Wissenstransfer – assemblean

Dr. Sebastian Vogt

Prof. Dr. Sebastian Vogt ist Geschäftsführer des Technologietransfer- und Existenzgründungs-Centers der Universität Paderborn (TecUP). Anhand von Best-Practice-Beispielen berichtet er, wie es durch Hochschulausgründungen gelingen kann, Forschungserkenntnisse für Wirtschaft und Gesellschaft nutzbar zu machen.

Serie: Wissens- und Technologietransfer – Komplexe Prozesse einfach gemacht

In unserer Serie berichtet Prof. Dr. Sebastian Vogt, Geschäftsführer des Technologietransfer- und Existenzgründungs-Center der Universität Paderborn (TecUP), über erfolgreiche Ausgründungen und den Nutzen für Wirtschaft und Gesellschaft.

Sie wollen ein Produkt auf den Markt bringen, aber Ihnen fehlen die Produktions- anlagen? An dieser Stelle kann Ihnen das Startup „assemblean“, eine Ausgründung der Universität Paderborn, weiterhelfen. Ziel des noch jungen Unternehmens ist es, die zukünftige Infrastruktur der digitalen Produktion aufzubauen und so allen die Herstellung physischer Produkte vom Prototyp bis zur Massenproduktion zu ermöglichen. Um dieses Ziel zu erreichen, haben die Gründerin Xiaojun Yang und der Gründer Alexander Pöhler eine allumfassende Produktionsplattform entwickelt, auf der alle Arten von Produktionsdienstleistungen angeboten werden. So sollen beispielsweise vorhandene und gering ausgelastete Produktionsanlagen zugänglich gemacht werden, indem freie Kapazitäten produzierender Unternehmen über eine Plattform an diejenigen vermittelt werden, die Produktionskapazitäten benötigen.
Die innovative Produktionsplattform von assemblean führt somit freie Produktionskapazitäten mit denjenigen zusammen, die diese benötigen, um zum Beispiel ein neues Produkt auf den Markt zu bringen.

Gerade bei denjenigen, die über keine eigenen Produktionskapazitäten verfügen, stellt die Realisierung von Produkten häufig eine große Herausforderung dar, da es einerseits schwierig ist, geeignete Lieferanten für unter Umständen zunächst kleine Stückzahlen zu finden und andererseits oftmals die finanziellen Mittel fehlen, in eine eigene Produktion zu investieren. Auch der Skalierung bei plötzlich unerwartet hoher Nachfrage kann zielführend begegnet werden. Auf der anderen Seite profitieren auch die Produktionsunternehmen, deren Kapazitäten auf der Plattform angeboten werden, da durch die Vermarktung freier Produktionskapazitäten die Auslastung gesteigert und der Umsatz erhöht werden können.
Entstanden ist die Idee während der langjährigen Forschungsarbeit von Xiaojun Yang und Alexander Pöhler zu dezentralen Produktionssteuerungen am Lehrstuhl für Produktentstehung von Prof. Dr.-Ing. Iris Gräßler am Heinz Nixdorf Institut der Universität Paderborn. Dort ging es unter anderem darum, Produktionsprozesse so zu verbessern, dass die Auslastung der Produktionsanlagen erhöht und damit effizienter produziert werden kann. Die beiden Wissenschaftler entwickelten eine dezentrale Produktionssteuerung mit der bestehende Anlagen so ausgerüstet werden können, dass diese anschließend eigenständig miteinander kommunizieren und die Steuerung der Produktion übernehmen, was zu erheblichen Verbesserungen in den Produktionsabläufen führt.

Neben den erreichten Verbesserungen zeigte sich allerdings das folgende Potenzial: Ein beträchtlicher Teil der Produktionskapazitäten bleibt nunmehr ungenutzt. Mittels der in den Produktionen implementierten Systeme sollen die ungenutzten Kapazitäten nun erkannt und über die eigens entwickelte Produktionsplattform assemblean angeboten werden. Diese Verbindung ermöglicht es dem jungen Team, eine breite Palette an Produktionsverfahren und -dienstleistungen in hoher Qualität und zu geringen Kosten anzubieten. Die Dienstleistungen erstrecken sich dabei von der Beschaffung des Rohmaterials über die Fertigung und Montage bis zum Versand kompletter Produkte.
Mit ihrer innovativen Geschäftsidee wandten sich die beiden Wissenschaftler an die garage33, dem Gründungszentrum der Universität Paderborn. In jeder Phase des Gründungsprozesses erhielten sie vielseitige Unterstützung – angefangen bei der Expertise und allgemeinem Feedback zur Gründungsidee sowie einem eigenen Büro. Durch unser Gründungscoaching wurden sie bei der Antragsstellung für eine Förderung im Programm des EXIST-Forschungstransfer des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) und des Europäischen Sozialfonds (ESF) unterstützt und erhalten seit April letzten Jahres eine zweijährige Förderung in Höhe von 565.000 Euro. Für den Zeitraum ab April 2022 strebt das Team von assemblean die zweite Förderphase im EXIST-Forschungstransfer mit einer Fördersumme von bis zu 180.000 Euro an. Derzeit profitiert assemblean insbesondere vom Netzwerk der garage33 – beispielsweise mit der Teilnahme am diesjährigen OWL Start-up Pitch Ende Oktober.
Mittlerweile ist das Startup zu einem neunköpfigen Team herangewachsen. Drei Vollzeitbeschäftigte und vier studentische Hilfskräfte bringen Kompetenzen aus den Bereichen Maschinenbau, Wirtschaftsingenieurwesen und IT ein. Auch bei der erfolgreichen Unternehmensgründung im März dieses Jahres erhielt das Team Unterstützung durch die garage33.

Im August wurde schließlich die Plattform gelauncht. Seitdem haben Kunden die Möglichkeit, ihre Produkte online hochzuladen und zu beauftragen. Weitere Kunden und Produktionspartner sollen nun akquiriert werden, um das Netzwerk auf beiden Seiten zu erweitern. Währenddessen entwickelt das Team die Plattform kontinuierlich weiter und optimiert parallel die Produktionssteuerung.

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