Wie hat sich die Gründerszene in der Region in den letzten Jahren entwickelt und welche Herausforderungen müssen künftig gemeistert werden? Der erste Startup-Ökosystem Report zeigt positive Entwicklungen, aber auch Nachholbedarf.
Erster Startup-Ökosystem Report für Ostwestfalen-Lippe stellt praktische Erkenntnisse aus dem Aufbau und der Entwicklung des regionalen Startup-Ökosystems vor. Abseits bekannter Startup-Hubs wie Berlin oder München hat sich in einer der wirtschaftlich stärksten Regionen Deutschlands eine lebendige Startup-Kultur etabliert. Dennoch sind weitere Wachstumsschritte notwendig, um auf die Bildfläche der europäischen Startup-Szene zu gelangen.
Die Wirtschaftsregion Ostwestfalen-Lippe zeigt beispielhaft für deutsche Flächenregionen, wie eine nachhaltige und lebendige Gründerszene entstehen kann.
Das regionale Ökosystem zählt über 120 Startups in der Region, die mehr als 1.200 Arbeitsplätze geschaffen haben. Der Wandel zu einer dynamischen und zukunftsorientierten Innovationskultur in Ostwestfalen-Lippe ist spürbar: Während die Region vor einigen Jahren von traditionellen Existenzgründungen dominiert war, sind mittlerweile über 80 Prozent der Geschäftsmodelle der Startups in der Region digital.
Zurückzuführen ist das Startup-Wachstum unter anderem auf vermehrte Angebote in der unternehmerischen Ausbildung von Gründerinnen und Gründern. Ausbildungsprogramme mit geringen Einstiegsbarrieren wie die Startup School der Founders Foundation gGmbH in Bielefeld und Angebote der Garage33 in Paderborn haben in den letzten Jahren die Startbedingungen für Gründerinnen und Gründer in der Region signifikant verbessert und einen Transfer aus der Hochschullehre in den Markt angestoßen.
Die Investitionen von Wagniskapital in Startups als Wachstumsbeschleuniger für das gesamte Ökosystem sind im internationalen Vergleich nach wie vor ausbaufähig. Das 50 Millionen Euro Investment in das Gütersloher Startup Schüttflix in diesem Jahr zeigt, dass erste Startups aus Ostwestfalen-Lippe den Sprung in die Anschlussfinanzierung schaffen. Vergleichbare Investitionsrunden durch institutionelle Risikokapitalgeber sind in der Region jedoch rar: Nur acht Prozent der regionalen Startups erhalten Wagniskapital durch Venture Capital Fonds (20% deutscher Bundes- durchschnitt), während 50 Prozent ein Investment durch mindestens einen Business Angel erhalten haben (30% deutscher Bundesdurchschnitt). Der vergleichsweise hohe Anteil der Investitionen von Business Angels unterstreicht die Frühphasigkeit des regionalen Ökosystems. Gleichzeitig zeigen skalierungsfähige Software-as-a-Service Geschäftsmodelle, die 50 Prozent der regionalen Startups ausmachen, zukünftiges Wachstumspotenzial.
Die Wirtschaftsregion Ostwestfalen-Lippe bietet mit ihrem starken Mittelstand einen Nährboden für Gründerinnen und Gründer mit skalierbaren Geschäftsmodellen.
Die millionenschwere Übernahme des Startups Flaschenpost durch das Familienunternehmen Dr. Oetker ist ein
eindrückliches Beispiel dafür, wie etablierte Wirtschaft und Startups voneinander profitieren können: Das Profil als B2B-Region, in der viele etablierte Weltmarktführer ansässig sind, ist ein klarer Wettbewerbsvorteil der Region: 85 Prozent der gegründeten Startups in der Region setzen auf B2B-Geschäftsmodelle. Dies ist absolute Spitze im NRW-Vergleich und bedeutend höher als im Bundesdurchschnitt.
„In Ostwestfalen-Lippe haben wir in den letzten Jahren dort, wo anfänglich noch eine ‘Startup-Wüste’ war, mit vielen Akteuren ein solides Fundament für ein nachhaltiges und lebendiges Tech-Ökosystem für Startups und Innovation geschaffen. Dieses gilt es jetzt an den richtigen Stellen zu fördern und weiter auszubauen, um so in die nächste Wachstumsphase zu kommen und unsere Region zukunftsfähig aufzustellen”, beschreibt Dominik Gross, Geschäftsführer der Founders Foundation gGmbH, die Situation.
Der Report enthält außerdem Gastbeiträge von regionalen Persönlichkeiten wie Christian Miele (Vorstandsvorsitzender Bundesverband Deutsche Startups e.V.), Dr. Stefan Scholle (Managing Director Melitta Group / Melitta Corporate Ventures, Start-ups and M&A),Oliver Flaskämper (Gesellschafter PriorityAG und Gründer Denkwerk Herford), Jan-Hendrik Goldbeck (Geschäftsführender Gesellschafter GOLDBECK) und Kevin Pamann (Geschäftsführer Pioneers Club) geben persönliche Einschätzungen zu weiteren noch ungenutzten Potenzialen der Region.
Die Daten des Reports wurden über Umfragen der Founders Foundation gGmbH erhoben und mit Daten der Datenplatt- formen Startup Genome, Dealroom, Startupdetector und dem Bundesverband Deutsche Startups e.V. verglichen.