Groß ist das Bedürfnis von Maschinenbauern und Zuliefern nach persönlichen Gesprächen und direktem Austausch. Die 16. FMB – Zuliefermesse Maschinenbau vom 10. bis 12. November im Messezentrum Bad Salzuflen schafft diese Kontakt- möglichkeiten. Christian Enßle, Head of Cluster FMB, Easyfairs GmbH, Bielefeld, über aktuelle Themenschwerpunkte und die Wichtigkeit „echter” Messen.
m&w: Sie präsentieren die FMB – Zuliefermesse Maschinenbau als „Plattform für die Stabilisierung der Beschaffung“. Was kann Ihre Messe dazu beitragen?
Christian Enßle: In den internationalen Lieferketten knirscht es ja gerade ganz erheblich – so sehr, dass es deutliche Auswirkungen auf die Konjunktur im Maschinenbau hat. Plakativ gesagt: Der Stau im Hafen von Shenzhen führt zu Lieferschwierigkeiten beim Lackieranlagenbauer in Lemgo. Die FMB kann hier einen Beitrag leisten, indem sie Kontakte zu Zulieferern auf regionaler oder nationaler Ebene stiftet. Da sind die Entfernungen kürzer, die Beziehungen stabiler und die Zusammenarbeit kann intensiver sein. Davon profitieren beide Seiten, der Maschinenbauer genauso wie der Zulieferer.
m&w: Die industrielle Antriebstechnik bildet traditionell einen Fokus der FMB. Welche technischen Innovationen präsentieren die Aussteller?
Christian Enßle: Wir sind zwar keine reine Antriebstechnik-Messe. Aber auf der FMB stellen Global Player wie Getriebebau Nord, KEB, SEW und Siemens aus, und ebenso hochspezialisierte kleinere Unternehmen. Der Besucher erhält also einen guten Gesamtüberblick. Zu den zentralen Trends gehören hier die Energieeffizienz und – Stichwort Industrie 4.0 – die umfassende Digitalisierung. Viele Hersteller werden neue Generationen von energiesparenden Antrieben vorstellen, andere konzentrieren sich auf die Integration der Antriebe in Automatisierungs- konzepte. Auch das Thema Vorausschauende Wartung wird eine große Rolle spielen – hier sind Antriebselemente oft das „Fenster zum Prozess.“
m&w: Welche weiteren Top- bzw. Zukunftstrends stehen im Mittelpunkt der Messe?
Christian Enßle: Ganz klar: Industrie 4.0 oder die Digitalisierung wird Thema vieler Diskussionen sein. Das liegt auch daran, dass OWL ein „Hotspot“ für das Top-Thema in der Industrie ist, und das nicht nur deutschlandweit. Ich bin sehr gespannt, welche Ideen und Forschungsergebnisse der Spitzencluster it´s OWL auf der FMB zeigen wird.
Auch das Thema Lieferketten und Liefersicherheit bewegt zurzeit viele Unternehmen. Setzt man stärker auf Zulieferer aus der Region? Baut man Zweitlieferanten für Kernkomponenten auf? Wie gestaltet sich generell die Zusammenarbeit zwischen Zulieferern und Maschinenbauern? Das werden ebenfalls zentrale Gesprächsthemen sein.
m&w: In wenigen Wochen beginnt die FMB: Welche Branchen sind am stärksten vertreten und welche neuen Branchenvertreter werden auf der Messe erstmalig erwartet?
Christian Enßle: Am stärksten sind neben der Antriebstechnik u.a. die Bereiche Montage-, Handhabungstechnik und Automatisierungstechnik, Elektrotechnik/ Elektronik sowie Maschinenteile, -baugruppen und -systeme. Die Oberflächentechnik bildet einen neuen und interessanten Schwerpunkt.
Insgesamt gibt es wieder – worüber wir sehr froh sind – einen sehr ausgewogenen Mix über die gesamte Zulieferindustrie. Wir erwarten auch wieder starke Delegationen von Verbänden des niederländischen Maschinenbaus, und auf der Ausstellerseite sind ebenfalls unsere niederländischen Nachbarn gut vertreten.
m&w: Wie sieht Ihr Rahmenprogramm aus?
Christian Enßle: Das Vortragsprogramm läuft über die gesamten drei Tage. Den Auftakt macht die Oberflächentechnik als neuer Schwerpunkt. Der zweite Tag ist der Digitalisierung gewidmet mit einem wirklich breiten Spektrum an Vortragsthemen. Und den dritten Tag des Vortragsprogramms bestreitet traditionell der Spitzencluster it´s OWL mit Berichten aus der Projektarbeit.
m&w: Die Messe ist in 2005 entstanden mit dem Ziel, die Maschinenbauer und ihre Zulieferer in der Region zu vernetzen. Inwiefern sind Sie bisher diesem Ziel nähergekommen?
