Menschen mit unterschiedlichen kulturellen Hintergründen sind in vielen Unternehmen keine Seltenheit mehr. Welche Potenziale in von Diversität geprägten Belegschaften stecken, untersucht die Hochschule Hamm/Lippstadt im Forschungsprojekt “Benefits kulturelle Diversität”.
Anders zu sein, ist bei der technotrans SE im münsterländischen Sassenberg ziemlich normal. Hier arbeiten Menschen mit elf verschiedenen Nationalitäten. Zwölf Prozent der insgesamt 500 Beschäftigten haben einen Migrationshintergrund beziehungsweise stammen nicht aus Deutschland. Im international agierenden Technologie- und Dienstleistungsunternehmen mit weltweit 19 Standorten hat man erkannt, dass eine von Diversität geprägte Belegschaft Chancen und Vorteile bietet.
Das zeigt auch eine Studie der Bertelsmann Stiftung, die den Nutzen kultureller Vielfalt hervorhebt und einen positiven Zusammenhang zwischen kultureller Vielfalt und Innovation feststellt. Demnach wirkt sich kulturelle Diversität stärker auf Innovationen aus als andere Merkmale für Vielfalt, wie etwa Alter und Geschlecht. Insbesondere in der Heterogenität innerhalb von Arbeitsgruppen sehen die Forscher ein besonderes Potenzial. Je vielfältiger die Zusammensetzung eines Teams hinsichtlich der Herkunftsländer seiner Mitarbeiter, desto stärker wirke sich dies positiv auf die Innovationsfähigkeit aus.
Diesen erfreulichen Zusammenhang zwischen kultureller Vielfalt und Innovation sieht auch das Technologieunternehmen aus Westfalen. „Es sind die Arbeitsweisen, die in den betrieblichen Abläufen, zusammengeführt werden. Darüber hinaus ist es die technische Innovation auf der Vertriebs- und Einkaufsseite. Im weltweiten Wettbewerb in den für uns interessanten Branchen, ist es sehr wichtig, eine Technologieführerschaft zu erlangen. Durch die Zusammensetzung von interkulturellen Teams gelingt es immer wieder, neue tolle Ideen auf den Weg zu bringen“, sagt Timo Sterzl, Leiter Personal bei Technotrans. Der Standort Sassenberg ist Kooperationspartner des Forschungsprojektes „Benefits Kultureller Diversität“ der Hochschule Hamm-Lippstadt (HHL), das sich mit der Nutzbarmachung von kultureller Diversität in kleinen und mittleren Unternehmen beschäftigt.
Unter welchen Bedingungen führt kulturelle Diversität zu positiven Effekten?
Für Professor Dr. Anke Weber, Leiterin des auf vier Jahre angelegten Forschungsprojektes, ist der Bedarf an praktikablen Konzepten zur Nutzung des wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Potenzials kultureller Diversität groß. „Obwohl die Bevölkerung in NRW durch hohe kulturelle Vielfalt geprägt ist, fehlen kleinteilige Konzepte, die Unternehmen im Alltagsgeschäft ohne großen Aufwand realisieren können“, so die Wissenschaftlerin, die mit ihrem Team den Einfluss unterschiedlicher Kulturen auf die Arbeitsweise von Teams erforscht. Die Forscher interessiert auch, wie kulturelle Hürden überwunden werden können und welche Chancen und Herausforderungen Internationalisierung bietet. Neben der Frage, wie Menschen zusammenleben und was Menschen unterschiedlicher Kulturen verbindet, beschäftigen sich die Wissenschaftler mit dem Thema, wie kulturelle Diversität in der Arbeitswelt als Ressource berücksichtigt und genutzt werden kann und unter welchen Bedingungen die Nutzung kultureller Diversität zu positiven Effekten führt. Themenschwerpunkte sind hier die Optimierung von Arbeitsprozessen im Unternehmen, die Schaffung neuer Geschäftspotentiale, aber auch die Berücksichtigung unterschiedlicher Kulturen durch die Personalabteilungen und Schulung von Führungskräften im Umgang mit Diversität.
Dr. Weber: „Hierbei spielen vor allem Interkulturelles Training und Coaching eine wichtige Rolle, um Beschäftigte und Führungskräfte in der Organisation im Umgang mit anderskulturellen Kolleginnen und Kollegen im Unternehmen oder bei Partnern im Ausland zu schulen.“
Neue Potenziale und Perspektiven durch internationale Teams
Im Hause technotrans ist man von den Potenzialen internationaler Teams bereits jetzt überzeugt: „Beschäftigte aus anderen Ländern und Kulturen bereichern unseren Arbeitsalltag in ganz vielen Facetten. Zunächst bringen Menschen verschiedener Herkunft häufig andere Herangehensweisen und vor allem eine neue Perspektive auf Problemlösungen mit. Für uns ist das sehr hilfreich, um unseren Kunden vielfältige, individuelle und flexible Lösungen anbieten zu können. Die Fachkräfte bringen zusätzliches Know-how in unser Unternehmen, welches zu einem anregenden Austausch mit den einheimischen Fachkräften und somit für Fortschritt sorgt“, sagt Timo Sterzl. Zudem seien die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein Teil der Lösung eines dringenden Problems, des Fachkräftemangels. So hat das Unternehmen zum Beispiel ein Programm für Fachkräfte aus Spanien ins Leben gerufen. Der schwierige spanische Arbeitsmarkt bietet gut qualifizierten Menschen oftmals schlechte berufliche Perspektiven. Über das technotrans-Programm haben sie die Möglichkeit, in Deutschland zu arbeiten, inklusive deutscher Sprachkurse und Integration.
Das Interesse an den Ergebnissen des Projekts ist im Unternehmen groß. „Wir erwarten hier neue Ideen, Lösungsansätze und Verbesserungspotenziale, um das Thema Diversität der Belegschaft weiterentwickeln zu können“, so Timo Sterzl.
Weitere Informationen: www.technotrans.de
Über die technotrans SE:
Die technotrans-Unternehmensgruppe produziert, vertreibt und modernisiert Anwendungen aus dem Bereich Flüssigkeiten-Technologie. Ihre Kernkompetenzen umfassen die Kühlung, Temperierung, Filtration sowie Mess- und Dosiertechnik. Mit 19 Standorten ist das Unternehmen aus Sassenberg im Münsterland auf allen wichtigen Märkten weltweit präsent. Die Gruppe ist in die Segmente Technology und Services untergliedert. Mittels Produktinnovationen und gezielten Zukäufen erschließt sich die Unternehmensgruppe kontinuierlich neue Branchen. Hierzu zählen sowohl Laserindustrie, Kunststoffverarbeitung, Werkzeugmaschinen als auch Industrie-, Stanz- und Umformtechnik, Batterie und Umrichter, Halbleiter, Elektromobilität und Medizin- und Scannertechnik. Darüber hinaus bietet technotrans ein breites Portfolio an Service- und Dienstleistungen an, das unter anderem Ersatzteile, Installationen, Wartung und technische Dokumentationen umfasst. Im Geschäftsjahr 2017 erzielte das Unternehmen einen Umsatz von 205,1 Mio. Euro.