OWL-Innovationspreis 2021/2022

Präsentation der Gewinner des OWL Innovationspreises (v.l.): Jürgen Noch (Geschäftsführer Westfalen Weser Energie), Wolfgang Marquardt (Fachbereichsleiter OWL GmbH), Petra Pigerl-Radtke (Hauptgeschäftsführerin IHK Ostwestfalen, Sprecherin der Jury), Rainer Müller (Geschäftsführer Stadtwerke Bielefeld) und Robert Kröger (Projektleiter OWL GmbH). (Foto: OWL Lippe GmbH)

Ins Blickfeld rücken und Potenziale aufzeigen

Wenn es um Innovationen in der Wirtschaft geht, dann ist Ostwestfalen-Lippe eine feste Größe. Der alle zwei Jahre verliehene OWL-Innovationspreis MARKTVISIONEN 2021/2022 der OstWestfalenLippe GmbH zeigt es immer wieder in beeindruckender Weise. Jetzt wurden drei Unternehmen ausgezeichnet.

Die DENIOS AG aus Bad Oeynhausen erhält den Preis in der Kategorie „Marktvisionen“ mit einer digitalen Lösung für eine sichere Gefahrstofflagerung. Die Paderborner ENERVATE GmbH überzeugte die Jury in der Kategorie „Zukunft gestalten“ mit der Entwicklung einer intelligenten Thermofassade, mit der Bestandsgebäude den Energieeffizienz-Standard von Neubauten erreichen können. Der Startup-Preis für eine erfolgversprechende Unternehmensgründung geht an die CodeShield GmbH, die eine Software für eine sichere Datenspeicherung in der Cloud entwickelt hat, die Unternehmen vor Hacker-Angriffen schützt. Der Startup-Preis ist dotiert mit einem Preisgeld von 5.000 Euro und einem Beratungspaket.

In OWL weht ein starker Innovationsgeist

„Wir wollen die innovativen Kräfte in Wirtschaft, Forschung und Entwicklung in OWL mobilisieren, die Innovationen der Wirtschaft sichtbar machen und wir wollen unterstreichen, dass die mittelständisch geprägten Unternehmensstrukturen Motor für Innovation und Fortschritt in OWL sind“, beschreibt Wolfgang Marquardt, Prokurist der OstWestfalenLippe GmbH die Motivation für die regelmäßige Durchführung. 93 Unternehmen mit 94 innovativen Produkten, Dienstleistungen und Prozessen haben sich dieses Mal beworben. Das sei ein hervorragendes Ergebnis, so Marquardt, der betont, dass die zum 14. Mal verliehene Auszeichnung zu den wichtigsten Wirtschaftspreisen in der Region gehöre. Das zeige auch die hohe Zahl von insgesamt gut 1.200 Bewerbungen seit Ausschreibung des Wettbewerbs. Das große Interesse zeige, dass sich Unternehmen aus OWL mit ihren Innovationen erfolgreich auf den Märkten behaupteten und Lösungen für die gesellschaftlichen Herausforderungen der Zukunft entwickelten.

 

„Wir sehen, der Wettbewerb wird in den Unternehmen angenommen und als besondere Auszeichnung verstanden. Auch bekommen wir immer wieder die Rückmeldung von den Teilnehmenden, dass der Preis geholfen habe, neue Kunden zu finden, die Bekanntheit zu stärken und auch wirtschaftlich weiter voranzukommen“, beschreibt Marquardt die besondere Bedeutung des Innovationspreises für das Regionalmarketing in OWL.

Die Verleihung erfolgt in den Kategorien „Marktvisionen“, „Zukunft gestalten“ und Startup-Gründung mit hohem Marktpotenzial.
Für die Jury, die aus Vertretern von Hochschulen, Kammern und Unternehmen besteht, keine leichte Aufgabe, wie Petra Pigerl-Radtke, Hauptgeschäftsführerin IHK Ostwestfalen zu Bielefeld, betont: „Hinter uns liegt ein langer Sichtungsprozess. Aus der Vielzahl an Bewerbungen eine Entscheidung zu treffen, war eine besondere Herausforderung, die wir jedoch sehr gerne angenommen haben. Hier zeigt sich eindrucksvoll das enorme Innovationspotenzial der Region. In den heimischen Unternehmen entstehen viele innovative Ideen, die kontinuierlich weiterentwickelt und in Wettbewerbsvorteile auf den Märkten umgewandelt und umgesetzt werden“, so die IHK-Präsidentin. Die zahlreichen Einreichungen seien zudem hervorragende Beispiele dafür, wie Innovationen entstünden: „Aus der Kooperation unterschiedlicher Partner von Unternehmen und auch in Kombination mit Forschungseinrichtungen, die ihr Know-how bündeln und an dessen Ende etwas sehr Gutes herauskommt.“

Die teilnehmenden Unternehmen kommen aus verschiedensten Branchen und spiegeln die Vielfalt in der Region wider. Das Spektrum reicht von Fertigungsverfahren, Werkstoffen, Assistenzsystemen, Innovationen in den Bereichen Software, Medizintechnik, Mobilität bis hin zu neuen Verfahren für Gebäude und Möbel. Zusätzlich gehe es um die Förderung von Gesundheit und Bildung, um Klimaschutz, Energieeffizienz und Nachhaltigkeit – und damit seien alle wichtigen Megathemen unserer Zeit bedacht worden.

