Hinterland of Things

Hinterland of things

Aus dem Dornröschenschlaf erwacht

Von der ersten Hinterland of Things Konferenz in Bielefeld ging ein Signal aus: Die Region ist stark und kann den Herausforderungen der digitalen Transformation begegnen. Es müssen nur noch mehr Mitstreiter gewonnen werden.

Jan Hildburg ist völlig begeistert. Der gebürtige Westfale, bis vor kurzem arvato-Manager, war in den letzten Jahren in Deutschland und im Ausland unterwegs, um renommierte Marken der Welt bei der digitalen Transformation zu unterstützen. Jetzt ist er zurück in der Region, hat sich bewusst einen neuen Job bei der Digitalagentur i+u interact in Bielefeld gesucht und freut sich über das, was hier gerade „vor der Haustür“ passiert. „Es ist Vieles in Bewegung. Man spürt einen besonderen Spirit und es entwickelt sich eine interessante Start-up-Szene. Der Einfluss von Founders Foundation, die Region in Sachen Digitalisierung nach vorne zu bringen und eine Start-up-Kultur zu entwickeln trägt Früchte“, sagt Hildburg, Besucher der ersten Hinterland of Things Conference im Bielefelder Ringlokschuppen. So wie er sind Hunderte Menschen, Mittelständler, Start-ups, Digitalexperten und Investoren, in das einmalige Ambiente des aus dem Anfang des 20. Jahrhunderts stammenden Industriebauwerks gekommen. Sie wollen dabei sein und gemeinsam unternehmerischen Pioniergeist entfachen und Verbindungen schaffen. Groß ist bei vielen die Hoffnung, dass der Fehlstart ins digitale Zeitalter nun wettgemacht werden kann. Der Meinung ist auch NRW-Minister Professor Dr. Andreas Pinkwart, der optimistisch in die digitale Zukunft schaut und überzeugt ist: „Die zweite Welle der digitalen Revolution wird Deutschland gut ausgestalten.“

Dass schon einiges bei uns geschehen ist und wir uns nicht im tiefsten Hinterland der digitalen Transformation befinden, zeigen die Gespräche von Unternehmern und Start-ups auf der Bühne. Bertelsmann-Chef Christoph Mohn, Gerd Oliver Seidensticker, Andreas Engelhardt von Schüco, Paul von Schubert, Geschäftsführer der Gundlach-Gruppe und Peter Hübinger, Leiter des Geschäftsbereichs „Smart Home“ der Miele Gruppe – sie haben längst erkannt, dass die Digitalisierung wichtig und die Kooperation mit Start-ups befruchtend sein kann. Sie wissen, dass es immer entscheidender wird, das eigene Kerngeschäft mit neuen Geschäftsmodellen zu verbinden.

„Ich bin überzeugt, dass es viele Unternehmen gibt, die sich auf dem Weg der digitalen Transformation Unterstützung und Begleitung wünschen. Die Veranstaltung ist ein hervorragendes Beispiel dafür, wie gestandene Unternehmen und Start-ups voneinander lernen können“, so Hildburg. Das Ende der Fahnenstange sei natürlich noch lange nicht erreicht. Selbstverständlich muss noch eine ganze Menge geschehen, um die Region zum digitalen Hotspot zu machen. Ideen gibt es genug. Es muss uns gelingen, noch mehr Mittelständler überzeugen.“

Unternehmer und Mentor Axel Baudach bewegt sich mit offenen Ohren und Augen durch das historische Ambiente des ehemaligen Eisenbahnbetriebswerks. Als Mentor bei der Founders Foundation reizt ihn der Kontakt zu den Start-ups. Spannend sei es, sie zu begleiten und zu sehen, wie sie laufen lernen. „Die Schwierigkeit ist, sich dauerhaft am Markt zu behaupten, Mitarbeiter zu finden und zu binden. Hier fehlt vielen jungen Unternehmen die Kompetenz. Da sehe ich meine Aufgabe“, so Baudach, der auch einen konkreten Nutzen für sich selbst sieht: „Ich bin an der Quelle und sehe, was sich gerade im Technologiebereich verändert und kann so am Zahn der Zeit lernen.“ Vor knapp zehn Jahren haben Baudach und zwei junge Mitstreiter ein Unternehmen gegründet, dessen Geschäftsidee die Entwicklung von Apps war. Damals noch absolutes Neuland. Heute gäbe es unzählige Anbieter, die Suche nach zukunftsweisenden Alleinstellungsmerkmalen sei existenzsichernd und die Nähe zur Start-up-Szene sicherlich nicht zu unterschätzen.
Vom hohen Nutzen, den Founders Foundation für die Region leiste, ist auch der Unternehmer überzeugt. „Die Macher muss weiter trommeln und noch mehr Mittelständler von der Idee der Digitalisierung überzeugen. Nur so können wir junge Menschen für den Standort begeistern und sie zum Bleiben motivieren.“
Für Dr. Ralf Struthoff, Szenenkenner, überzeugter Business-Angel von Start-ups und Investor, ist die Veranstaltung ein Glücksfall für die Region. „Das Interesse ist groß. Hunderte von Menschen kommen hier zusammen, weil sie sich für die Thematik interessieren. Founders Foundation ist es gelungen, die verschiedenen Bestrebungen in der Region zusammenzuführen“, so Dr. Struthoff.
Notar und Rechtsanwalt Thomas Lang sieht die Region aus dem Dornröschenschlaf erwachen. „Es ist beeindruckend zu beobachten, wie Mittelständler und Start-ups gemeinsam voneinander lernen. Man spürt diesen besonderen Spirit, davon profitiert die Region“, ist Thomas Lang überzeugt.
Das sieht auch Founders Foundation-Geschäftsführer Sebastian Borek so, der zum Abschluss der ersten Hinterland of Things Konferenz die Botschaft verkündete: „Jetzt geht es erst richtig los.“

Mit potenziellen Kunden ins Gespräch kommen, sich mit Gleichgesinnten  austauschen oder Investoren gewinnen: Auf der Hinterland of Things Konferenz präsentierten sich auch verschiedene Start-ups.

