Westfalens Beste 2018
Wer sind die besten Innovatoren in der Region? Welcher Kreis hat die innovativsten Unternehmen? Gab es an der Spitze der Besten gegenüber dem Vorjahr Veränderungen? In Zusammenarbeit mit dem Patent- und Innovationszentrum Bielefeld haben wir wieder die veröffentlichten Patent- und Gebrauchsmusteranmeldungen beim Deutschen Patentamt zusammengestellt. Wer ganz vorne steht, sehen Sie im mawi-Innovationsranking.
Sie gehören zu den drei innovativsten Unternehmen in Westfalen und belegen im mawiInnovationsranking 2018 die ersten drei Plätze.
Das Besondere: Die drei bestplatzierten Unternehmen aus den vergangenen vier Jahren haben auch in 2018 ihre Positionen behalten. Miele & Cie. KG, Gütersloh, befindet sich erneut auf Platz eins. Das Blomberger Unternehmen Phoenix Contact GmbH & Co. KG und die HELLA KGaA Hueck & Co. mit Sitz in Lippstadt teilen sich erstmals den zweiten Platz.
In unserem Kreisranking gab es ebenfalls keine Veränderung gegenüber dem Vorjahr: Der Kreis Gütersloh verteidigte erneut seinen ersten Platz.
Grundlage für die Bewertung waren die in 2018 veröffentlichten Patent und Gebrauchsmusteranmeldungen beim Deutschen Patentamt in München. Weitere Platzierungen finden Sie in unserem Ranking:
Was ist das Erfolgsrezep der erstplatzierten westfälischen Unternehmen und welche Bedeutung haben digitale Geschäftsmodelle für Produktinnovationen und die Schaffung neuer Umsatzquellen? Wie sieht ihr digitales Geschäftsmodell aus?
Platz 1: Miele & Cie. KG
„Mehr Innovationen aus dem digitalen Kosmos“
Es gibt bereits einige Beispiele für neue, digitale Geschäftsmodelle. Dahinter steht in der Regel die Idee, dass wir unseren Kunden nicht allein die Hardware, also unsere Hausgeräte anbieten, sondern diese mit zusätzlichen Services verknüpfen. Wir bezeichnen das dann als Systemgeschäft. Ein Beispiel sind unsere TwinDos-Kartuschen mit eigens für Miele entwickeltem Zwei-Phasen-Waschmittel. Geht der Vorrat in einer der Kartuschen im Gerät zur Neige, bekommt der Nutzer eine Push-Meldung auf das Smartphone und kann mit wenigen Klicks im Miele-Onlineshop nachordern. Neben dem Waschmittel haben wir auch Reinigungsmittel für Geschirrspüler und Kaffeeautomaten sowie neuerdings vier eigene Kaffeesorten im Programm. Diese Produkte sind bestmöglich auf unsere Geräte abgestimmt. Ein anderes Beispiel für das Systemgeschäft ist das erste Start-up, das Miele mitentwickelt hat. Das Unternehmen heißt MChef und liefert Spitzengastronomie nach Hause oder in die Firma, wo die Speisen dann im Dialoggarer vollendet werden.
Mit beiden Geschäftsmodellen lassen sich natürlich neue Umsatzquellen erschließen. Mindestens genauso wichtig ist aber, dass wir unseren Kunden ein Rundum-Paket bieten, das sie so nur von Miele bekommen, und dass ihre Erwartungshaltung im Idealfall übertrifft. In Zukunft werden solche Services und Dienstleistungen, die erst durch die Digitalisierung möglich geworden sind, mit darüber entscheiden, wie erfolgreich ein Unternehmen sein wird. Um noch weiteres kreatives Potenzial für Miele zu erschließen, haben wir vor zwei Jahren die Miele Venture Capital GmbH gegründet. Mit diesem Tochterunternehmen fördern wir junge Gründer und binden sie an uns, wenn ihr Geschäftsmodell zu Miele passt. Ich bin mir sicher, dass wir zukünftig noch mehr Innovationen haben werden, die nicht zwangsläufig unseren Laboren entstammen, sondern im digitalen Kosmos ihren Ursprung haben.
