„Wir haben starke Firmen und erleben eine echte Anpacker-Mentalität“

Hubertus Winterberg: „Als Leitmotiv haben wir die Südwestfalen-DNA entwickelt. DNA steht für digital, nachhaltig und authentisch – so möchten wir unsere Herausforderungen angehen.“ Foto: Südwestfalen Agentur GmbH / Michael Bahr

Zukunftsregion Südwestfalen: 

Hubertus Winterberg, Geschäftsführer Südwestfalen Agentur GmbH, über den Zukunftsstandort Südwestfalen.

M&W: Herr Winterberg, was verstehen Sie unter einer guten Zukunft für Ihre Region?

Hubertus Winterberg: Wenn die Menschen gerne und gut in Südwestfalen leben, wohnen und arbeiten, dann hat auch die Region eine gute Zukunft. Dafür muss es uns gelingen, zu den Lebensentwürfen der Menschen zu passen. Heute, morgen und eben auch in noch in vielen Jahren. Südwestfalen muss also resilient sein und kluge Antworten auf aktuelle Herausforderungen finden. Als Leitmotiv haben wir dafür die Südwestfalen-DNA entwickelt. DNA steht für digital, nachhaltig und authentisch – so möchten wir unsere Herausforderungen angehen. Wir wollen die digitale Transformation also nutzen, langfristige und nachhaltige Lösungen zu finden, die zu Region, Wirtschaft und Gesellschaft passen. Gelingt uns das, hat Südwestfalen definitiv eine gute Zukunft.

M&W: Welche Zukunftspotentiale hat Ihr Standort?

Hubertus Winterberg: Eine Menge. Unser Status Quo heißt: Stärkste Industrieregion in NRW, eine der wirtschaftsstärksten Regionen Deutschlands, über 150 Weltmarktführer und gleichzeitig bundesweit größte Naturparkregion mit zwei beliebten Tourismusregionen. Das ist ein ordentliches Pfund, auf dem wir aufbauen können. Wir haben starke Firmen, KMUs und Familienunternehmen, die weltweit tätig sind und erleben eine echte Anpacker-Mentalität, um auch künftig diesem guten Ruf gerecht zu werden. Gleichzeitig arbeitet die Region an sich. Wir sehen für Südwestfalen durch die digitale Transformation und Megatrends wie Nachhaltigkeit und Ressourcenschutz mehr denn je die Chance, uns als Alternative zu Metropolen zu präsentieren und etablieren. Das ist das wohl größte Potenzial – auch um attraktiv für Bürgerinnen und Bürger sowie Fachkräfte zu bleiben.

M&W: Zukunft ist ein dynamischer Prozess: Wie haben sich die Herausforderungen / Aufgaben im Vergleich vor etwa 20 Jahren und heute verändert?

Hubertus Winterberg: Die Komplexität der Aufgaben hat zugenommen. Das betrifft nahezu alle Lebensbereiche. Die digitale Transformation entwickelt sich unheimlich schnell und parallel gibt es fast ein Dutzend weiterer Megatrends. Unternehmen müssen Energie sparen, Ressourcen schonen, digitale Werkzeuge einsetzen, neue Trends erahnen und sie brauchen auch gleichzeitig Mitarbeitende, die dieses Know-how mitbringen und das Interesse haben, dies kontinuierlich auszubauen. Da steckt ganz viel Dynamik drin, vom Fertigungs- bis zum Abrechnungsprozess. Auch die Planungsprozesse in den Kommunen sind viel vielschichtiger. In Ressorts zu denken, ist überholt. Dafür sind die Anforderungen für die Gestaltung von Innenstädten zu eng verzahnt. Was früher dem Einzelhandel vorbehalten war, ist heute auch eine Frage, wie Kultur, moderne Arbeitsplätze und Wohnraum zentral entstehen – und das nachhaltig, generationenübergreifend, barrierefrei und gut zu erreichen.

M&W: Wie sieht das spezifische Anforderungsprofil für Ihre Region aus? Wo liegen heute die größten Herausforderungen?

