„Wir wollen uns an die Spitze von Innovationsentwicklungen setzen“

Bernd Büdding, Leiter des Projekts Enabling Networks Münsterland                                  (Fotos: Münsterland e.V.)

m&w: Sie möchten das Münsterland für die Zukunft gut aufstellen. Wo sehen Sie Handlungsbedarf?

Bernd Büdding: Das Münsterland hat ein stabiles Wirtschaftswachstum und viele engagierte Unternehmen, deren Produkte und Dienstleistungen weltweit nachgefragt werden. Die vielen kleinen und mittelständischen Unternehmen legen großen Wert auf Qualität und haben einen hohen Spezialisierungsgrad. Noch Potenziale gibt es dagegen bei der fortwährenden Entwicklung von Innovationen sowie neuer Produkte und Geschäftsfelder. Durch die Globalisierung und Digitalisierung entstehen immer schneller neue Innovationen, Geschäftsmodelle müssen schneller angepasst bzw. entwickelt werden. Umso wichtiger ist es, dass Unternehmen sich mit Hochschulen vernetzen und sie zusammenarbeiten. Dazu will unser Projekt beitragen und dabei an bereits bestehenden Kompetenzen in der Region ansetzen. Mit gemeinsam entwickelten Strategien soll die Innovationskraft der Region gestärkt werden.

m&w: Zur Umsetzung Ihres Vorhabens haben Sie fünf Denkfabriken gegründet. Wie sieht die Zusammensetzung aus und was ist deren Aufgabe?

Bernd Büdding: Die Denkfabriken im Projekt Enabling Networks Münsterland funktionieren nach dem Prinzip moderner Think Tanks: Sie bestehen aus verschiedenen Experten und versuchen, basierend auf Analysen und Daten, Szenarien und Strategien für die Zukunft zu entwickeln. Das Besondere: Die Denkfabriken nehmen ganz bewusst einen unternehmerischen Blickwinkel ein. Mit ihnen wollen wir der Frage nachgehen, wie sich die regionalen Unternehmen hinsichtlich zukünftiger Entwicklungen aufstellen und auch davon profitieren können. Deshalb setzen sich die Denkfabriken aus etwa acht regionalen Unternehmensvertretern, zwei bis drei regionalen Forschungsvertretern und etwa zwei Vertretern regionaler Netzwerke und Brancheninstitutionen zusammen. Die Teilnehmer wurden mit Blick auf ihre Expertise in den fünf Themenfeldern ausgewählt. Ihre Aufgabe wird es sein, Strategien für die Region abzuleiten, die dann die beteiligten Projektpartner aus den Wirtschaftsförderungen und Hochschulen des Münsterlandes umsetzen. Die Ergebnisse können ganz unterschiedlich sein: von einem neuen Studiengang oder Unternehmensnetzwerken bis hin zu ganz neuen Forschungsinfrastrukturen. Da sind wir offen für die Ideen der Denkfabriken. Zur Inspiration bekommen sie von uns individuelle Analysen an die Hand und die Chance auf Exkursionen an besonders innovative Orte.

m&w: Welche Rolle spielen die Entwicklung und das Vorantreiben von Innovationen?

Bernd Büdding: Das Tempo auf den globalen Märkten und der Wettbewerb nehmen zu. Dadurch besteht die Gefahr, dass neue Entwicklungen – egal, wo sie auf der Welt zuerst auftreten – auf einmal das bestehende Geschäftsmodell eines Unternehmens gefährden. Wenn etwa ein Wettbewerber aus den USA plötzlich seine Effizienz steigert, indem er die Sensorik nutzt, um seine Maschinendaten zu erfassen, kann er sich damit einen enormen Vorteil verschaffen. Dazu muss es nicht kommen, denn das entsprechende Know-how ist auch im Münsterland vorhanden. Wir wollen uns an die Spitze von Innovationsentwicklungen setzen. Es gibt viele Beispiele dafür, dass dies möglich ist, und dass solche „Innovations-Hotspots“ zu Magneten für Fachkräfte, Startups und andere Unternehmen werden. So wird die Zukunft der Region gesichert.

m&w: Können Sie ein Beispiel nennen, mit dem sich eine der Denkfabriken beschäftigt?

Bernd Büdding: In unserer Denkfabrik aus dem Bereich „Life Science“ befassen wir uns beispielsweise mit dem Thema „Gesund bleiben – ein Leben lang. Technologische Lösungen aus der Medizin“. Es wird darum gehen, wie wir die vielen regionalen Ansätze aus der Analytik, Diagnostik und digitalen Medizin miteinander verknüpfen können, um Krankheiten zu erkennen und zu verhindern, bevor sie auftreten. Die Voraussetzungen dafür sind bei jedem Menschen anders.

m&w: Ein Blick in die Zukunft: Wann rechnen Sie mit ersten Ergebnissen?

Die meisten angefragten Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Denkfabriken haben bereits zugesagt. Aufgrund der Corona-Krise werden wir nun zunächst abwarten müssen, wann es wieder möglich sein wird, in einen persönlichen Austausch mit etwa 15 Personen auf regionaler Ebene zu gehen. Wir bereiten uns parallel auch darauf vor, gegebenenfalls Online-Konferenzen durchzuführen. Wir hoffen, dass wir Anfang 2021 mit den ersten spannenden Handlungsempfehlungen an die Öffentlichkeit gehen können.

Enabling Networks Münsterland
Innovationen machen eine Region fit für die Zukunft – und entstehen häufig gerade dort, wo viele kluge Köpfe aus verschiedenen Bereichen zusammenkommen. Genau das ist das Ziel der regionalen Denkfabriken, die innerhalb des vom Münsterland e.V. geleiteten Projekts Enabling Networks Münsterland entstehen. Zusätzlich unterstützen fünf Technologiescouts Unternehmen bei der Entwicklung neuer Innovationen. Weitere Informationen: www.muensterland.com/wirtschaft/innovationen/enabling

 

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