Den Verpackungskreislauf neu gedacht
In unserer neuen Serie stellen sich Startups aus der garage33, dem Gründungszentrum der Universität Paderborn vor, die mit ihren innovativen Ideen nicht nur nach wirtschaftlichem Erfolg streben, sondern auch einen nachhaltigen und positiven Impact auf Gesellschaft und Umwelt ausüben möchten.
Verpackungsmüll, der sich in Containern türmt, viel Füllmaterial, das für den Versand nur einmalig verwendet wird und nicht wiederverwendbare Ladungsträger aus Holz – ein Bild, das viele aus Produktionsstätten oder der Logistik kennen. Ein Paradoxon mit zu viel Verpackungsmüll auf der einen, und Lieferengpässen bei Holz und Nägeln, um die Kisten für den Versand von Einzelteilen zu bauen, auf der anderen Seite. Diese Situation und der Antrieb, eine bessere und nachhaltigere Lösung für die Unmengen an Verpackungsmaterial zu finden, war der Ursprung unserer Geschäftsidee. Mit unserem Startup PALPRINT denken wir den Verpackungskreislauf in der Industrielogistik neu und nutzen 3D-Druck für eine automatisierte Herstellung von maßgeschneiderten und recyclebaren Mehrwegverpackungen.
Das Verfahren ist simpel: Ausgehend von 3D-Modellen werden für Spezial- und Ersatzbauteile passgenaue Verpackungen aus einem einheitlichen und wiederverwertbaren Kunststoff gedruckt. Nach der Nutzung einer Verpackung kann ihr Material wieder zur Quelle für die nächste Verpackung aus dem 3D-Drucker werden. So wird der Kreislauf nahtlos fortgesetzt. Dafür arbeiten wir an einer Systemlösung bestehend aus einer eigens entwickelten Software für automatisiertes Verpackungsdesign. Die druckbaren Verpackungsmodule werden auf Basis eines Machine-as-a-Service-Modells zur Verfügung gestellt und können vom Kunden mit den modularen PALPRINT-Systemen selbst gefertigt werden. Ressourcen werden dabei auf vielfältige Weise geschont: Verpackungsmüll wird zur neuen Materialquelle, Abfall wird vermieden und durch wegfallende Transportwege kann die Verpackung sogar CO2-neutral werden, wenn die Produktion mit erneuerbarer Energie betrieben wird. Eine große Inspiration für den „PALPRINT – Wertstoffkreislauf für Verpackungen“ war der Ansatz der Kreislaufwirtschaft Cradle-to-Cradle ® von Prof. Dr. Braungart.
Zu unserem Gründerteam gehören Paul Lindner, CEO, Sebastian Frücht, CTO, und ich Andreas Ribul-Olzer, COO. Wir drei kennen uns vom gemeinsamen Bachelorstudium Materialdesign-Bionik und Photonik an der Hochschule Hamm-Lippstadt. Sebastian und ich schlossen einen Masterstudiengang in Materials Sciences an der Universität Paderborn an. Startschuss für unsere Gründung war die Teilnahme am Ideenwettbewerb „Call for Ideas” im Jahr 2022, den die garage33 jährlich in Kooperation mit der VerbundVolksbank OWL veranstaltet.
Mittlerweile wird unser PALPRINT-Team von einem Experten aus dem Maschinenbau, einer Leichtbauingenieurin, einem Produktionslinienplaner sowie einem Doktoranden im Bereich Cloud Computing und zwei Studierenden unterstützt. Im Januar haben wir unser Büro im Start-up Campus OWL bezogen, dem neuen Standort der garage33. Der Maker Space ist zu unserem zweiten Zuhause geworden, denn hier können wir unsere Ideen mithilfe von Rapid Prototyping und den Experten vor Ort in die Tat umsetzen. Die Unterstützung der garage33 war in den vergangenen Jahren sehr wertvoll für uns. Persönliches Coaching, die Teilnahme am Accelerator-Programm sowie der Kontaktaufbau zu Investorinnen und Investoren sowie späteren Pilotkunden, waren maßgeblich für unseren Weg.
Im vergangenen Jahr konnten wir einige Erfolge verzeichnen. Seit März erhalten wir eine einjährige Förderung des Gründerstipendium.NRW und im Dezember belegten wir den fünften Platz im KUER.NRW Businessplan-Wettbewerb.
Mithilfe unseres Pilotkunden, der Böllhoff-Gruppe, haben wir unsere ersten Aufträge umgesetzt und dank des direkten Austauschs unser Produkt weiterentwickelt. Zusätzlich konnten wir vier Kunden für Entwicklungsprojekte gewinnen. Besondere Highlights waren die Hannover Industriemesse, wo wir unsere Produktidee erstmals präsentiert haben und der Start-up Summit „moonshots & moneten“, auf dem wir als „Local Heroes“ auf der Bühne vor einem großen Fachpublikum standen.
Meiner Einschätzung nach hat PALPRINT ein sehr relevantes Thema aufgegriffen. Ihre innovative Lösung eines Kreislaufmodells für industrielle Verpackungsmodelle hat Potenzial, einen großen Beitrag für nachhaltigere Lieferketten zu leisten.
Prof. Dr. Sebastian Vogt, Geschäftsführer TecUP / garage33
Aktuell haben wir weitere Ziele im Blick:
So soll unser junges Unternehmen in eine GmbH umgewandelt werden. Ein Business Angel zeigt bereits Interesse, in die Kapitalgesellschaft zu investieren. Außerdem planen wir eine Fundraising-Runde, um Investments für die Weiterentwicklung unserer Produkte zu erhalten. Intention ist es, intelligente Zusatzfunktionen aus dem Bereich „Smart Packaging“ einzubauen und eine Mehrwegverpackung für den globalen Einsatz zu drucken. Ebenfalls auf der Agenda steht die Anmietung einer eigenen Produktionshalle, um Platz für den Modulbau zu schaffen und Auftragsfertigungen für 3D-gedruckte Verpackungen zu ermöglichen.