Die Corona-Pandemie hat gezeigt, was „digitale Resilienz“ bedeutet: Unternehmen, die frühzeitig in die eigene Digitalisierung investiert haben, kommen besser durch die Krise. Förderprogramme können dabei helfen, solche Digitalisierungsvorhaben zu realisieren.
Die Corona-Pandemie hat viele Unternehmen in NRW an ihre Grenzen gebracht – vor allem solche, die ihr Geschäft noch nicht digital optimiert haben. Die Monate des Stillstands und langsamen Wiederanfahrens der Wirtschaft haben nicht nur die Liquidität von Betrieben gefährdet, sondern auch deren Eigenkapitalpolster geschmälert. Die Folge: Viele Betriebe haben notwendige Investitionen erst einmal verschoben. Auch Digitalisierungsprojekte wurden vielerorts gestoppt.
Dabei gilt es für viele, spätestens jetzt in die Digitalisierung zu investieren. Corona hat gezeigt, welche Rolle sie in unserer Wirtschaft spielt. Von der intelligenten Verwaltung von Lägern über smarte Arbeitsabläufe in der Produktion bis zum SEO-optimierten Online-Shop – in beinahe allen Unternehmensbereichen ermöglichen digitalisierte Prozesse neue Effizienzen, neue Verkaufskanäle und mehr Flexibilität.
Digitalisierung vorantreiben
Um die NRW-Wirtschaft digital fit zu machen, hat die NRW.BANK mitten in der Pandemie einen Schwerpunkt ihrer Förderung auf die Digitalisierung gelegt. So unterstützt die Förderbank für Nordrhein-Westfalen Unternehmen aus NRW mit besonders zinsgünstigen Digitalisierungskrediten. Zum Beispiel können Mittelständler und Gründer – und derzeit auch Großunternehmen – über ihre Hausbank das Förderprogramm „NRW.BANK.Digitalisierung und Innovation“ mit einem Zinssatz ab 0 % p.a. beantragen. Speziell für Digitalisierungsvorhaben bietet die NRW.BANK den Hausbanken dabei eine 80-prozentige Haftungsfreistellung an, übernimmt also vier Fünftel des Risikos des Kredits. Ziel ist es, den Hausbanken die Kreditvergabe auf diese Weise zu erleichtern.
Wie schnell sich Investitionen in die Digitalisierung lohnen können, zeigt das Beispiel der Bielefelder Bäckerei Lechtermann-Pollmeier. Das Unternehmen mit Fachgeschäften in ganz Ostwestfalen hat mit dem Digitalisierungskredit der NRW.BANK bereits vor der Pandemie neue Kassensysteme angeschafft. Im Sommer 2019 investierte der 520-Mitarbeiter-Handwerksbetrieb eine sechsstellige Summe in modernste Kassen, die eine Ausgabe von digitalen Kassenbons ermöglichen. Das funktioniert über QR-Codes, die sich die Kunden bequem auf ihr Smartphone übertragen lassen können – ganz ohne Papier. Für das Unternehmen hat sich die Umstellung schon ausgezahlt: Aufgrund der Bonpflicht hatte die Bäckerei für 2020 eigentlich mit 30.000 Euro zusätzlichen Kosten für Thermopapier gerechnet. Dank der neuen Kassensysteme blieb die Anzahl der Papierbons allerdings gleich. So sparte das Unternehmen nicht nur Geld, sondern nach eigenen Angaben auch rund zehn Kilometer Chemikalien-getränktes Papier.
Vollautomatisierte Produktionslinie
Nicht nur Handwerk und Handel, auch Industrieunternehmen können von Förderprogrammen zur Digitalisierung profitieren. So nutzte auch die Fischer & Kaufmann GmbH & Co. KG aus dem sauerländischen Finnentrop das Programm NRW.BANK.Digitalisierung und Innovation. Um sich auf die Produktion moderner Antriebstechnologien umzustellen, erwarb der Automobilzulieferer eine vollautomatisierte neue Produktionslinie, in der die einzelnen Maschinen im Sinne der Industrie 4.0 interagieren. Im Rahmen dieser vernetzten Produktion kann das Unternehmen nun bis zu 150.000 Spezialteile herstellen, die in Motoren von Hybridfahrzeugen eingesetzt werden.
Neben Förderdarlehen mit attraktiven Zinskonditionen, besonders langen Laufzeiten und der Möglichkeit zu Tilgungsaussetzungen unterstützt die NRW.BANK die Digitalisierung der Wirtschaft zudem mit Eigenkapitalprogrammen wie dem NRW.BANK.Mittelstandsfonds. Unternehmen können die Mittel etwa für die Teil-Finanzierung einer Sprunginnovation nutzen, also einer Investition mit einem überdurchschnittlich hohen Finanzierungsvolumen.
Individuelle Förderberatung
Und natürlich berät die Landesförderbank auch kostenfrei und wettbewerbsneutral zu allen Fördermöglichkeiten von Bund und EU. Neben der Beratung via Telefon oder Skype können Unternehmen aus Westfalen dafür auch die Fördersprechtage der NRW.BANK in Münster und die Beratertage bei den regionalen Kammern vor Ort nutzen – virtuell, telefonisch oder auch persönlich.
Was sich in solchen Beratungsgesprächen immer wieder zeigt, ist das Phänomen der „digitalen Resilienz“. Das bedeutet: Unternehmen, die sich frühzeitig mit der Digitalisierung auseinandergesetzt haben, lassen sich auch in so herausfordernden Phasen wie der aktuellen Corona-Zeit nicht so leicht aus der Ruhe bringen. So war die Bäckerei Lechtermann-Pollmeier vorbereitet, als Gastronomiebetriebe plötzlich pandemiebedingt Kontaktlisten führen mussten. In allen ihren 38 Cafés konnten Kunden dank der smarten Kassen einmalig digital ihre Daten hinterlegen – und wurden beim nächsten Besuch gleich wiedererkannt.
Die NRW.BANK ist die Förderbank für Nordrhein-Westfalen.
Weitere Informationen: www.nrwbank.de
Kostenlose Förderberatung gibt es unter 0211 91741-4800 oder beratung@nrwbank.de.
Autorin des Gastbeitrags ist Gabriela Pantring, Mitglied des Vorstands der NRW.BANK. Als Risikovorstand verantwortet sie die Bereiche Fördergeschäftsentwicklung, Risikocontrolling, Kreditmanagement und Geschäftsunterstützung. Sie ist zudem Regionalvorstand für Westfalen-Lippe.
Foto: NRW.BANK/Christian Lord Otto