für beide Seiten, jeder kann sich hier engagieren“, wirbt Dr. Wesseling für weitere Partner.
Von der Kooperation mit den Niederlanden versprechen sich die Münsterländer eine noch größere Durchschlagskraft ihres Engagements. In der deutsch-niederländischen Grenzregion existieren auf beiden Seiten Bestrebungen, nachhaltige Rohstoffe in kreislauffähige Produktinnovationen einzuführen und bestehende Produkte und Materialien in die Kreislaufwirtschaft zu überführen. „Es ist uns sehr wichtig, die wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Einrichtungen interdisziplinär und euregional zu vernetzen, damit beide Länder im Austausch auf Augenhöhe voneinander lernen. So werden aktuell bestehende Grenzen sowohl zwischen Disziplinen als auch Regionen abgebaut und es entstehen neue, langfristige deutsch-niederländische Kooperationen. Auf diese Weise ist es möglich, Wissen und Fachkräfte rund um das Thema euregionale Kreislaufführung auf- und auszubauen.
Nächster Schritt ist es, einen Projektantrag für das grenzüberschreitende Förderprogramm INTERREG einzureichen. Gelingt dies noch in diesem Jahr, könnte 2022 der Startschuss für das Projekt fallen.
Weitere Informationen: www.oberflaeche-nrw.de/de/news-de/x-lives-sustainable-use-of-materials.