Material, Verarbeitung, Design und Funktion – Möbel für den Arbeitsplatz müssen verschiedene Kriterien erfüllen. Das sie auch begeistern können, zeigt der Büro- und Objektmöbel-Hersteller Röhr-Bush.
Als im März letzten Jahres zahlreiche Arbeitgeber ihre Beschäftigten ins Home-Office schickten, um die Kontakte zu reduzieren und die Ausbreitung der Pandemie einzudämmen, geschah etwas Besonderes im Hause Röhr-Bush.
Rollcontainer, Schreibtische oder Highboards waren extrem gefragt und sollten in den eigenen vier Wänden vieler Mitarbeiter ein effektives Arbeiten möglich machen. „Wir haben damals zur Kenntnis genommen, dass da gerade etwas Außergewöhnliches geschieht. Auf eine Änderung unseres Produktportfolios hat das jedoch keinen Einfluss gehabt, weil wir all die Bedarfe mit unserem vorhandenen Sortiment abdecken konnten“, blickt Dirk Strathoff zurück.
„Wir haben ein nachhaltiges und langlebiges Büromöbel-Programm. Eine Kollektion ist bereits seit 25 Jahren auf dem Markt. Sie ist immer noch die umsatzstärkste und kann einfach alles“, so der Vertriebsleiter der Röhr-Bush GmbH.
Die Möbelanfertigung für den Einzelarbeitsplatz und das Chefbüro, aber auch die Ausstattung von Großraumbüros gehören zum Standardgeschäft des Rietberger Unternehmens, dessen Absatzmarkt der Möbeleinzelhandel ist. Auf diesen hat sich der Möbelproduzent mit seiner fast siebzigjährigen Geschichte sehr stark fokussiert. „Dieses Geschäftsmodell birgt jedoch einen kleinen Nachteil. Was der einzelne Kunde tatsächlich wünscht, welche Farben und Dekore er bevorzugt, das entzieht sich unserer Kenntnis“, beschreibt der Vertriebschef, der neben dem Handel nun noch auf einen weiteren „Partner“ setzt – den Endkunden.
In den letzten Monaten hat der Möbelbauer die wachsende Bedeutung des mobilen Arbeitens zum Anlass genommen, den Verbraucher stärker in den Blick zu nehmen. Dem Home Worker eine individuelle Lösung anzubieten – weg vom Arbeiten am Küchentisch hin zum bequemen und effektiven Arbeiten zu Hause war die Idee, die unter dem Motto „Wohlfühlen beim Arbeiten“ aufmerksamkeitsstark kommuniziert wurde. „Wir haben dem Endkunden emotionale Bilder geliefert und gezeigt, wie sein Office ins Wohnzimmer integriert oder in einem separaten Raum eingerichtet werden kann“, zieht Strathoff ein positives Fazit. Dazu wurden ein neuer Online-Auftritt mit vielen inspirierenden Bildern und ein virtueller Showroom, der die Möbel in Szene setzt, geschaffen. Verstärkte Aktivitäten in den sozialen Medien haben außerdem für mehr Präsenz gesorgt und gleichzeitig konkrete Rückspiegelungen wie Farb- oder Dekorvorlieben der Kunden generiert.
Beim Aufspüren neuer Trends setzen die Rietberger auf ihre Vorlieferanten und Zulieferer, die mit Trend-Scouts arbeiten und auf ihren Messen die neuesten Erkenntnisse präsentieren. Hier wird deutlich, welche Oberflächen und Farben angesagt und am Markt gefragt sind. „Solche Messen sind für uns Pflichttermine. Hier informieren wir uns und schauen, welche Trends zu uns passen“, sagt Möbelspezialist Strathoff. Farben und Dekore unterliegen einem kontinuierlichen Wandel zwar weniger dynamisch als in der Mode, dennoch lassen sich bestimmte Wellen beobachten. Eiche von hell bis massiv in verschiedenen Farbtönen gehört zum festen Repertoire der Rietberger, in den vergangenen Jahren spielte auch die Farbe Weiß eine wichtige Rolle. Bereits einige Zeit vor Corona seien die Farben dunkler geworden, schwarz und grau dominierten auf der Wunschliste ganz oben. „Doch Wohntrend Nummer eins sind Wohlfühlmöbel, die die Form und Funktion mit Werten wie Qualität, Beständigkeit und Komfort verbinden,“ fasst Strathoff zusammen.
