Wenn man sich die Gewinner und Verlierer des „Corona-Jahres 2020“ anschaut, dann wird schnell klar: Der Siegeszug der großen digitalen Plattformen ist unbestreitbar.
Während bei uns Geschäfte geschlossen werden müssen und Innenstädte noch schneller vereinsamen, melden Amazon, Netflix und Co. einen Rekordumsatz nach dem anderen.
Einer der größten Gewinner der Krise ist Amazon; der amerikanische Marktplatz hat im zweiten Quartal 2020, also dem für die deutsche Wirtschaft schwierigsten Zeitabschnitt, seinen Umsatz um 40 Prozent steigern können, auf fast 90 Milliarden Dollar! * Doch wer davon schon beeindruckt ist, der sollte einen Blick auf die Plattformen Asiens und vor allem Chinas werfen.
Der chinesische Marktplatzriese Alibaba hat an einem einzigen Tag, dem 11.11.2020, einen unfassbaren Umsatz von umgerechnet 56 Milliarden Dollar erreicht! Werte, bei dem jedem Kaufhausbetreiber in Deutschland nur schwindelig werden dürfte. Der dort als „Singles` Day“ bekannte Tag ist vergleichbar mit dem amerikanischen „Black Friday“ und stellt seinen amerikanischen Kollegen um das 16-Fache in den Schatten.
Doch was wie Hiobsbotschaften für den lokalen Handel und Deutschlands globale Online-Präsenz klingt, kann auch als Aufforderung an die hiesige Wirtschaft verstanden werden, endlich konsequent zu digitalisieren. Mit dem Brennglas der Krise werden wir jetzt darauf hingewiesen, dass sich ganze Geschäftsmodelle, Services und Produkte massiv weiterentwickeln müssen, im B2C- wie im B2B- Bereich.
Wie das geht, können wir von den Gewinnern der Krise lernen und das sind nicht nur Amazon und Alibaba, sondern auch einige deutsche Firmen wie Otto, Zalando und einige Industrieunternehmen. Diese waren mit ihren stark digitalisierten Prozessen nicht so krisenanfällig und ihr Plattform-Geschäftsmodell war besser gegen den Ausfall von Händlern und Lieferanten abgesichert. Zudem sind sich diese Firmen in den folgenden drei Punkten sehr ähnlich:
1) absolute Kundenzentriertheit,
2) adaptive Strategieentwicklung und
3) hohe Innovationsgeschwindigkeit.
Denn wenn Produktentwicklung, Marketing und Vertrieb ihre Lösungen immer wieder durch Kundenbefragungen und Customer-Journey-Analysen validieren lassen, werden die Kernbedürfnisse der Kunden schnell sichtbar und lassen sich direkter adressieren. Die adaptive Strategieentwicklung, zum Beispiel durch die Objectives-&-Key-Results Methodik (OKR) hilft dann, sein Handeln immer wieder an dem zu erzielenden Ergebnis zu messen und von Quartal zu Quartal anzupassen. Damit kann man flexibel auf sich schnell verändernde Rahmenumstände reagieren. Und zu guter Letzt hilft dann eine hohe Innovationsgeschwindigkeit, zum Beispiel durch den flexiblen Einsatz sogenannter „Innovation Squads“, also kleiner, projektbezogener Innovationsteams, neue Lösungen schnell zu entwickeln, zu validieren und am Markt zu lancieren.
Nun gilt es also, den digitalen Wandel nicht wegen, sondern trotz der derzeitigen Situation weiter zu forcieren und damit dem Wettbewerb und der Krise immer einen Schritt voraus zu sein.
*https://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/amazon-profitiert-stark-in-der-coronakrise-40-prozent-mehr-umsatz-a-79e7b2b2-e9f3-4ec7-8b28-79d31a60933f