In der Disposition lassen sich mithilfe der Automatisierung Optimierungspotenziale heben. Die Spedition Hartmann International hat diesen Prozess erfolgreich gestaltet und ist damit digitaler Vorreiter im Verbund CargoLine.
Der Arbeitstag der Disponenten beginnt Tag für Tag mitten in der Nacht: Nur so gelingt es, alle Stückgüter termingerecht auf die Straße zu bringen. Denn die Tourenplanung im Stückgutbereich ist eine sehr komplexe und zeitaufwendige Angelegenheit. Schließlich müssen umfangreiche Daten aus verschiedenen Systemen manuell zusammengeführt werden. Und auch für sprunghaft schwankende Transportmengen, die zusätzlich in der Planung zu berücksichtigen sind, schlägt noch einmal ein nicht unerheblicher zeitlicher Aufwand zu Buche.
Das war einmal der Arbeitsalltag der Disponenten beim Speditionsunternehmen Hartmann International. Seit gut eineinhalb Jahren hat sich die Tätigkeit in der Tourenplanung im Stückgut-Nahverkehr grundlegend verändert. Die Beschäftigten beginnen ihre Arbeit nicht nur vier Stunden später, sie werden auch von klassischen Routinetätigkeiten entlastet, weil bestimmte Teilaufgaben softwaregestützt erfolgen. Das schafft weitere Kapazitäten auch für künftige Mehrmengen, die durch das wachsende E-Commerce-Geschäft zu bewältigen sind. Hartmann, mit Standorten in Paderborn und Ibbenbüren, rechnet hier in den nächsten Jahren jährlich mit einem deutlichen Umsatzplus und investiert aktuell in die Erweiterung der Speditions- und Logistikflächen in Paderborn-Mönkeloh.
Beim Thema Digitalisierung betritt das Logistikunternehmen kein Neuland. Kooperationen mit dem Inkubator garage 33 und der Universität Paderborn bestehen seit Langem, was zeigt, dass zukunftsweisende und technologieorientierte Themen hier eine besondere Bedeutung haben.
Wie lässt sich der Zeitaufwand in der Disposition reduzieren, Disponenten von klassischen Routinetätigkeiten entlasten und der Fuhrpark besser auslasten?
Als die Paderborner sich vor zwei Jahren mit der Optimierung der Tourenplanung beschäftigten, war ihnen klar, dass die Lösung nur in der Automatisierung der Disposition liegen kann. Anfangs habe man den befürchteten Aufwand gescheut, der unter Umständen Prozesse verändert, Ressourcen, Zeit und Kosten bindet und damit auf den ersten Blick eine unüberwindbare Hürde darstellt, wie Uwe Lachmann, Geschäftsführer Hartmann International und Partner des Stückgutverbundes CargoLine, betont. Außerdem hätten sich bisher nur wenige Speditionen überhaupt an die automatisierte Disposition und Tourenplanung im Stückgutgeschäft herangewagt.
Die Logistikspezialisten hatten im Vorfeld genaue Anforderungen an die Durchführung des Projektes mit dem Münchner Softwareunternehmen Smartlane. Ein disruptiver Eingriff in die bestehenden Prozesse bei der Einführung einer neuen Technologie sollte unbedingt vermieden werden.
„Uns war es wichtig, eine höhere Planungsgeschwindigkeit zu erzielen. Wir sind zunächst mit einer 80prozentigen Lösung gestartet, um eine möglichst schnelle, effektive Prozessverbesserung und Entlastung der Disponenten umzusetzen. Mittlerweile haben wir nahezu 100 Prozent erreicht“, beschreibt Uwe Lachmann.
Darüber hinaus sollten transparente Planungsprozesse für alle Beteiligten aus Disposition, Logistik und Management geschaffen werden. Die Umsetzung nach einem vorher genau festgelegten Stufenplan mit Smartlane erfolgte in enorm kurzer Zeit, sodass bereits nach drei Monaten der Live-Betrieb starten konnte. Das Ergebnis: Alle Touren im Nahverkehr werden optimiert nach Auftragspriorität, Kosten, Wegstrecke und Anzahl der Stopps effizient und nachhaltig geplant. Eine Leistung für die die Spedition sogar mit dem VR-Award im Bereich Digitalisierung/Kooperation ausgezeichnet worden ist.
Die Optimierung der Tourenplanung bedeutet in der täglichen Praxis: Die Fuhrparkkapazitäten werden durch den Einsatz der KI-Lösung „Smartlane Transport Intelligence“ so stark optimiert, dass die Straßen im Nahverkehrsbereich entlastet und Emissionen reduziert werden. Die automatisierte Optimierung mit Smartlane benötigt für die bisher täglich im Schnitt über 1.200 Zustellaufträge vergleichsweise nur rund 30 Minuten und entlastet die Vordisposition so stark, dass diese ihren Arbeitstag erst vier Stunden später beginnt und den Fokus auf kurzfristige Änderungen oder Problemfälle lenken kann, wie Uwe Lachmann betont. Und zusätzlich habe man auch eine deutliche Steigerung der Servicequalität verzeichnen können.
Die Digitalisierung im Hause Hartmann geht auch künftig weiter. Im nächsten Schritt ist die Umsetzung der Telematik-Integration und Disposition von Ad-hoc-Abholaufträgen geplant.
Weitere Informationen: www.hartmann-international.de