Über Erfolge spricht jeder gerne – über ihr Scheitern reden nur wenige. Anders bei den FuckUp Nights in Münster: Hier berichten Menschen über ihre Niederlagen und was sie daraus gelernt haben. Am 29. Januar findet das Veranstaltungsformat zum vierten Mal statt.
Simone Kriebs, Marius Gerwinn und Jannik Weichert haben etwas gemeinsam: Vor einigen Jahren sind sie jeweils mit ihrem eigenen Unternehmen gescheitert. Ihre Niederlage hat sie jedoch stark gemacht. Heute stehen die gescheiterten „Helden“ beruflich auf festen Beinen. Kriebs arbeitet als Therapeutin, Coach, Autorin und Speaker. Gerwinn ist CEO und Founder der fileee GmbH, Weichert Co-Founder und Managing Director von edyoucated. Auf der vierten FuckUp Night im Münsteraner Schloss schauen die Drei noch einmal in ihre Vergangenheit zurück. Mutig berichten sie von ihren Fehlern und ihrem Scheitern.
Niederlagen können verunsichern und lähmen, sie können aber auch klüger und stärker machen. Das gilt auch für die drei Referenten, die ihre Rückschau als Lerneffekt für die Zuhörer sehen, damit sie nicht selbst die gleiche bittere Erfahrung machen müssen. Sie möchten zeigen, dass Fehler absolut menschlich sind. In der Wirtschaft ist so ein Denken nicht selbstverständlich. Fehler und Niederlagen passen hier nicht so recht ins Konzept. Dabei sind sie manchmal notwendig, um die Innovationskraft im Unternehmen zu behalten.
Die FuckUp Nights in Münster sind als Plädoyer für ein Umdenken zu verstehen. „Aus zahlreichen Gesprächen weiß ich, dass das Thema Scheitern im Mittelstand immer noch immer ein dickes Problem ist. Hier fehlt es in der Regel an einer Fehlerkultur – wie sie zum Beispiel in der Startup-Szene gang und gäbe ist. Unsere Motivation ist es, dieses Mindset den Besuchern näher zu bringen und für einen offeneren Umgang mit Fehlern zu begeistern“, sagt Riggers. Der Geschäftsführer der Designagentur Drees + Riggers ist Gründungsmitglied des Formats.
Die Münsteraner FuckUp Nights sind bei weitem nicht die einzige Veranstaltung. Events wie diese gibt es auf der ganzen Welt. Redner erzählen hier in kurzen und spannenden Vorträgen von ihren ganz persönlichen Erfahrungen.
„Mit unseren Veranstaltungen haben wir mittlerweile eine Außenwirkung erlangt. Das Interesse wächst. Es gibt sogar Anfragen von Unternehmen, die interne FuckUp Nights in ihren eigenen Räumen durchführen möchten und uns um Unterstützung bitten. Ebenso gibt es von außen den Wunsch, das Konzept als Workshops anzubieten. Das könnte ein Zeichen für einen allmählichen Bewusstseinswandel sein“, sagt Eike Riggers. Die Initiative ist ein loser Verbund, in dem sich eine Unternehmensberatung, der Digital Hub Münster sowie die zwei studentischen Initiativen alumnium der Universität Münster sowie der Venture Club für eine andere Kultur im Umgang mit dem Scheitern stark machen. Für Riggers waren es das Interesse und der Spaß an dem Thema, die den Ausschlag für sein Engagement gaben. „Als Gestalter beschäftigen wir uns oftmals mit der Thematik. Ein kreativer Prozess lebt vom Ausprobieren. Das bedeutet auch, möglicherweise den eingeschlagenen Kurs zu korrigieren und einen anderen Weg einzuschlagen. In der Geschäftswelt wird nur ungern über das Scheitern und Niederlagen gesprochen, hier gelten meist nur Erfolge als erwähnenswert. Mit unseren Veranstaltungen wollen wir die Aufmerksamkeit erhöhen und das Scheitern in einem positiven Kontext platzieren“, beschreibt Eike Riggers die Mission.
Schwierigkeiten, geeignete Speaker, die schon einmal gescheitert sind, zu finden, gab es bisher nicht. „Anfangs war es nicht ganz so einfach, weil wir Menschen suchen, die nicht völlig gebrochen sind, sondern solche, die Abstand gewonnen haben, mit ein wenig Selbstironie auf die Bühne gehen und dennoch ernsthaft ihre Geschichte erzählen. Wichtig ist es, dass die Zuhörer hier etwas lernen können“, so der Designer. Deshalb sei eine gewisse Schwere des Scheiterns schon wichtig. Der Misserfolg des Speakers müsse die Zuhörer berühren, sie müssten sich identifizieren können. „Außerdem hängt der Erfolg der Veranstaltung von den jeweiligen Personen, ihrer jeweiligen Geschichte und ihren Fähigkeiten, einen Spannungsbogen aufzubauen, ab“, beschreibt Initiator Riggers. Die FuckUp Nights haben noch eine weitere Intention: Sie schaffen auch einen Raum, um etablierte Unternehmen und Startups sowie Studierende miteinander ins Gespräch zu bringen und Kontakte zu knüpfen. „Diese Kultur, diesen Spirit und die Menschen, die zusammenpassen, zusammenzubringen, ihnen ein Forum zu bieten, das ist unser Anliegen“, sagt Eike Riggers.
Weitere Informationen: hallo@fuckupnights-muenster.de und www.fuckupnights-muenster.de