Geräteintegrierter Brandschutz: Mitarbeiter und Maschinen vor Bränden schützen


Jörg-Uwe Strauß, Geschäftsführer Deutsches Institut für vorbeugenden Brandschutz e.V. (DIvB), plädiert für geräteintegrierte Brandschutzsysteme, weil sie wie eine kleine Feuerwehr vor Ort wirken.                                 ( Foto: Christian Kielmann )

Etwa jeder dritte Brand entsteht durch elektrische Geräte, Anlagen und Installationen – das zeigt die Schadenstatistik des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Doch ohne Strom geht nichts, weder im Haushalt noch am Arbeitsplatz. Umso wichtiger ist der vorbeugende Brandschutz, also alles, was hilft, einen Brand zu verhindern oder seine negativen Folgen beherrschbar zu machen.

Im Brandfall sind in einem Unternehmen nicht nur die Gesundheit und das Leben von Menschen betroffen, oft entstehen für den Unternehmer auch existenzielle Risiken. Ein Brand beschädigt nicht nur Produktionsanlagen und andere Sachwerte, sondern zieht meist auch einen Betriebsausfall und den Verlust von Kunden und Marktanteilen mit sich. Laut GDV-Statistik bedeutet ein Vollbrand für rund 40 Prozent der Unternehmen die endgültige Betriebsschließung. Nach einer Brandschadensanierung könnten nur 25 Prozent der betroffenen Firmen ihre Tätigkeit wieder in vollem Umfang aufnehmen. Um der Gefahr eines Großbrands vorzubeugen, kommen primär Sprinkleranlagen als aktiver anlagentechnischer Brandschutz bei der Brandbekämpfung zum Einsatz. Doch auch geräteintegrierte Brandschutzsysteme werden seit einigen Jahren immer häufiger verbaut. Diese sind direkt in die Elektro-Bauteile integriert und können so den Brand schon bei der Entstehung löschen, noch bevor er sich ausbreitet. Wie zuverlässig ist die noch relativ neue Technik und welches Potenzial steckt im geräteintegrierten Brandschutz?

Wirksame Ergänzung im anlagentechnischen Brandschutz

Zunächst etwas Theorie: Der Begriff Brandschutz beinhaltet den abwehrenden und den vorbeugenden Brandschutz. Ersterer umfasst das Aufgabengebiet der Feuerwehr – vor allem das klassische Löschen. Mit vorbeugendem Brandschutz ist der bauliche, organisatorische und anlagentechnische Brandschutz gemeint. Der bauliche und der organisatorische Brandschutz befassen sich zum Beispiel mit Anforderungen an Gebäuden bzw. mit den Maßnahmen zur Wartung und Nutzung von Brandschutzeinrichtungen. Zum anlagentechnischen Brandschutz zählen alle technischen Vorrichtungen und Vorsichtsmaßnahmen, die die Brandausbreitung verhindern oder aktiv bekämpfen.
Zu Letzterem gehören auch geräteintegrierte Brandschutzsysteme, die wie eine Mini-Feuerwehr vor Ort wirken: Sie löschen kleine Brände selbsttätig, bevor sie sich ausbreiten und Wassersprinkler und Wassernebellöschanlagen zum Einsatz kommen. Im Idealfall bleibt der Brand auf das betroffene Bauteil oder den Schaltschrank beschränkt und wird erst bemerkt, wenn er bereits automatisch gelöscht wurde – etwa, weil sich Mitarbeiter über den Ausfall einer Maschine wundern oder weil eine Rückmeldung an die Brandmeldezentrale vorliegt. Das Potenzial dieser Technik haben inzwischen erste Brandschutzverbände wie das Deutsche Institut für vorbeugenden Brandschutz (DIvB) erkannt und sich seitdem intensiver damit befasst.

