Ich erzähle Ihnen nichts Neues: Wir als Mittelstand stehen vor großen Herausforderungen. Umsatzeinbrüche, Kurzarbeit, die Notwendigkeit, uns für diese neue Zukunft zu rüsten – die Liste der Themen ist lang. Doch was Sie wissen sollten: Die Startup-Szene in Deutschland, der Nachwuchs für Innovationen, hat es noch viel härter getroffen. Kaum finanzielle Reserven, Erfahrungen im Krisenmanagement oder frisches Kapital für ihre Ideen. Und zugleich ist der Umgang der „jungen Wilden“ mit der aktuellen Krise unglaublich positiv und proaktiv.
Woher kommt diese Stärke? Die kurze Antwort ist: Startups sind viel flexibler als Unternehmen mit gewachsenen Strukturen es sich nur erträumen könnten. Die ehrliche Antwort: Sie haben ein anderes, ein ganzheitlicheres Verständnis von Innovation.
Der ‚New Economy‘ ist bewusst, dass Innovation heißt, sich ständig in allen Belangen des eigenen Geschäfts zu hinterfragen. Von der Wertschöpfung über den Distributionskanal bis zum Erlösmodell. Und insbesondere: über das Produkt hinaus. Ganzheitliche Innovation bedeutet, die Vogelperspektive einzunehmen, die Marktregeln zu hinterfragen und Alternativen zu finden. Was wäre, wenn wir das ganz anders machen? – das ist die meist unterschätzte Frage im Arbeitsalltag und sollte im Mindset unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter tief verankert werden.
Die Giganten unserer Zeit machen es uns stetig vor. Amazon Kindle? Ein enorm spannender Distributionskanal für den ursprünglichen Onlinehändler für Bücher. Nun dringt dieses Mindset auch immer stärker in die B2B-Welt ein. Wärme, Flugmeilen oder Druckluft as a Service sind großartige Beispiele für sich wandelnde Geschäftsmodelle etablierter Unternehmen. Sie haben verstanden, dass ihr Kunde das Ergebnis des Produkts möchte, nicht das Produkt selbst. Eine Erkenntnis und Innovationskraft, die sie heute durch die Krise leiten.
Wir durchlaufen diesen Prozess der inneren Transformation mit unseren Partnern regelmäßig. Die wichtigsten Erkenntnisse dabei? Die Transformation beginnt tatsächlich im Kopf – und zwar ganz oben im Organigramm. Unternehmer ohne Vision und Selbstverständnis treiben in stürmischen Zeiten dorthin, wo die Wellen sie hintragen. Fungiert die Führung jedoch als Kompass, kann die Kultur im Unternehmen und damit der Wandel in der Belegschaft folgen. Wenn dies gelingt, sind gewachsene Strukturen und Kompetenzen vielmehr ein Vor- als Nachteil. Sie sind die Startbahn für Neues. Beispiele und bewährte Vorgehensmodelle hierzu gibt es zu genüge. Der Schritt liegt nun bei uns: Lassen Sie uns gemeinsam neue Tugenden mit den Stärken des deutschen Mittelstands kombinieren. So begegnen wir jeder Herausforderung mit Flexibilität und Ideenreichtum.
Ihr Aljoscha Schlosser
Weitere Informationen: www.startup-landschaft.de