Grünes Licht nach Markterkundung: Die thermische Verwertung von Klärschlamm mit direkter Phosphorrückgewinnung ist ökonomisch und ökologisch sinnvoll.
Nach Veröffentlichung einer EU-weiten Ausschreibung bereitet Westfalen Weser Energie (WWE) für interessierte Kommunen Ratsinformationen vor. WWE will mit einem Partnerunternehmen Klärschlämme aus kommunalen Anlagen entsorgen. Besonderer Clou der innovativen Lösung: sofortige Rückgewinnung von Phosphor aus der Klärschlamm-Asche. Planung, Bau und Betrieb der thermischen Anlage soll der Partner übernehmen. Bieterge- meinschaften sind zur Ausschreibung zugelassen. Die Lösung bietet insbesondere Städten und Gemeinden mehrere Vorteile. Engpässe in der landwirtschaftlichen Verwertung, sinkende Klärschlamm-Mitverbrennungsmöglichkeiten und die gesetzliche Pflicht zur Phosphorrückgewinnung ab 2029 bzw. 2032 zwingen zum Handeln.
„Die Kommunen können mit unserer Lösungsidee einerseits die Klärschlämme sauber entsorgen. Andererseits kommen sie der Pflicht zum Phosphorrecycling schon Jahre vor dem Stichdatum nach. Wir gehen derzeit davon aus, dass wir 2022 den Betrieb aufnehmen können“, erläutert Dr. Stephan Nahrath, Geschäftsführer Westfalen Weser Energie.
Die Gremien der Unternehmensgruppe könnten noch in diesem Sommer erste wegweisende Beschlüsse fassen, dann kann in rund einem Jahr die Investitionsentscheidung für das Projekt getroffen werden. WWE bereitet für alle interessierten Kommunen Ratsinformationen zur Abgabe von Klärschlammmengen vor.
Klärschlammverwertung mit direktem Phosphorrecycling geplant
Gedacht ist an eine thermische Klärschlammverwertungsanlage und direkt angeschlossenem Phosphorrecycling aus den entstehenden Aschen. Bei dieser Methode können neben dem Phosphor auch weitere vermarktbare Produkte wie Metallsalze und Gips gewonnen werden. Das Unternehmen sichert bei Bedarf schon ab 2020/21 für die Kommunen Entsorgungssicherheit zu.
Es soll ein optimaler Standort für die Anlage gefunden werden, der auch außerhalb der Region liegen kann. Durch die Kopplung von Klärschlammverbrennung und Phosphorrecycling ergeben sich auch handfeste finanzielle Vorteile. „Die Kosten für die Aschedeponierung inklusive Transport entfallen. Gleichzeitig können Materialfluss und Anlagenabstimmung optimiert werden“, so Dr. Nahrath. Damit bietet sich den Kommunen im Raum Westfalen/Weser eine attraktive Lösung, die weiteren Interessenten offen steht. Das Konzept wurde den 54 WWE-Gesellschaftern, den sonstigen Konzessionsgebern und weiteren Kommunen aus der Region bereits vorgestellt. Die Kommunen werden mittelbar bis zu 50 Prozent auch an der Wertschöpfung der Anlage teilhaben – ein weiteres finanzielles Plus.
Dieses Geschäftsmodell ist für die Städte und Gemeinden auch deshalb so attraktiv, weil dem kommunalen Unternehmen ohne Ausschreibungen die Klärschlammmengen übertragen werden können. Damit ergibt sich für alle Kommunen im Raum Westfalen und Südniedersachsen eine interessante Lösung.
In ersten Reaktionen waren viele Anteilseigner überaus angetan von dem Konzept, wie etwa Herfords Bürgermeister Tim Kähler, Aufsichtsratsvorsitzender bei WWE: „Die Herangehensweise von Westfalen Weser Energie gewährleistet eine möglichst große Transparenz im Ablauf durch die maßgebliche Beteiligung der einliefernden Kommunen. Mit dem ökonomisch und ökologisch nachhaltigen Vorgehen wird die junge Generation doppelt entlastet.“
Lebenswichtigen Nährstoff Phosphor gewinnen und Mikroplastik entsorgen
Rund 60 Prozent der deutschen Phosphorimporte könnten durch konsequentes Recycling aus Klärschlamm vermieden und die negativen Einträge in unsere Bäche und Flüsse weiter reduziert werden.Auch ein zweites aktuelles Umweltproblem wird durch die geplante Vorgehensweise angefasst. Der Mikroplastik, der zunehmend den Klärschlamm belastet, wird durch die thermische Verwertung sicher entsorgt. Die WWE-Gruppe erweitert mit diesem Angebot an ihre Konzessionsgeber und andere Kommunen erneut ihr Portfolio und wird immer mehr zum Infrastrukturdienstleister für Städte und Gemeinden in der Region.
Kontext
Seit Juli 2013 hat die Region mit der Westfalen Weser Energie GmbH & Co. KG einen rein kommunalen Energiedienstleister. 54 Städte und Gemeinden sind an dem Unternehmen beteiligt. Über 20 weitere Kommunen sind Konzessionsgeber des regionalen Dienstleisters. Das operative Geschäft liegt in den beiden Tochterunternehmen, der Westfalen Weser Netz GmbH und der Energieservice Westfalen Weser GmbH. Bestehende und zukünftige Beteiligungen sowie Dienstleistungen sind in der Westfalen Weser Beteiligungen GmbH gebündelt.
Weitere Informationen: https://www-energie.com