Kolumne: Warum Perfektion in Startups nichts bringt

Tristan Niewöhner, Gründer und Geschäftsführer persomatch GmbH

Tristan Niewöhner, Gründer und Geschäftsführer persomatch GmbH

„Ich bin Perfektionist.“ Das ist ein wohlklingender Satz, der zum Ausdruck bringen soll, dass jemand ehrgeizig ist und immer nach dem Besten strebt, dass man keine Fehlschläge akzeptiert und immer ein fehlerfreies Ergebnis liefert.
Man bekommt schon in der Schule beigebracht, wie erstrebenswert es ist, keine Fehler zu machen und auch bei der Umsetzung technischer Spezifikationen ist Perfektion das Ziel. Das muss auch im Prinzip nicht schlecht sein, allerdings ist es im Startup-Kontext häufig nicht zielführend.
Perfektion bedeutet, dass man ein Zielbild im Kopf hat, das man erreichen möchte und dass man Perfektion erreicht hat, wenn die Realität völlig deckungsgleich mit diesem ist. Dies setzt natürlich voraus, dass man ein solches Zielbild hat und dass dieses richtig ist.
Wenn man ein Startup gründet, sind die Rahmenbedingungen von vornherein leider nicht so eindeutig. Die heutige Welt wird häufig mit dem Akronym VUKA (volatil, unsicher, komplex und ambivalent) beschrieben, was im Klartext einfach ein hohes Maß an Unsicherheit bedeutet. In Anbetracht dieser Komplexität ist es gar nicht zielführend, versuchen zu wollen, Perfektion zu erreichen, da man sich aufgrund der kaum vorhersehbaren oder kalkulierbaren Umweltbedingungen immer Schritt für Schritt anpassen muss.
Als Startup ist es immer am besten, ein möglichst einfaches Initial-Produkt (Minimum Viable Product) auf den Markt zu bringen, dass man dann iterativ durch Kunden-Feedback weiterentwickeln kann.
Perfektion ist darüber hinaus auch sehr ressourcenintensiv. Um ein perfektes Produkt abliefern zu können, muss man einen sehr großen Aufwand betreiben. Dafür fehlen einem Startup schlicht und einfach häufig die Mittel und vor allem auch die Zeit, die benötigt wird, um ein Produkt perfekt zu machen. Insofern ist es viel zielführender, mit einem nicht perfekten Produkt an den Markt zu gehen, als zu viel Zeit zu verlieren.
Der Gründer des weltweit erfolgreichen Business-Netzwerkes LinkedIn, Reid Hoffman, sagte einmal: „Wer sich für sein erstes Produkt nicht schämt, hat es zu spät auf den Markt gebracht.“

Nicht perfekt, lieber einfach loslegen –
Start up now! Bis zum nächsten Mal.

 

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