Neben zahlreichen namhaften Familienunternehmen haben auch zahlreiche kleinere Unternehmen ihren Hut in den Ring geworfen und sich für den Preis beworben. Groß war auch das Interesse der Startup-Szene. „Die hohe Zahl von 36 Bewerbungen um den Startup-Preis zeigt die hohe Gründungsdynamik“, freut sich Wolfgang Marquardt über den Gründergeist in der Region.

Doch wie wählt man die „besten“ innovativen Produkte, Dienstleistungen und Prozesse aus?

„Innovationen lassen sich nur schwer miteinander vergleichen, umso größer war unser Anspruch, dieses sehr intensiv zu tun“, erklärt Pigerl-Radtke. 30 Expertinnen und Experten aus Wirtschaft und Wissenschaft standen der Jury zur Seite. Sie haben die Bewerbungen gesichtet und Empfehlungen ausgesprochen. Auf dieser Basis hat die Jury ihre Köpfe zusammengesteckt, gemeinsam diskutiert und sich auf einige Favoriten festgelegt. Im Anschluss erfolgte die Präsentation der Innovationen durch die ausgewählten Unternehmen vor der Jury.

Bei der Bewertung haben sich die Männer und Frauen an Kriterien wie Innovationsgrad, Alleinstellungsmerkmal, Nutzen für den Anwender und den Mehrwert im Vergleich zu anderen bereits auf dem Markt erhältlichen Lösungen orientiert. In die Waagschale fielen auch die Aspekte Markterfolg, Marktpotenzial wie Wettbewerbsfähigkeit, Umsatz und Arbeitsplätze.

„Es war wie ein intellektueller Booster, weil wir uns auch inhaltlich sehr intensiv mit den Produkten und Dienstleistungen beschäftigt haben“, zieht die Jury-Sprecherin ein positives Fazit.Ganz zu schweigen von der Freude an den Persönlichkeiten, die wir kennenlernen durften und die hinter der Innovation stehen.“


DENIOS AG:
Digitale Überwachung von Gefahrstofflagern

In Unternehmen ist die Lagerung und Handhabung von Gefahrstoffen, wie entzündlichen und giftigen Chemikalien, mit Risiken für die Umwelt und die Gesundheit der Beschäftigten verbunden. Diese Gefahrstoffe werden daher in speziell ausgewiesenen Gefahrstofflagern aufbewahrt. Dabei kommt es immer wieder zu Mängeln wie dem Austreten von Gefahrstoffen, Bränden oder Explosionen. Und wird erst erkannt, wenn es passiert ist. Das führt zu erheblichen Schäden. So hat sich das Volumen der durch Unfälle freigesetzten Schadstoffe in 2020 im Vergleich zum Vorjahr verdreifacht, die Anzahl der meldepflichtigen Unfälle ist um 23 % gestiegen. Die Kosten durch Produktionsausfälle und Stillstandzeiten sind häufig noch höher als durch den Schaden selbst.

Der DENIOS AG ist es als erstem Anbieter weltweit gelungen, die Gefahrstofflagerung zu digitalisieren. Die Lösung DENIOS connect verbindet einen Überwachungssensor für Gefahrstoffe mit einer cloudbasierten Webapplikation. Dadurch ist eine permanente Überwachung der Status-Daten der Gefahrstofflager möglich. Veränderungen in der Temperatur oder der Gaskonzentration sowie Leckagen werden frühzeitig erkannt, sodass drohende Schäden minimiert oder verhindert werden können. Der bzw. die Verantwortliche im Unternehmen wird dann per SMS oder E-Mail auf seinem Endgerät gewarnt. Darüber hinaus erfolgt vor Ort ein optischer und akustischer Alarm.

Grundlage für die Innovation war eine intensive Kooperation mit Unternehmen und Forschungseinrichtungen im Rahmen des Spitzenclusters it´s OWL.

„Das zeigt wieder einmal, dass dieses Technologie-Netzwerk ein echter Voranbringer für Unternehmen ist“, sagt Pigerl-Radtke.

