Viele Unternehmen spüren die Last der hohen Energiekosten. Obwohl sie an der Preisschraube nicht drehen können, haben sie Möglichkeiten, eigene Verbräuche zu reduzieren.
Lohnt es sich für uns überhaupt, in eine Photovoltaik-Anlage zu investieren? Diese Frage hat Peter Brünler in den letzten Monaten einige Male von Unternehmern gestellt bekommen. Die Reaktion des Referenten für Unternehmensentwicklung und Nachhaltigkeit bei der pro Wirtschaft GT GmbH war dann immer dieselbe: „Diese Frage lässt sich nicht pauschal mit ja oder nein beantworten.“ Brünler weiß, dass das Thema Energieeinsparung und Energiekostenoptimierung allen Unternehmensverantwortlichen auf den Nägeln brennt. Die Aufwendungen für Strom, Öl und Gas sind in den vergangenen Monaten extrem in die Höhe gestiegen. Und wie es weitergeht, kann niemand präzise beantworten.
Seine in den letzten Wochen durchgeführten Workshops zum Thema „Energie.Kosten.zähmen“ kamen für viele Unternehmensverantwortliche zur richtigen Zeit. Der Energie- und Nachhaltigkeitsspezialist konnte hier wertvolle Informationen geben und vor allem für die Auseinandersetzung mit der Thematik sensibilisieren.
„Grundsätzlich ist jedes Unternehmen erst einmal gefordert, seine Hausaufgaben im Hinblick auf seinen Energieverbrauch zu machen. Wer nicht weiß, wo und wann wie viel Energie gebraucht wird, kann auch nicht wirklich sinnvolle Schritte einleiten. Es geht darum, Transparenz zu schaffen, sich einen detaillierten Überblick über alle Verbräuche und genutzten Energiequellen zu machen, also eine Zahlenbasis zu erarbeiten und dann gezielte Maßnahmen zu initiieren“, so Peter Brünler.
Der Energieexperte empfiehlt, zuerst die sogenannten Querschnittstechnologien, die in jedem Unternehmen vorhanden, jedoch unterschiedlich intensiv im Einsatz sind, unter die Lupe zu nehmen. Und hier schlummern erfahrungsgemäß richtig große Potenziale. Jedoch seien nicht alle gleich relevant. „Der erste Blick fokussiert in der Regel die Beleuchtung, weil sie jeder sieht. Dabei ist der Handlungsbedarf in anderen Bereichen meistens viel größer. Da können die Kessel abgängig sein oder die Druckluft fleißig vor sich hin pfeifen“, so Brünler. Bei der Heizung und Prozesswärme, bei den Antrieben, Pumpen und Ventilatoren, überall dort, wo Motoren im Einsatz sind, lässt sich Energie einsparen. Chancen liegen auch bei der Druckluft und Kältetechnik. Ein Blick auf die IT und Server-Technik lohnt ebenfalls, um Energiefressern auf die Spur zu kommen.
Am Anfang steht die Ermittlung der Energiekosten, um herauszufinden, wie viel Energie überhaupt ins Unternehmen gelangt. Dazu werden alle zum Einsatz gelangenden Energieträger dokumentiert und festgestellt, wie viel Strom eingekauft und welche Brennstoffe verwendet werden, ob Fern- oder Nahwärme genutzt wird. Nicht zu vergessen, die Treibstoffe für Fahrzeuge, das Erdgas zum Heizen, die Nutzung von Heizöl, Biogas, Wasserstoff und der Einsatz technischer Gase.
„Um sich einen genauen Überblick zu verschaffen, reicht ein Blick auf die eingehenden Rechnungen. Sie zeigen schwarz auf weiß die eingekauften Mengen und die zu Buche schlagenden Kosten“, so der Energieexperte. Hilfreich sei, diese Informationen in einer Tabelle zu erfassen, die die unterschiedlichen Einheiten wie Kubikmeter, Kilowattstunde und Liter umrechnet und normiert. „So lässt sich erkennen, wo der Energieverbrauch kosten-, mengen- und emissionsmäßig liegt. Das ist eine notwendige Eigenleistung auf dem Weg zu mehr Transparenz. Ist diese umgesetzt, hat man eine wichtige Hürde genommen“, so Brünler.
Er geht jedoch noch einen Schritt weiter und eine Ebene tiefer. Denn es brauche mehr als nur einen Überblick über die eingehende Energiemenge. Genauso wichtig ist es, zu ermitteln, wo die Energie im Betrieb hinfließt. In welcher Halle ist der Energiehunger besonders hoch? In welche Anlage fließt wie viel Strom, wie groß ist der Gasverbrauch für welche Maschine? „Hier gilt es, von grob nach fein zu schauen. Da, wo besonders viel Energie benötigt wird, ist der Handlungsbedarf am größten“, betont Brünler.