Platz 2: Phoenix Contact GmbH & Co. KG
„In digitalen Geschäftsmodellen steckt viel Potential“
In unserer Unternehmensgruppe gibt es bereits digitale Geschäftsmodelle. Ein Beispiel ist unser Tochterunternehmen Protiq, das erst 2017 als Ausgründung auf den freien Markt ging. Dieses Unternehmen bietet 3D-Druck an. Das Geschäftsmodell basiert auf einem Portal, über das Anfrage, Bestellung und Bezahlung abgewickelt wird. Der rasante Umsatzzuwachs des jungen Unternehmens zeigt, wieviel Potential darin steckt. Für die Muttergesellschaft Phoenix Contact sind wir derzeit in verschiedenen Projekten unterwegs, digitale Geschäftsmodelle zu entwickeln und zu realisieren. Das sind dann, bei erfolgreichem Betrieb, in sich neue Umsatzquellen.
Was Produktinnovationen angeht, so sehen wir den Nutzen eher auf den Kunden bezogen. Neuentwicklungen helfen dem Anwender, seine Digitalisierung erfolgreich zu bewältigen, ob es Komponenten, Systeme oder umfassende Lösungen sind. Dazu gehören klarerweise Innovationen im Bereich der Automatisierung, Cyber Security oder cloudbasierte Produkte. Aber auch neue Services, neue Dienstleistungen und individualisierte Produkte im Bereich der Interfacetechnik und der Verbindungstechnik entstehen durch die Digitalisierung.
Wir sehen uns daher als Wegbereiter der Digitalisierung im Sinne eines „Empowering“ unserer Kunden und Partner. Sicherlich wird die gesamte B2B-Industrie sich wandeln und den Geschäftsprozess des Online-Konsums übernehmen.
2. Platz: HELLA GmbH & Co. KGaA
„Wir bauen unsere Software- und Digitalkompetenz weiter aus“
Die Digitalisierung schreitet unaufhaltsam voran und erfasst die Branche auf allen Ebenen. Für HELLA ergeben sich hieraus vielfältige Chancen für weiteres profitables Wachstum. Von diesen profitieren wir bereits heute, indem wir bestehende Leistungsangebote und Prozesse durch den Einsatz digitaler Technologien optimieren und neue Geschäftsmodelle erschließen. So treiben wir beispielsweise die Digitalisierung der automobilen Lichttechnik maßgeblich voran und entwickeln neue Lichtfunktionalitäten, die zu mehr Sicherheit und Komfort im Straßenverkehr beitragen. Beispiel: unsere Matrix LED-Scheinwerfer, die softwarebasiert angesteuert werden und die Straße heller und weiter ausleuchten, ohne andere Verkehrsteilnehmer zu beeinträchtigen. Wir entwickeln innovative Softwarelösungen für Fahrerassistenzsysteme, die den Weg zum automatisierten Fahren maßgeblich vorantreiben, entwickeln neue digitale Geschäftsmodelle für den Aftermarket und steigern mit Methoden der Künstlichen Intelligenz Effizienz und Qualität in unseren Fertigungsprozessen. Beispiele, die zeigen, wie wir die Digitalisierung aktiv nutzen, um unsere Position als einer der weltweit führenden Automobilzulieferer auch im digitalen Zeitalter weiter auszubauen.
Wir stellen wichtige Weichen, um die Möglichkeiten der Digitalisierung nachhaltig zu nutzen, Bewährtes weiter zu verbessern und Neues zu schaffen. In diesem Kontext kristallisieren sich insbesondere drei strategische Stoßrichtungen heraus.
Erstens richten wir unsere Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten konsequent an zentralen Branchentrends aus und investieren rund zehn Prozent unseres Umsatzes in Forschung und Entwicklung. Diese Innovationskraft ist die Basis unserer Wettbewerbsfähigkeit. Zweitens bauen wir in diesem Zuge gezielt unsere Software- und Digitalkompetenz weiter aus. Die automobile Zukunft wird maßgeblich von Programmierern und Softwareentwicklern mitgeschrieben. Drittens setzen wir verstärkt auf Kooperationen, schließlich können wir nicht alles alleine machen. Wir schließen beispielsweise Partnerschaften mit kreativen, dynamischen Start-ups und knüpfen gezielt Netzwerke mit Softwareexperten.
Dies zeigt: Die tiefgreifenden Veränderungen, die die Branche derzeit umfassen, stellen zweifelsohne große Herausforderungen dar. Automobilhersteller und Zulieferer sind gleichermaßen gefordert. Sie sind aber auch verbunden mit großen Chancen – nicht nur für HELLA, sondern für den Automobilstandort Deutschland.