Produkte müssen nachhaltiger werden, damit sie die Umwelt weniger belasten. Bereits bei der Gestaltung lassen sich die Weichen in Richtung Ressourceneffizienz stellen. Wie der ecodesign-Ansatz funktioniert.
Holz, Metall, Kunststoff und Polstermaterial – das sind die Bestandteile einer Klavierbank. Gut 80 Teile sind in dem Möbelstück verarbeitet. Eine ganze Menge. Das dachte auch Mario Koch. Für den Gründer des Detmolder Startups makoni, Spezialist für Nischenprodukte wie Klavierbänke und Hocker im Designmöbelbereich, war das ein Antrieb, hier etwas anders zu machen. Qualitativ hochwertige und langlebige Produkte zu entwickeln und zu produzieren, ist für den Diplom-Ingenieur und Orgelbauer selbstverständlich. Schließlich bildet dieses Konzept das Geschäftsmodell seines vor fünf Jahren gegründeten Unternehmens. Gleichzeitig trieb ihn um, wie sich seine Produkte ressourcenschonender gestalten lassen.
Produkte und Dienstleistungen nachhaltiger zu entwickeln, gewinnt angesichts endlicher Ressourcen einen immer größeren Stellenwert. Das sei längst zu einem Wettbewerbsfaktor für die Wirtschaft geworden. Die Nachfrage nach solchen Produkten wachse, weiß Heike Wulf. Die Beraterin der Effizienz-Agentur NRW (EFA) in Bielefeld unterstützt Unternehmen verschiedenster Branchen dabei, ihre Produkte nach ecodesign-Gesichtspunkten zu gestalten oder weiterzuentwickeln. Dieser systematische und umfassende Gestaltungsansatz hat das Ziel, die Umweltbelastungen über den gesamten Lebenszyklus durch ein optimiertes Produktdesign zu mindern. Ein Denkansatz, der fundamental zum klassischen, und meist immer noch praktizierten linearen Ansatz der Produktentstehung steht. Wo Mengen an endlicher und erneuerbarer Ressourcen zum Einsatz gelangen und am Ende der Nutzungsphase der Übergang in den Abfall erfolgt, ohne darüber nachzudenken, dass es Möglichkeiten der Reparatur und der Wiederverwendung gibt.
Das Potenzial des ecodesign-Ansatzes ist groß, bis zu 80 Prozent der Wirkung eines Produktes auf Kosten und Umwelt werden nämlich bereits bei der Gestaltung festgelegt.
„Ein ressourceneffizientes Produktdesign ist damit die Basis für eine nachhaltige Senkung des Ressourcenverbrauchs über den gesamten Lebenszyklus hinweg“, so Wulf.
Der unmittelbare Mehrwert ist riesengroß: Denn diese Produkte verbrauchen weniger Ressourcen während ihrer Herstellung und Gebrauchsphase und sind nutzerfreundlich in der Bedienung, Wartung und Reparatur. Ihr jeweiliges Design bestimmt die Wahl der eingesetzten Materialien, hat Auswirkungen auf die Produktionsprozesse, den Rohstoff- und Energieaufwand während der Anwendung und entscheidet über die Lebensdauer sowie die Recycling-Möglichkeiten. „Mit ecodesign werden die künftigen Umweltbelastungen von Produkten und Dienstleistungen schon während der Entwicklung minimiert, da die eingesetzten Ressourcen im Sinne einer Circular Economy möglichst lange im Nutzungskreislauf gehalten werden können“, beschreibt die Ressourceneffizienz-Beraterin den Nutzen.
Es geht jedoch nicht nur um die Verbesserung bestehender Produkte, sondern um einen grundlegenden Paradigmenwechsel in der Produktentwicklung. Fragen sind zum Beispiel, ob sich Produkte modular aufbauen lassen oder ob sich neue Geschäftsfelder ergeben?
„Uns ist es wichtig, Impulse zu setzen, verschiedene ecodesign-Ansätze und -Methoden vorzustellen und Unternehmen zu befähigen, ihre Produktentwicklung, aber auch ihre Unternehmensstrategie neu aufzustellen“, beschreibt Heike Wulf die Motivation.
Und dabei könnten sich auch völlig neue, ressourceneffiziente Geschäftsideen ergeben wie das Modell „Wiederverwenden, Reparieren, Teilen“, in dem es um das maximale Ausnutzen eines Produktlebenszyklus geht. Produzenten können hier zu Dienstleistern werden, die Produkte reparieren und modernisieren.
Das Geschäftsmodell „Produkt-Service-Systeme“ setzt auf Contracting-Lösungen bzw. Pay-per-use- oder Pay-per-result-Modelle. Hersteller verkaufen ihre Anlagen dabei nicht mehr, sondern stellen den Kunden den Nutzen in Rechnung. Das Produkt bleibt im Besitz des Herstellers.
Unternehmen, die auf das Geschäftsmodell „Wiederaufbereiten von Produkten“ setzen, erschließen nicht nur neue Kundengruppen für ihre generalüberholten Produkte, sondern profitieren von den Erfahrungswerten der unterschiedlichen Nutzungszyklen. Dadurch lassen sich Produkte besser optimieren. Das Modell Recycling verfolgt das Ziel, Materialien beziehungsweise Rohstoffe wiederzugewinnen und hochwertige Grundstoffe für eine Neuproduktion zu erhalten.
Vom ecodesign-Ansatz war auch Mario Koch begeistert, von der Beratung durch Heike Wulf hat er profitiert. Heute berücksichtigt er bei der Produktentwicklung Ressourceneffizienzkriterien. Bei der Herstellung der einzelnen Komponenten seiner Möbel setzt das Startup auf das sogenannte Nesting-Verfahren. Dabei werden Schnittbilder auf Holz oder Metall so gesetzt, dass möglichst wenig Material verschnitten wird. Auch die Oberflächenbehandlung erfolgt umweltschonend: So werden Holzoberflächen mit natürlichen Ölen und Wachsen behandelt und Metallflächen pulverbeschichtet oder geschliffen beziehungsweise poliert. Ganz im Sinne der Langlebigkeit sind die Produkte so konstruiert, dass bei Reparaturen der Austausch einzelner Komponenten leicht erfolgen kann. Auch das Recycling der Möbel ist bedacht, so ist nach der Nutzung eine sortenreine Trennung der Materialien möglich.
„Durch eine gezielte Materialauswahl, eine verschleißarme, vereinfachte Mechanik und die bewusste Teilereduktion erzielt makoni Materialeinsparungen im Vergleich zu konventionellen Möbeln”, beschreibt Heike Wulf den Vorteil einer ressourceneffizienten Produktion.
Die Zahlen mit Blick auf die Einsparungen sprechen für sich: „Pro Bank lassen sich die Herstellkosten im Vergleich zum klassischen Produkt um etwa 80 Euro reduzieren“, so Koch. Beeindruckend sind zudem die Gewichtsersparnis von gut 7,5 Kilogramm und die CO2-Reduktion von 2,8 Kilogramm. Auch die Zahl der verwendeten Teile ist geringer geworden. So kommt ein Modell mit gerade einmal 20 aus.
Weitere Informationen: www.ressourceneffizienz.de und www.makoni.de