Nachhaltige Investitionen zur Sicherung der Zukunftsfähigkeit
Mit Leidenschaft fertigen die Rietberger Möbel am Unternehmensstandort, mit ebenso viel Enthusiasmus setzen sie bei allem, was sie tun auf einen verantwortungsvollen Umgang mit natürlichen Ressourcen. Nicht laut, sondern eher leise und in ostwestfälischer Bescheidenheit wird an verschiedenen Stellschrauben gedreht – mit dem klaren Ziel einer klimaneutralen Produktion. Die hier getätigten Investitionen sind ein deutliches Zeichen für die Sicherung der Zukunftsfähigkeit des Unternehmens. Der Maßnahmenkatalog enthält viele Einzelaktivitäten und soll langfristig zu einem geschlossenen Recyclingsystem führen, indem es keine Abfälle mehr gibt: So befinden sich auf allen Werksdächern Photovoltaikanlagen, moderne, intelligent gesteuerte Maschinen und die Umstellung auf LED-Beleuchtung reduzieren den Stromverbrauch. Auf fossile Brennstoffe wird weitgehend verzichtet und dafür auf Biomasse gesetzt. Der Einsatz von Decken-Strahlungswärme ist nicht nur effizienter, er trägt erwiesenermaßen auch zum Wohlbefinden der Mitarbeiter bei, indem zum Beispiel die Staubbelastung in der Luft reduziert wird. Die Maßnahmen haben bereits Wirkung gezeigt:
„Die Emissionswerte liegen unter den von der Bezirksregierung Detmold festgelegten Vorgaben“, so Axel Lohmann, CFO und kaufmännischer Leiter bei Röhr-Bush.
Zum nachhaltigen Anspruch gehört auch die schadstoffarme Möbelherstellung, die nicht nur gut für die Umwelt, sondern auch für die Gesundheit ist. „Um absolut sicher zu sein, werden unsere Möbel getestet und anschließend zertifiziert. Das verursacht zusätzliche Kosten, dokumentiert jedoch, dass wir sauber produziert haben und ist ein Zeichen, immer das Beste zu geben“, beschreibt Dirk Strathoff seine Vorstellung verantwortungsbewussten Handelns. Das auch für die Beschäftigten gelte. Sie sollen sich nicht nur wertgeschätzt bei ihrer Arbeit fühlen, sondern sich auch aktiv einbringen. Ihre Ideen sind ausdrücklich erwünscht, wie der Verkaufsleiter betont: „Wir freuen uns, wenn vonseiten der Mitarbeitenden Vorschläge gemacht werden. Damit setzen sie neue Impulse. So haben wir auf deren Initiative schon verschiedene Themen aufgegriffen und umgesetzt. Der Vorschlag, auf E-Fahrzeuge zu setzen, kam von einem Mitarbeiter, sodass künftig alle Firmenfahrzeuge ausschließlich klimaneutrale Antriebe haben werden. Auch Job-Rad und eine Bienenwiese auf den umliegenden Freiflächen sind ebenfalls auf Wunsch der Beschäftigten umgesetzt worden.“
Bei der Digitalisierung sind noch dicke Bretter zu bohren
Besondere Herausforderungen sieht der Mittelständler in der Umsetzung der digitalen Transformation.