Genauso interessant und wichtig ist die Feststellung, wann der Energieverbrauch am höchsten ist. „Wer zu diesen Fragestellungen keine konkreten Antworten geben kann, der ist auch nicht in der Lage, ernsthaft zu entscheiden, ob und wie sich erneuerbare Energien einsetzen lassen“, sagt Brünler, der um den zeitlichen Aufwand weiß, jedoch keine Alternative sieht. „Das ist eine arbeitsintensive Aufgabe. So unattraktiv es scheinen mag, das ist der Anfang, um zu mehr Transparenz zu gelangen. Auch alle großen Unternehmen sind so angefangen. Das ist allerdings einige Jahre her. Heute verfügen diese über modernste Leittechnik, die jederzeit Auskunft erteilt, wie stark ein Lüfter läuft oder ob er eventuell defekt ist.“
Lasten clever verschieben
Ein wichtiger Hebel zur Reduktion der Energiekosten ist die Lastganganalyse, die der jeweilige Energieversorger zur Verfügung stellt. „Der Blick auf das Lastprofil liefert sehr aufschlussreiche Erkenntnisse. Hier zeigt sich, wann im Unternehmen besonders hohe Spitzen auftreten. Diese verursachen extrem hohe Kosten, weil der Energieversorger für diesen Zeitraum die Energie vorhalten muss. Da fallen im Jahr schon einmal 5.000 Euro mehr an, die zu vermeiden gewesen wären, wenn bestimmte Verbräuche einfach 30 Minuten später zu Buche geschlagen hätten“, beschreibt Brünler die Problematik und plädiert für ein kluges Lastmanagement.
„Wenn es gelingt, Last-Spitzen in Last-Täler zu verschieben, dann sinkt der Leistungspreis.“
Einen nicht unbeträchtlichen Einfluss auf den Verbrauch von Energie haben Maschinen und Geräte. Lohnt sich das Investment tatsächlich? Rechnet sich dieses überhaupt? „Gerade kleinere Unternehmen verdrehen die Augen, wenn die Amortisationszeit über zwei Jahre und länger liegt“, hat Brünler beobachtet. Natürlich seien kürzere Zeiträume von Vorteil, weil man weniger weit in die Zukunft schauen müsse. Es lohne sich jedoch, Amortisationszeit und Lebensdauer zu betrachten und die Praxis zeige, dass der Nutzen durchaus groß sei: „Ein Beispiel – um mehr Wärmeschutz zu erreichen, setzt ein Unternehmen im Zuge einer baulichen Maßnahme eine Verschattungslösung um. Nach neun Jahren hat sich das Vorhaben amortisiert. Wenn die Verschattung nur 20 Jahre hält, verdient sie immerhin noch mindestens elf Jahre lang Geld gegenüber dem Istzustand“, beschreibt Peter Brünler den Nutzen.
Die erneuerbaren Energien rechnen sich, wenn die Eigenverbrauchsquote sehr hoch ist und wenn sie wenig Verschwendung bedienen.
Es gehören einige Aktivitäten auf die Agenda, um letztendlich eine Entscheidung für den Einsatz von erneuerbaren Energien, in der Regel von Photovoltaik-Anlagen, treffen zu können. „Ein Unternehmen, dass seine Hausaufgaben gemacht, sich Klarheit über sein Lastprofil verschafft hat, das weiß, wie hoch der eigene Stromverbrauch ist und sich über die Ausrichtung der Dachfläche und seine Leistung informiert hat, verfügt über alle wichtigen Parameter, um die Wirtschaftlichkeit genau zu berechnen“, sagt Brünler, der in jedem Fall für eine Prüfung von erneuerbarer Energie im betrieblichen Alltag plädiert. Ein erster schneller Schritt ist der Blick in das Solardachkataster NRW, das in wenigen Minuten Aufschluss gibt, ob die Dachflächen überhaupt genügend Sonnen-Ausbeute garantieren.
KOMPAKT:
- Für die eigene Erfassung der Energieverbräuche und die Berechnung von Treibhausgasemissionen gibt es verschiedene Tabellen, die kostenlos zum Download bereitstehen:
- htttps://www.energie-tool.de/#
- https://ecocockpit.de/
- https://www.energieatlas.nrw.de/site/karte_solarkataster
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