Während meiner Zeit als Startup-Coach kam ein angehender Gründer mit folgender Frage auf mich zu: „Ich habe jetzt zehn Bücher zum Thema Gründung gelesen, wie viele Bücher muss ich noch lesen, damit ich endlich tatsächlich gründen kann?“
Diese Frage hat mich zunächst sehr irritiert, dann aber angeregt, intensiver darüber nachzudenken: Kann man gründen lernen? Welche Bildung ist Voraussetzung, um erfolgreich gründen zu können?
Insbesondere in letzter Zeit haben sich viele Initiativen das Ziel gesetzt, unternehmerische Talente zu identifizieren und das nötige Wissen zu vermitteln, um erfolgreich ein Unternehmen zu gründen. Das wirft natürlich die Frage auf, ob das überhaupt möglich ist und wie man dieses Ziel am besten erreichen kann.
Interessanterweise gibt es viele extrem erfolgreiche Gründer, die Studienabbrecher sind, wie zum Beispiel Bill Gates, Mark Zuckerberg oder auch Steve Jobs. Auch die Fachrichtungen sind sehr unterschiedlich. Natürlich gibt es viele Gründer mit technischem oder wirtschaftswissenschaftlichem Hintergrund, aber ebenso auch komplette Quereinsteiger. Der milliardenschwere Gründer des chinesischen Internet-Konzerns Alibaba, Jack Ma, war vor seiner unternehmerischen Tätigkeit beispielsweise Englisch-Lehrer.
Es gibt einige Universitäten, die besonders ausgeprägte Gründungsaktivitäten aufweisen. So gilt die im Silicon Valley beheimatete Stanford University als Startup-Schmiede, aus der zum Beispiel Google entstanden ist. In Deutschland gilt die private Wirtschaftshochschule WHU in Vallendar als besonders stark im Startup-Bereich.
Dabei stellt sich die Frage, ob die Grundlage für erfolgreiche Gründungen im Lehrplan gelegt wird. Oder eher im Umfeld, in der Umgebung und der Gesellschaft, in der sich die Gründer bewegen? Sicherlich wird es ein Zusammenspiel vieler Faktoren sein. Ich persönlich habe die Erfahrung gemacht, dass es für Gründer enorm wichtig ist, Gleichgesinnte um sich zu haben, mit denen man sich austauschen und von denen man lernen kann. Wenn man von erfolgreichen Gründern umgeben ist, wird man viel eher inspiriert und traut sich eher zu, auch selbst erfolgreicher Gründer zu werden.
Ebenso ist es wichtig, das Gründen als kontinuierlichen Lernprozess zu begreifen. Man muss einfach anfangen, ohne, dass man auf jede möglicherweise auftretende Eventualität mit theoretischem Wissen vorbereitet ist. Durch „Learning by doing“, ständiges Ausprobieren, auch Fehlermachen und neu probieren lernt man schneller, als man es in Vorlesungen jemals könnte. Jede Phase einer Unternehmensgründung erfordert andere Qualitäten und man entwickelt sich kontinuierlich weiter. Insofern findet der größte Wissenserwerb nicht vor, sondern während der Gründung selbst statt!
Gründen heißt lernen – Start up now! Bis zum nächsten Mal.