„Die Digitalisierung ist ein enormer Prozess. Bestens aufgestellt sind wir da, wenn es darum geht, unsere Produkte zu visualisieren. Kunden können sich auf einem digitalen Messerundgang auf unserer Webseite informieren. Außerdem bieten wir einen Möbelplaner, mit dem jeder seinen optimalen Arbeitsplatz oder sein Zimmer ganz nach den eigenen Farb- und Formvorstellungen gestalten kann“, sagt Axel Lohmann.
Dickere Bretter seien jedoch zu bohren, wenn es um die Digitalisierung in Richtung Handelspartnern gehe. Die Hürden seien hoch, da die Anforderungen jedes einzelnen andere seien. „Wir kooperieren mit sieben Verbänden, in denen gut 250 Kunden organisiert sind und jeder arbeitet mit einem anderen Datenformat. Vieles wäre einfacher, wenn sich alle Beteiligten auf ein Format einigen könnten“, beschreibt Digitalisierungsspezialist Lohmann die Problematik. Je mehr Möbeltypen der Handel habe, desto aufwendiger werde es. Die Rietberger haben einige ihrer Möbelprogramme in Variante überführt, sodass der Endkunde bei einem Möbelstück zwischen verschiedenen Korpussen und Fronten wählen kann. Nicht jedem Händler genügt das, er möchte alle Varianten eines Möbels dargestellt haben. „Bei einer einzelnen Kommode mit 70 Varianten bedeutet das enorm viel Arbeit. Die visuelle Darstellung ist nicht die Schwierigkeit. Die Krux liegt jedoch in den beträchtlichen Datenpaketen. Der Handel wälzt einen nicht unerheblichen administrativen Aufwand auf uns als Produzenten ab“, sagt Lohmann, der trotz dieser Herausforderungen den Möbelhersteller auf einem guten Weg sieht. Vielfalt an Dekoren und Farben sei seit jeher ihre Stärke – das wisse der Endkunde zu schätzen und deshalb halte man an diesen wettbewerbsdifferenzierenden Merkmalen fest.
Auch bei den internen Prozessen setzt man verstärkt auf digitale Strukturen. So werden die CAD-Zeichnungen direkt an die Maschinen angebunden und die Daten automatisiert übertragen. Das sei nicht immer einfach umzusetzen, „weil wir Maschinen verschiedener Hersteller nutzen, die immer wieder andere Schnittstellen haben“, so Lohmann.
Qualifizierte Fachkräfte zu gewinnen, ist auch bei Röhr-Bush eine besondere Herausforderung. Jungen Nachwuchs für den Beruf des Tischlers zu begeistern, betrachtet Axel Lohmann als eine wichtige Aufgabe: „Das Handwerk genießt generell viel zu wenig Anerkennung. Hier muss ein Umdenken stattfinden.“ Größere Unternehmen seien in der Lage, eigene Nachwuchsprogramme anzubieten, kleinere Betriebe könnten oftmals nicht alle ausbildungsrelevanten Inhalte abdecken. Lohmann sieht insbesondere in den regionalen Initiativen ein wichtiges Instrument für die Stärkung der Ausbildung. Deshalb möchte er künftig die von mehreren Möbelherstellern im Kreis Herford geplante Initiative für die eigenen Auszubildenden nutzen. „Die jungen Menschen lernen hier an verschiedenen Maschinen und bringen wichtiges Know-how mit, dass ein einzelner Betrieb in der Form nicht vorhalten kann.“
Parallel dazu werden auch ältere Beschäftigte auf neue und digitalisierte Arbeitsprozesse vorbereitet, um den veränderten Anforderungen gerecht zu werden. Das bedeutet auch immer wieder zu lernen und sich neues Wissen anzueignen.
„Das macht uns stark und versetzt uns gemeinsam in die Lage, am Standort Rietberg nachhaltig hochwertige, gesunde Möbel nach strengen Qualitätsnormen zu entwickeln und zu produzieren“, so Dirk Strathoff.
Weitere Informationen: www.roehr-bush.de