Wenn Sie über Ihre Branchen-Leitmesse gehen, die Hannover Messe oder gar eine der vielfältigen Digital-Konferenzen – haben Sie da den Eindruck, es gäbe zu wenig (digitale) Innovation in Deutschland?
Allerorts wird „Industrie 4.0“ gelobt, werden vernetzte Maschinen, digitale Services und Produkte gezeigt, am besten noch mit einer Prise Blockchain-Technologie und einem Aufkleber „künstliche Intelligenz inside“ drauf. Man könnte also meinen, es wäre alles in Ordnung im Land der Ingenieurskunst und German Quality. Ein Blick in den deutschen Maschinenraum, den Mittelstand, zeigt mir jedoch oft noch ein anderes Bild: die Unternehmen sind noch sehr damit beschäftigt, die vollen Auftragsbücher abzuarbeiten, den Fachkräftemangel und die Automobilkrise zu bewältigen, das neue CRM-System einzuführen usw… Das Tagesgeschäft geht einfach vor und lässt daher oft zu wenig Raum für Innovation. FALSCH!
Innovation und Innovationskultur müssen mittlerweile zum Tagesgeschäft dazu gehören und nicht die Ausnahme bilden. Dabei ist eine schnelle Wiederholung von Entwickeln, Ausprobieren und Anpassen wichtig, sodass „iterative Innovationszyklen“ entstehen können. Doch die Relevanz von ständigem Wandel wird immer noch zu selten gesehen. Und dann kommt „Jemand“, der die Marktregeln ändert, die seit Jahrzehnten für unumstößlich gehalten wurden. So passiert in vielen B2C-Märkten, aber auch immer öfters im industriellen Umfeld. Radikale „Disruption“ ist das neue Schreckgespenst, welches mir landauf landab auf den Konferenzen begegnet.
Die Radikalität besteht dabei nicht darin, alles plötzlich digital werden zu lassen, das Fax abzustellen und nur noch E-Autos an Ihre Außendienstler zu verteilen; der Wandel findet vielmehr in der Einstellung der Mitarbeiter zu Veränderung, in der Unternehmens- und Führungskultur Ihres Unternehmens statt.
Ein Unternehmen, das diesen „inneren Wandel“ bereits begriffen hat, ist WAGO aus Minden. Der Hersteller von Elektronik-Komponenten hat es trotz etabliertem Geschäftsmodell und speziellen Produkten geschafft, sich den Herausforderungen des ständigen Wandels zu stellen. Das dafür gegründete Digital Transformation Office (DTO) unterstützt die Kollegen z.B. durch die WAGO Kickbox bei der Entwicklung eigener Ideen.
Dabei handelt es sich um einen zwölfwöchigen Innovationsprozess, in dem Mitarbeiter Ressourcen und Unterstützung erhalten, um völlig frei von äußeren Einflüssen an ihren Ideen zu arbeiten. Mein Kollege Kai Hohmeier und Jens Edler von WAGO haben die Teams dabei begleitet und Hilfe zur Selbsthilfe gegeben. Herausgekommen sind zahlreiche innovative Konzepte, die nun im nächsten Schritt umgesetzt werden.
Das Besondere dabei sind jedoch nicht die einzelnen Ideen, sondern vielmehr der Wandel in den Köpfen von Mitarbeitern und Führungskräften. Innovationen aus den eigenen Reihen bedeutet nämlich auch Anerkennung für Leistung über den eigenen Verantwortungsbereich hinaus, ein Denken über Abteilungsgrenzen hinweg und unternehmerisches Schaffen. Dieser Mut, sich selbst auszuprobieren ist es, was iterative Innovation ausmacht. Es hat damit einen viel größeren Impact auf die interne Unternehmensentwicklung als die viel zitierte Disruption, die meist dann doch weit weniger dramatisch ausfällt als prognostiziert. Denn was wir im Mittelstand brauchen, sind mehr Innovatoren, denn Menschen treiben Veränderungen, nicht Technologien oder Geschäftsmodelle.
Und so kann ich Ihnen nur Mut machen: Schnappen Sie sich eine Kickbox und probieren Sie sich aus, schaffen Sie Neues und testen Sie Grenzen aus! Ich wünsche Ihnen dabei viel Erfolg, sollten Sie mehr darüber wissen wollen, wie sie die Kickbox einsetzen können, freue ich mich über Ihre Nachricht.
Ihr Stefan Mrozek
Weitere Informationen: www.startup-landschaft.de