Die Lösung finde schon jetzt eine hohe Nachfrage auf dem Markt und werde von renommierten Unternehmen in den Bereichen Chemie, Maschinenbau und Automobilzulieferer eingesetzt. Ein besonderes Plus sei zudem, DENIOS connect könne herstellerunabhängig eingesetzt und für die Nachrüstung von Gefahrstofflagern anderer Anbieter genutzt werden. Dadurch erwartet DENIOS erhebliche Umsatzsteigerungen. Die Innovation habe eine hohe strategische Bedeutung für die Zukunftsfähigkeit des mittelständischen Unternehmens. Perspektivisch gehe das Unternehmen davon aus, rund 30 Prozent des Umsatzes mit dieser Innovation zu generieren.

 „DENIOS ist nach Ansicht der Jury in langjähriger Entwicklungsarbeit ein Innovationssprung gelungen, mit dem das Unternehmen neue Standards für die sichere Gefahrgutlagerung liefert. Die Lösung überzeugt mit einem Gesamtkonzept aus Produkt, Webanbindung, Smart Service und Vernetzung. Durch die Kooperation im Spitzencluster wurde Wissen aus der Forschung für ein völlig neues Konzept verfügbar gemacht, das in umfangreichem Maße Daten ermittelt und auswertet. Die Bewerbung zeigt, wie ein Unternehmen sein Geschäftsmodell konsequent digitalisiert. Die Jury ist überzeugt, dass das Unternehmen mit DENIOS connect seinen Umsatz erheblich steigern und neue Märkte erschließen wird. Und gleichzeitig vielen anderen Mittelständlern ein Vorbild für die digitale Transformation ihrer Geschäftsmodelle ist“, erläutert Pigerl-Radtke die Entscheidung der Jury.

ENERVATE: Die Fußbodenheizung an der Hauswand

Privathaushalte gehören neben Verkehr, Industrie und Gewerbe zu den größten Energieverbrauchern in Deutschland. 75 Prozent der im Haushalt genutzten Energie entsteht dabei dadurch, dass Räume beheizt oder gekühlt werden. Energieeinsparungen in diesem Bereich haben daher eine große Wirkung für die Reduktion des CO2-Ausstoßes und das Erreichen der Klimaziele. Derzeit liegt die Sanierungsquote von Bestandsgebäuden aber lediglich bei 0,2 Prozent, so dass die Dekarbonisierung des Gebäudesektors in der EU 500 Jahre dauern würde.

Für das Paderborner Unternehmen ENERVATE die Idee für ein Geschäftsmodell, dessen Ziel es ist, die Energieeffizienz von Bestandsgebäuden zu verbessern. Mit den eigens entwickelten Thermomodulen können Altbauten energetisch so saniert werden, dass sie den Energieeffizienz-Standard eines Neubaus erreichen. Dabei muss nicht in den Wohnraum eingegriffen werden. Die Thermomodule werden an der Außenwand des Hauses angebracht und funktionieren nach dem effizienten Prinzip einer Fußbodenheizung: Die Thermofassade heizt die gesamte Fassade des Hauses gleichmäßig auf und nutzt die Wände als Wärmespeicher. So wird eine gleichbleibende Grundtemperatur im gesamten Haus erzeugt, die auch das Schimmelrisiko erheblich reduziert. Die individuelle Temperatur kann durch das bestehende Heizsystem reguliert werden.

Die Thermomodule bestehen aus Stahlblech und Heizrohren, die zwischen die Altbauwand und einer klassischen Dämmung installiert werden. Dabei werden nachhaltige Materialien genutzt, die auch recycelt werden können. Das System ist einfach zu bedienen und wartungsarm. Über eine intelligente Steuertechnik soll in Zukunft überschüssige Energie aus erneuerbaren Energien für die thermische Speicherung genutzt werden, die börsenpreisoptimiert vom Strommarkt bezogen werden kann. Darüber hinaus wird mithilfe einer Software ein digitaler Zwilling des Gebäudes erzeugt, um das Sanierungsvorhaben optimal und effizient zu planen. Erste Pilotprojekte werden bereits in der Region umgesetzt. Die Nachfrage nach der Thermofassade ist bundesweit hoch. Das Markpotenzial ist enorm: Allein in Deutschland müssen bis zum Jahr 2050 32 Millionen Wohneinheiten saniert werden.

„ENERVATE zeigt, wie Altbauten einfach saniert und hochwertige Energieeffizienz-Standards erreicht werden können. Die Jury lobt den Mut, die Beharrlichkeit und den Pioniergeist, mit dem das junge Team die große gesellschaftliche Herausforderung Klimaschutz angeht“, erläutert Jurymitglied Rainer Müller, Geschäftsführer Stadtwerke Bielefeld.