Christian Enßle: Wir stehen natürlich nicht allein mit diesem Ziel. Die Messe wurde ja auf Initiative von owl maschinenbau gegründet, und letztlich verfolgt it´s OWL mit seinen Verbundprojekten nichts anderes. Wir sind hier einer von mehreren Bausteinen, die die Vernetzung fördern und vorantreiben, und insgesamt ist das, so meine ich, ganz hervorragend gelungen. Dass die Maschinenbauer und ihre Zulieferer bestens vernetzt sind, ist einer der Gründe für die Erfolgsgeschichte des Maschinenbaus in unserer Region. Und wir als FMB sind, wenn Sie so wollen, deutlich über dieses Ziel hinausgeschossen. Unsere Ausstellerliste zeigt: Wir vernetzen auch sehr viele Zulieferer von außerhalb der Region mit den Maschinenbauern in OWL.
m&w:Leider begleitet uns die Corona-Pandemie noch immer. Haben Sie Corona-bedingte Absagen von Ausstellern erhalten?
Christian Enßle: Die Anzahl der Absagen hält sich in Grenzen. Einige Aussteller haben im Sommer noch gezögert, sich inzwischen aber zur Teilnahme entschlossen. Als kompakte Messe können wir ein hohes Maß an Sicherheit bieten.
m&w: Eine virtuelle Messe kommt für die FMB vor dem Hintergrund der immer noch unvorhersehbaren Risiken nicht in Betracht?
Christian Enßle: Ganz klar: Nein. Die Branche wünscht dringend persönliche Gespräche, direkten Austausch, fachliche Kommunikation. Das fehlte einfach in den vergangenen anderthalb Jahren. Als kleine, überschaubare Messe können wir dieses Bedürfnis in der aktuellen Situation – mit der gebotenen Sicherheit und einem bewährten Hygienekonzept – sehr viel besser erfüllen als manche internationale Großveranstaltung. Dieses persönliche Angebot bauen wir auch noch aus – zum Beispiel mit einem „Matchmaking“, bei dem Aussteller und Besucher schon im Vorfeld zueinanderfinden und Gesprächstermine vereinbaren können.
Das heißt nicht, dass wir uns nicht mit Digital-Angeboten beschäftigen, die unsere beiden Live-Messen ergänzen, vor allem in der Zeit zwischen den Messen. So können wir kontinuierlich Maschinenbauer und Zulieferer zusammenbringen und unsere Position als Mittler und Kommunikator festigen. Aber der Kern unseres Geschäftes werden auf absehbare Zeit die „echten“ Messen bleiben. So wünschen es die Aussteller und die Besucher.
m&w: Was sind die wichtigsten Eckpunkte Ihres praxiserprobten Hygienekonzepts?
Christian Enßle: Als Tochterunternehmen der weltweit agierenden Easyfairs-Gruppe setzen wir ein in der Praxis erprobtes und zertifiziertes Hygienekonzept um, das vor Ort von externer Stelle überwacht wird. Selbstverständlich passen wir dieses Konzept den aktuell geltenden Vorschriften an. Außerdem haben wir ja schon vor dem Pandemiebeginn unser kontaktloses „EasyGo“-System vorgestellt: Besucher und Aussteller können ihre Kontaktdaten einfach und kontaktlos über das Lesegerät des Ausstellers austauschen.
KONTEXT
Die 16. FMB – Zuliefermesse Maschinenbau findet vom 10. bis 12. November im Messezentrum Bad Salzuflen statt. Eine besondere Bedeutung nimmt das Vortragsprogramm ein, das an allen drei Tagen einen anderen Fokus setzt. Während zum Start der Messe die Oberflächentechnik im Mittelpunkt steht, können sich die Fachbesucher am zweiten Veranstaltungstag über die Digitalisierung in der industriellen Produktion informieren. Das Spektrum der Themen umfasst die gesamte Wertschöpfungskette von der Entwicklung (mit neuen Tools und Zulieferprodukten) über die Instandhaltung von Maschinen (mit „digitalem Zwilling“) bis zu neuen Kommunikationstechniken in Produktion und Vertrieb (mit HoloLens und KI).
Das Spitzencluster it´s OWL gestaltet den letzten Messetag. Hier erhalten Interessierte einen Einblick in aktuelle Industrie 4.0-Projekte, die in der Region vorangetrieben werden.