Hubertus Winterberg: Die Herausforderungen einer ländlichen Region verschonen auch Südwestfalen nicht. Der demografische Wandel ist überall zu spüren, es fehlen Fachkräfte in nahezu allen Branchen und gerade in Flächenregionen wie Südwestfalen braucht es durchdachte Konzepte, um einen Teil zur Mobilitätswende beitragen zu können. Die größte Herausforderung ist also, einen starken und gleichzeitig ländlich industrialisierten Raum digital, nachhaltig und authentisch weiterzuentwickeln.

M&W: Mit welchen Konzepten / Ideen gehen Sie diese an, um Ihren Standort weiter nach vorne zu bringen – was ist Ihr Ziel?

Hubertus Winterberg: Es tut sich eine Menge: In der Wirtschaft, bei den Unternehmen, in den Kommunen. Wir dürfen derzeit drei Förderprojekte und Strukturprogramme koordinieren und so gemeinsam mit den Akteuren in Südwestfalen neue Impulse für die Region setzen. In der REGIONALE 2025 sind beispielsweise Hunderte Akteure in rund 70 Projekten mit unterschiedlichsten Schwerpunkten unterwegs. Sie denken die Quartiere und Ortsmitten neu und anders und treiben nachhaltiges (Um)Bauen voran. Ihre Projekte nützen den Unternehmen, stärken Kompetenzen rund um digitales Wissen und sie machen Menschen mobiler. Im Rahmen der REGIONALE 2025 entsteht auch noch in diesem Jahr eine Mobilitätsstrategie für Südwestfalen. Sie dient als Rahmen für Projekte zu einer vernetzten und nachhaltigeren Mobilität. Im Programm „Smart Cities: 5 für Südwestfalen“ wiederum steht im Fokus, digitale Tools für eine kluge und nachhaltige Stadtentwicklung zu nutzen und alle Erkenntnisse unter den 59 Kommunen zu teilen. Mit dem Förderprojekt „Hub45“ arbeiten wir daran, ein lebendiges Coworking-Netzwerk zu etablieren für neue digitale Arbeitsorte: als Unterstützung für Unternehmen und Pendlerinnen und Pendler entlang der A45, aber auch als notwendige Basisinfrastruktur für ländliche Räume. Hinzu kommt ab 2024 das Projekt „Arbeitgeberschmiede“, um Unternehmen der Region noch stärker bei der Suche und Ansprache von Fachkräften zu unterstützen. Alle genannten Vorhaben wirken darauf hin, dass die Menschen gerne in Südwestfalen leben, wohnen und arbeiten.

M&W: Wie stellen Sie fest, wie erfolgreich Ihre Bemühungen sind?

Hubertus Winterberg: Das ist sehr projektspezifisch. Wir sehen, dass das gesamte Südwestfalen-Netzwerk weiter wächst. Die interkommunale Zusammenarbeit wird selbstverständlich, die Vernetzung von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, die Zusammenarbeit über Fachbereiche und Branchen hinweg. Das spüren wir deutlich. Und dieses Engagement ist ein tolles Signal für gemeinsames Handeln für unsere Region.

M&W: Wenn Sie einen Wunsch äußern dürften, wie würde der aussehen?

Hubertus Winterberg: Mehr Mut. Mehr Mut, neue Konzepte und Wege auszuprobieren und auszuprobieren dürfen, auch auf die Gefahr hin, dass etwas mal nicht funktioniert. Diese Offenheit und Experimentierfreudigkeit, die es für die vielfältigen Herausforderungen unserer Zeit braucht, kommen in der Förderlandschaft etwas kurz.

M&W: Ein Blick in die Zukunft: Wie sehen Sie Ihren Standort in zehn Jahren?

Hubertus Winterberg: In zehn Jahren gehört Südwestfalen hoffentlich zu den smartesten Regionen Deutschlands, weil wir gute Lösungen finden und sie teilen. Wir haben in der Region schon vor einigen Jahren gemeinsam eine Vision 2030 entwickelt. Die drei Hauptziele: Bis 2030 soll Südwestfalen erstens bundesweit für das kooperative Miteinander bei der Zukunftsgestaltung, zweitens die stärkste Region des industriellen Mittelstandes in Deutschland und drittens der Inbegriff für gutes Leben, Arbeiten und Erholen bekannt sein. Die Anpacker-Mentalität in der Region stimmt uns zuversichtlich, dies auch erreichen zu können.

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