Wissenstransfer – azernis

Serie: Wissens- und Technologietransfer – Komplexe Prozesse einfach gemacht

In unserer Serie berichtet Prof. Dr. Sebastian Vogt, Geschäftsführer des Technologietransfer- und Existenzgründungs-Center der Universität Paderborn (TecUP), über erfolgreiche Ausgründungen und den Nutzen für Wirtschaft und Gesellschaft.

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Prof. Dr. Sebastian Vogt ist Geschäftsführer des Technologietransfer- und Existenzgründungs-Centers der Universität Paderborn (TecUP), dem Exzellenz Start-up Center OWL. Anhand von Best-Practice-Beispielen berichtet er, wie es durch Hochschulausgründungen gelingen kann, Forschungserkenntnisse für Wirtschaft und Gesellschaft nutzbar zu machen.

Für Nachrichtenredaktionen ist die Beobachtung ihrer Wettbewerber ein elementarer Arbeitsprozess, da relevante Themen und Inhalte identifiziert werden und die eigene Relevanz überprüft und bestätigt wird. Der Beobachtungsprozess ist bisher wenig digitalisiert und nicht datengetrieben. Viel mehr dominieren noch immer manuelle Tätigkeiten mit redundanten Prozessen, bei denen nacheinander Browsertabs mit Nachrichtenseiten durchgeklickt werden, ohne echten Mehrwert zu bieten.

Um das zu ändern, haben sich die Brüder Bernd und Stefan Paulus sowie Fabian Siegert zusammengetan und mit azernis ein Geschäftsmodell entwickelt, das dabei unterstützt, Beobachtungsprozesse im News-Publishing zu digitalisieren und zu optimieren, sodass datengetriebene Entscheidungen ermöglicht werden. Die dazu entwickelte Software erlaubt es, die Wettbewerber im Internet auf innovative Weise zu beobachten und somit unter anderem wichtige Erkenntnisse zu den Interessen der Leserinnen und Leser zu erhalten. Dies erhöht den Traffic von Lesern auf den Webangeboten der Publisher und steigert ihre Umsatzchancen. Gleichzeitig werden interne Abläufe schneller und effizienter, sodass zusätzlich die Qualität der Inhalte verbessert wird. Die aktuelle Version der Software von azernis extrahiert auf den beobachteten Webseiten die Position der Inhalte und stellt diese übersichtlich dar. Ergänzend werden verschiedene andere Datenquellen, wie beispielweise Newsletter, Aggregatoren und Push-Benachrichtigungen, an die Software angeschlossen. So entsteht ein 360 Grad Überblick zu den Strategien der Wettbewerber, wodurch neuartige Einblicke zu den Interessen der Leserinnen und Leser ermöglicht werden können.

Dass das Geschäftsmodell auch außeruniversitär großen Anklang findet, hat azernis bereits gezeigt. Seit Juni 2022 werden die Gründer für eine Dauer von zwölf Monaten mit insgesamt 129.000 Euro durch das EXIST-Gründerstipendium des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) gefördert, welches sich an technologieorientierte und wissensbasierte Unternehmensgründungen richtet. Zusätzlich erhalten sie von Juni bis Dezember 2022 eine Förderung im Media Innovation Fellowship der Landesanstalt für Medien NRW von insgesamt 15.000 Euro sowie Unterstützung durch Coachings und Mentoren. In unserem Gründungszentrum garage33 hat das Team zu Beginn des Projekts insbesondere hinsichtlich der Finanzierung Beratung erhalten. Zudem wurden sie von unseren Coaches bei der Fördermittelantragsstellung unterstützt. Seitdem nehmen sie unser regelmäßiges Coaching wahr, haben ein eigenes Büro bei uns und profitieren von dem großen garage33-Netzwerk.

Das interdisziplinäre Team um Fabian, Bernd und Stefan kennt sich bereits seit vielen Jahren – die drei Gründer lebten sogar einige Zeit zusammen in einer Wohngemeinschaft. Fabian absolvierte zunächst eine Ausbildung zum Betriebswirt. Darauf folgte ein Studium „Internationale Wirtschaft – Emerging Markets“ an der Hochschule Ruhr West Mülheim. Bei azernis verantwortet er die Finanzen und den Vertrieb. Bernd studierte an der Uni Paderborn Medienwissenschaften und arbeitete als Mitglied der erweiterten Redaktionsleitung bei BR24 vom Bayerischen Rundfunk. Er entwickelt die Software. Stefan Paulus studierte Wirtschaftsingenieurwesen Maschinenbau an der Uni Paderborn und ist verantwortlich für den Bereich Data Analytics. Zum erweiterten Team gehören außerdem Elisabeth Adelsberger als Designerin und Kerstin Zemlianski als Werkstudentin im Bereich IT und Finance, sowie verschiedene Mentoren aus dem akademischen Umfeld und der Branche.

Mit einem großen deutschen Verlag sowie einem internationalen Publisher sollen zeitnah erste Pilotprojekte starten. Das Team erhofft sich dadurch noch mehr Erfahrungswerte zur Nutzung seiner Software und zur Priorisierung der zukünftigen Features. Die Software wird mithilfe des Kundenfeedbacks weiter ausgebaut und schrittweise um weitere Features ergänzt. Zudem streben die Gründer eine Internationalisierung und gegebenenfalls eine erste Investmentrunde an. Ende Oktober haben sie sich für unseren jährlich stattfindenden OWL Start-up Pitch qualifiziert und vor rund 100 regionalen und überregionalen Business Angels und Investoren ihr innovatives Geschäftsmodell gepitcht. Das Team kann bereits erste Erfolge verbuchen. Neben der Fertigstellung einer verkaufsfähigen Softwareversion mit den ersten wichtigsten Features waren sie mit einem Messestand auf dem World News Media Congress im spanischen Saragossa vertreten und konnten die Software einem internationalen Fachpublikum vorstellen.

Ich wünsche dem Team viel Erfolg für seinen weiteren Weg. azernis leistet schon jetzt einen wichtigen Beitrag, diese für die Gesellschaft wichtige Branche zu digitalisieren und könnte schon bald im großen Stil den Journalismus insgesamt digital revolutionieren.

 

 

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