„Vor dem Hintergrund einer politischen Aufbruchstimmung kommt die Innovation zur richtigen Zeit. ENERVATE zeigt, wie aus innovativen Netzwerk- und Forschungsprojekten praxisnahe und kreative Lösungen entstehen. Und wie sich Ingenieurskunst und Nachhaltigkeit verbinden lassen. Laut Ansicht der Expertinnen und Experten ist das junge Unternehmen ein Leuchtturm, um aus OstWestfalenLippe heraus einen wichtigen Beitrag für die Einsparung von CO2 und energieeffizientes Wohnen zu leisten,“ so Müller weiter.

CodeShield: Daten einfach vor Hackern schützen

Umfragen zu Folge nutzen gut 80 Prozent der Unternehmen in Deutschland eine Cloud für die Speicherung von Daten – Tendenz steigend. Gleichzeitig nimmt die Zahl der Hackerangriffe erschreckend zu. Cyberattacken gehören mittlerweile zum Alltag. Eine zusätzliche Herausforderung besteht in der hohen Geschwindigkeit, mit der sich Cloud-Anwendungen und deren Infrastruktur verändern. Für Unternehmen ist es nahezu unmöglich, alle Sicherheitsrisiken zu erkennen und sich ausreichend davor zu schützen. Abhilfe will das Startup CodeShield schaffen. Die Paderborner bieten eine neuartige IT-Security Lösung an, die Unternehmen bei der sicheren Entwicklung sowie dem Betrieb von Cloud-Anwendungen unterstützt. Durch den Einsatz von Analyse-Technologien können Sicherheitslücken im Anwendungscode, in Open-Source-Bibliotheken und in der Cloudumgebung automatisiert identifiziert werden. So gelingt es, sowohl falsche Zugriffseinstellungen und unsichere Konfigurationen als auch Softwarepakete frühzeitig zu erkennen, die mit Schwachstellen behaftet oder veraltet sind. Das Analyseverfahren kann auch komplexe Systeme analysieren, ohne dass deren korrekte Ausübung oder Geschwindigkeit beeinflusst wird. Alle relevanten Sicherheitslücken lassen sich feststellen, ohne dabei falsche Alarme auszulösen. Dies ist ein entscheidender Mehrwert gegenüber anderen Lösungen auf dem Markt, denn Security Teams in Unternehmen werden häufig mit hunderten oder sogar tausenden Warnungen täglich konfrontiert.

Das System kann zudem erkennen, welche Sicherheitslücken von außen erreichbar sind. Dies ermöglicht eine gezielte Risikoabschätzung und eine Priorisierung der Sicherheitsgefahren, so dass schnell und effektiv auf die Bedrohungen reagiert werden kann. Die Technologie ist das Ergebnis einer langjähren Entwicklungskooperation zwischen dem Heinz Nixdorf Institut der Universität Paderborn und dem Fraunhofer IEM. Seit der Gründung im April 2020 hat das Startup die Lösung bereits erfolgreich mit Pilotunternehmen evaluiert und tritt jetzt in den Markt ein.

Jurymitglied Jürgen Noch, Geschäftsführer Westfalen Weser Energie beschreibt den Nutzen für die Unternehmen: „CodeShield ist es nach Ansicht der Jury gelungen, Ergebnisse aus der Grundlagenforschung erfolgreich in die praktische Anwendung zu übertragen und eine zentrale Herausforderung für die deutsche Wirtschaft zu lösen: die digitale Souveränität und Sicherheit. Wir sehen hier ein enormes Marktpotenzial. Denn die hoch innovative Lösung kann branchenunabhängig von allen Unternehmen eingesetzt werden. CodeShield ist ein Paradebeispiel für die IT-Kompetenz des Standorts OstWestfalenLippe und demonstriert, wie aus der Forschung innovative Startups entstehen.“

 

Kontext
Die OstWestfalenLippe GmbH schreibt alle zwei Jahre den OWL-Innovationspreis MARKTVISIONEN aus. Ziel ist es, Innovationen aus der Region ins Blickfeld der Öffentlichkeit zu rücken und neue Impulse zu geben. Ausgezeichnet werden innovative Produkte, Dienstleistungen oder Prozesse in ostwestfälisch-lippischen Unternehmen. Hauptförderer des Wettbewerbs sind die Stadtwerke Bielefeld und Westfalen Weser Energie. Durch ihre Beteiligung wollen sie dazu beitragen, die kreativen und innovativen Potenziale in der Region zu stärken und einer breiten Öffentlichkeit bekannt zu machen. Darüber hinaus wird der Wettbewerb unterstützt durch Adam Design (Bielefeld), die Unity AG (Büren) und die Volksbank Bielefeld-Gütersloh.
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