Kopplung für das höchste Maß an Sicherheit

Aus Sicht der Brandschutzforschung wird der geräteintegrierte Brandschutz als wichtige Ergänzung betrachtet. Sprinkleranlagen sind für die unmittelbare Brandbekämpfung in Produktionsbetrieben, Handels- und Gewerbeimmobilien sowie öffentlichen Gebäuden erwiesenermaßen weiterhin das wichtigste Glied im aktiven anlagentechnischen Brandschutz. Diese Anlagen können allerdings erst dann auslösen, wenn ihre Auslösetemperatur erreicht, der Brand schon entsprechend groß ist – und damit der Schaden unter Umständen auch. Zudem können Sprinkleranlagen durch das Löschwasser auch weitere Schäden an Produkten oder technischen Geräten verursachen. Der geräteintegrierte Brandschutz sitzt dagegen nicht unter der Raumdecke, sondern direkt auf einer in elektronischen Steuerungen verbauten Platine, in Schaltschränken oder in Maschinen. Er kommt daher mit sehr kleinen Löschmittelmengen aus. Deshalb werden umliegende Bereiche beim Löschen nicht in Mitleidenschaft gezogen. Dadurch, dass die Kombination aus chemischen Löschmitteln, Kohlendioxid oder Stickstoff nur in unmittelbarer Nähe des Entstehungsbrandes freigesetzt wird, in Sekundenbruchteilen bis wenigen Sekunden wirkt und schließlich durch die Umgebungsluft schnell verdünnt wird, werden Gesundheitsrisiken vermieden.
Da Brände jederzeit entstehen können, sollten gerade Unternehmer immer auf ein Mehr an Sicherheit setzen: Eine Kopplung des geräteintegrierten Brandschutzsystems mit einer Sprinkler- und Brandmeldeanlage ist in vielen Fällen die ideale Lösung für die frühzeitige aktive Brandbekämpfung. Denn sollten ungünstige Umstände wider Erwarten verhindern, dass der geräteintegrierte Brandschutz einen Brand in der Entstehung löschen kann, würden die Sprinkler auslösen und den Brand bis zum Eintreffen der Feuerwehr eindämmen oder löschen.

Expolosionsartige Freisetzung des Löschmittels: eine Löschsicherung in Aktion

Bewährte Technik mit großem Potenzial

Warum geräteintegrierte Brandschutzsysteme so zuverlässig sind? Die verbaute Technik basiert auf langjährig bewährten Auslösevorrichtungen. So platzen beispielsweise kleine Glasampullen, ähnlich wie in Sprinkleranlagen, bei einer bestimmten Auslösetemperatur und setzen explosionsartig das Löschmittel frei. Andere Systeme unterbrechen zusätzlich den Stromfluss im Gerät und verhindern so ein Wiederentzünden oder erkennen einen Brand durch Rauchdetektoren und -sensoren frühzeitig. Unabhängig von der jeweiligen Technik, ist der Effekt immer derselbe: Ein Brand wird direkt bei der Entstehung gelöscht.
Die kleinsten, auf dem Markt befindlichen Systeme sind kaum größer als Schmelzsicherungen. Sie lassen sich auch nachträglich auf Leiterplatten verbauen und sind mit einem Löschmittel gefüllt. Mittlerweile finden sie sich unter anderem in modernen LED-Wänden an Flughäfen, in elektrischen Schaltschränken von Lokomotiven sowie in Geräten in Bordküchen, in elektronischen Hinweisschildern und Verkehrszeichen oder in medizintechnischen Geräten wieder. Demnächst werden sie auch in unsere Wohnungen und Häuser einziehen: Vom Kühlschrank über die Kaffeemaschine und den Computer bis hin zum WLAN-Router – grundsätzlich ist der integrierte Brandschutz in allen elektrischen Geräten sinnvoll und denkbar.

Löschmittelzylinder mit integrierter Auslösevorrichtung (oben Links im Bild) lassen sich in Schalterschränken verbauen. Entstehungsbrände werden in der Regel innerhalb des Schrankes gelöscht. (Fotos: DIvB / JOB GmbH)

Geräteintegrierte Brandschutzsysteme sind wie eine kleine Feuerwehr, die ständig vor Ort ist. In Kombination mit Sprinkler- und Brandmeldeanlagen bieten sie das höchste Maß an Sicherheit in der aktiven Brandbekämpfung. Sie bieten ein großes Potenzial, auch im Privathaushalt flächendeckende Verbreitung zu finden.

Autor des Beitrags ist Jörg-Uwe Strauß, Geschäftsführer Deutsches Institut für vorbeugenden Brandschutz e.V. (DIvB)

 

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