Schneller bessere Entscheidungen treffen: Zahnarzt-Helden

Mit einer außergewöhnlichen Geschäftsidee sind Philip Pieper, Karsten Janetzky und Martin Wertgen im vergangenen Jahr gestartet: Ein Vergleichsportal für medizinische Geräte, auf dem Zahnärztinnen und Zahnärzte mit wenigen Klicks die Anbieter anfragen und die Angebot verglichen können. Die Idee entstand jedoch nicht beim Besuch des Zahnarztes, sondern vielmehr aufgrund von persönlichen Erfahrungen des Bruders von Karsten Janetzky, der Fachberater für Medizinprodukte ist und von dem zeitaufwändigen Procedere mit Besuchen und Beratung in den Praxen vor Ort berichtete. Eine Studie über die Vorgehensweise der Mediziner, wenn sie sich über ein neues Gerät informieren, hatte zudem herausgefunden, dass die Recherche meistens über Google erfolge. Das motivierte die Gründer noch mehr, aktiv zu werden. Das Ergebnis: die Zahnarzt-Helden haben mit ihrem Start-up die lästige Angebotsrecherche digitalisiert. Zusätzlich vergleichen sie für den Mediziner die besten Konditionen am Markt. Mithilfe eines interaktiven Fragebogens informieren sich die Zahnärztinnen und Zahnärzte online, welche Kriterien ihr Gerät erfüllen muss, damit die Zahnarzt-Helden anschließend die besten Angebote heraussuchen können. Das funktioniert wesentlich schneller als über den klassischen Vertrieb. „Zurzeit reizen wir den Dentalmarkt mit neuen Produkten und zusätzlichen Anbietern weiter aus“, sagt Lea Feldkämper von den Zahnarzt-Helden. Zukünftig wollen sich die Bielefelder auch als Experten für weitere Branchen einen Namen machen. Unter den Namen B2B Hero soll das bisherige Geschäftsmodell auf weitere Märkte und Branchen übertragen werden.

Hör´s doch!: narando vertont Artikel

„Weniger lesen, mehr hören“ das ist das Motto von narando, 2016 von Christian Brandhorst gegründet. Bereits während seines Studium arbeitete er am Konzept einer Vorleseplattform. narando liest Online- und Printartikel mit menschlichen Sprechern vor. „Unsere Software bettet die Sprachbeiträge in Web-, Mobile- und Print-Produkte ein, sodass diese direkt angehört oder für später auf die Hörliste gesetzt werden können. Auf der Hörliste gespeicherte Artikel lassen sich über die narando-Apps für Android und iOS herunterladen und mobil, auch offline, anhören“, beschreibt Gründer Christian Brandhorst. Auf diese Weise lassen sich ehemalige Textartikel als Audioversion, zum Beispiel auf der Autofahrt zur Arbeit, konsumieren. „Das System bietet für Verlage und Medien die Möglichkeit, neue Kunden zu generieren. Denn sie können ohne eigene Infrastruktur und hohe Investitionen in ein neues Geschäftsfeld einsteigen“, so Christian Brandhorst, der seine Leistungen bereits für verschiedene News- und Company-Blogs, Verlage und Magazine zur Verfügung stellt.

Intelligentes Controlling in der Backstube: FoodTracks

Eyüp Aramaz und Dr. Tobias Pfaff, Gründer von FoodTracks, haben ein Datenanalyse-Tool entwickelt, das das Bäckerhandwerk revolutioniert. Auf der Basis aller Daten aus der Warenwirtschaft, Kasse und dem Personalmanagement in Verbindung mit externen Faktoren liefert das Start-up mit seiner Smart-Data-Software täglich die besten Handlungsempfehlungen für die Backstube. Der Bäckermeister kann mit wenigen Klicks, die Bestellplanung, den Verkauf und das Personalmanagement messbar optimieren und Ineffizienzen langfristig vermeiden. Das junge Unternehmen sucht nach weiteren Mitarbeitern, deshalb haben die beiden Macher auch auf der Hinterland of Things Konferenz konkret um potenzielle Mitstreiter geworben. Der Kontakt zu potenziellen Geldgebern ist ihnen ebenso wichtig. „Wir haben interessante Gespräche geführt. Der Kontakt zu den anderen Gründern ist ebenfalls enorm wichtig, der Austausch mit ihnen und über deren Erfahrungen zu hören, ist immer wieder bereichernd. Hier vor Ort haben wir viele Gleichgesinnte getroffen und auch interessante Kontakte in den Mittelstand geknüpft“, freut sich Eyüp Aramaz

Fotostrecke zur Hinterland of Things Konferenz

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Fotos: Bildgefährten
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