Kürzlich kamen die neuen Statistiken des Deutschen Startup Monitors 2020 heraus: Nur 16 Prozent aller Gründungen in Deutschland sind weiblich. Im Bielefelder Pioneers Club ist die Quote allerdings deutlich positiver. Etwa jede dritte Gründung wird hier von Frauen getätigt.
Britta Herbst ist Geschäftsführerin des Coworking Spaces und erzählt in dieser Kolumne über die grundlegende Problematik, was sich verändern muss und warum sich im Pioneers Club überdurchschnittlich viele Gründerinnen ansiedeln.
Britta über…
… die Gründe dafür, dass nur 16 Prozent aller Gründungen in Deutschland durch Frauen getätigt werden.
„Das Problem ist tief im Bildungssystem verankert, denn Mädchen werden nicht zu Unternehmerinnen erzogen. Interessen, aus denen heutzutage häufig Gründungen entstehen, sind oftmals die MINT-Fächer, also Ingenieur- und Naturwissenschaften. Schon anhand der Zahlen in Leistungskursen oder Absolventinnen der entsprechenden Studiengänge kann man feststellen, dass Frauen hier klar unterrepräsentiert sind. Dazu kommt, dass die typischen Vorbilder in diesem Bereich männlich sind: Steve Jobs, Jeff Beszos, Larry Page, Richard Branson, Elon Musk, Bill Gates – die „Role Models sind fast immer Männer. Dadurch ziehen viele Frauen schlichtweg gar nicht in Erwägung, eine eigene Organisation zu gründen. Wenn man bedenkt, dass etwa 60% aller Abiturienten weiblich sind, ist das umso erschreckender, denn hier wird unternehmerisches Potenzial verschwendet. Dazu dürfte sich mittlerweile durch viele Studien herumgesprochen haben, dass diverse Teams erfolgreicher sind.“
Britta über…
… das, was sich aus ihrer Sicht konkret ändern muss.
„Für die Vereinbarkeit von Kind und Karriere braucht es ein ganzheitliches Umdenken in der Gesellschaft. Das klassische Rollenverständnis ist immer noch in vielen Köpfen verankert und wir alle müssen mithelfen, das zu verändern. Ich bin grundsätzlich dafür, das Problem an der Wurzel zu fassen und daher davon überzeugt, dass es harte Veränderungen vor allem in der Bildung und im gesellschaftlichen Rollenbild benötigt. Im Pioneers Club setzen wir uns mit regelmäßigen Angeboten auch für die digitale Bildung von Kindern und Jugendlichen ein. Dabei schauen wir im Besonderen darauf, dass auch junge Mädchen an den Kursen teilnehmen und so zum Beispiel erste Berührungspunkte mit Programmiersprachen geschaffen werden.“
Britta über…
… die Gründe, warum der Anteil an Gründerinnen im Pioneers Club positiver ist.
„Ich denke, dass Coworking Spaces grundsätzlich großartige Orte sind, die sich für Gründerinnen anbieten. Hier gibt es ein modernes Mindset, wo das tradierte Rollenverständnis in den Hintergrund rückt. Für den Pioneers Club spricht darüber hinaus die zentrale Lage bzw. grundsätzlich kurze Wege, was gerade bei Familien mit Kindern ein sehr wichtiger Aspekt ist. Support aus einer starken Community zu nutzen und kollaborativ zu agieren, entspricht dem Naturell der Gründerinnen im Club. Ich bin überzeugt, dass ein größeres Ökosystem an Coworking Spaces im Positiven auf eine ausbalanciertere Gründungskultur einzahlt. Daher hiermit der Aufruf an alle Mädchen und Frauen: Traut euch zu gründen, denn ihr habt alles, was es braucht, um erfolgreich zu sein.“