„Wir brauchen ein Startup-Visum“

In Deutschland wird bisher zu wenig für Gründerinnen und Gründer getan. Christian Miele, Vorstandsvorsitzender beim Bundesverband Deutsche Startups, fordert mehr Erleichterungen für Gründungswillige und bessere Finanzierungs- bedingungen.

m&w: Herr Miele, wenn Startups eine Job-Rakete sind und Arbeitsplätze schaffen – wie können Startups vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels die Talente gewinnen, die sie brauchen? 

BU: Christian Miele fordert mehr Engagement für Gründerinnen und Gründer  (Foto: Deutsche Startups e.V. )

Christian Miele: Ja, das Job-Potenzial bei Startups ist gewaltig. In den USA hätte es seit den 1980er-Jahren ohne Gründungen kein Netto-Jobwachstum gegeben. Wenn es gelingt, in Deutschland den Anteil der Mitarbeitenden von Startups an der Gesamtbevölkerung auf das Niveau von Schweden zu bringen, würde sich die Zahl der von Startups geschaffenen Arbeitsplätze hierzulande mehr als verdoppeln; wird das Niveau von den USA erreicht, bedeutet das die Schaffung von mehr als drei Millionen neuen Arbeitsplätzen.
Startups brauchen zum Wachsen Kapital und faire Wettbewerbsbedingungen. Außerdem müssen wir Deutschland zum Magnet für internationale Talente machen. Die mit dem Fachkräfteeinwanderungsgesetz 2019 vorgenommenen Gesetzesänderungen stellen einen Schritt in die richtige Richtung dar, sind allerdings noch nicht ausreichend. Wir müssen Gründerinnen und Gründer, die Innovation und Unternehmertum in Deutschland umsetzen wollen, leichter ermöglichen, ihr Startup am Standort Deutschland aufzubauen. Hierfür brauchen wir ein „Startup-Visum“, das auf die spezifische Situation der Gründerinnen und Gründer sowie Mitarbeitende zugeschnitten ist.

m&w: In welchen Branchen schaffen Startups die meisten Arbeitsplätze? 

Christian Miele: Aktuell ist die Zahl der Beschäftigten im Sektor Konsumgüter, zum Beispiel Mode, am höchsten. Das könnte sich allerdings bald ändern, weil insbesondere die Bereiche Fintech, Unternehmenssoftware oder Transport und Reisen ein starkes Wachstum verzeichnen. Besonders beeindruckend sind Fintechs, hier gibt es eine Zunahme der Beschäftigung um 83 Prozent.

m&w: Sie fordern von der neuen Bundesregierung die Stärkung von Startups: Wie kann Deutschland zu einer Startup-Nation werden? Wo besteht das größte Handlungspotenzial? 

Christian Miele: Das Startup-Ökosystem wächst kontinuierlich. Ein Problem ist wie gesagt der Fachkräftemangel. Um Talente für sich zu gewinnen und sie zu binden, setzen Startups oft auf Mitarbeiterbeteiligungsprogramme. Damit wird ermöglicht, dass Mitarbeitende am wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens partizipieren können. Erst kürzlich wurde eine Chance verpasst, hierfür wirklich attraktive gesetzliche Regelungen zu schaffen. Das wirft uns im Kampf um die besten Köpfe leider zurück. Es hapert auch an der Finanzierung. Zwar kommen viele Startups mittlerweile relativ leicht an Startkapital, Schwierigkeiten bestehen eher bei der Anschlussfinanzierung.

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