Wissenstransfer – ladeplan

Serie: Wissens- und Technologietransfer – Komplexe Prozesse einfach gemacht

In unserer Serie berichtet Prof. Dr. Sebastian Vogt, Geschäftsführer des Technologietransfer- und Existenzgründungs-Center der Universität Paderborn (TecUP), über erfolgreiche Ausgründungen und den Nutzen für Wirtschaft und Gesellschaft.

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Prof. Dr. Sebastian Vogt ist Geschäftsführer des Technologietransfer- und Existenzgründungs-Centers der Universität Paderborn (TecUP), dem Exzellenz Start-up Center OWL. Anhand von Best-Practice-Beispielen berichtet er, wie es durch Hochschulausgründungen gelingen kann, Forschungserkenntnisse für Wirtschaft und Gesellschaft nutzbar zu machen.

Elektromobilität ist auf dem Vormarsch. Bis 2030 plant die Bundesregierung mit bis zu zehn Millionen E-Autos auf Deutschlands Straßen. Für eine erfolgreiche Verkehrswende bedarf es jedoch nicht nur den Umstieg auf E-Mobilität, sondern auch einer flächendeckenden E-Ladeinfrastruktur. Das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) fördert daher den Bau von öffentlichen E-Ladesäulen mit Millionenbeträgen – bis 2030 sollen deutschlandweit bis zu einer Million neue Ladesäulen entstehen. Bislang scheint der Ausbau jedoch an vielen Stellen zu stocken. Besonders betroffen sind ländliche Regionen, da die Ermittlung geeigneter Standorte für E-Ladesäulen für Kommunen und Energieversorger eine große Herausforderung darstellen können. Zeit- und kostenintensive Prozesse zur Standortbestimmung wie langwierige und statische Studien oder Umfragen und Abstimmungen in der Bevölkerung verzögern den schnellen, kontinuierlichen Ausbau.

Um das zu ändern, haben die drei Gründer Till Schlief, Benjamin Kasten und Lorenz Pott mit ladeplan eine datenbasierte Lösung entwickelt, die den Planungsprozess der E-Ladeinfrastruktur digitalisieren und beschleunigen soll. Ausgangspunkt für die innovative Geschäftsidee war das Master-Modul „Corporate Entrepreneurship“ des TecUP, welches Studierende der Universität Paderborn mit den Herausforderungen von mittelständischen Unternehmen der Region konfrontiert. In interdisziplinären Teams werden neue Geschäftsmodelle im Kontext des jeweiligen Unternehmens entwickelt, die dabei Einblicke in ihre Branche und die aktuellen Herausforderungen bieten. Till, Benjamin und Lorenz beschäftigten sich im Sommersemester 2021 mit der Fragestellung, welche Ursachen den flächendeckenden Ausbau von E-Ladeinfrastruktur behindern und wie eine Verkehrswende durch Digitalisierung und Innovation erfolgreich mitgestaltet werden kann. Die Gründer fanden heraus, dass bereits im Planungsprozess zur Platzierung neuer E-Ladesäulen häufig Schwierigkeiten auftreten. Insbesondere bei der Frage, an welchen Standorten neue Ladepunkte installiert werden sollten, fehlt oftmals der Überblick über die aktuelle Verkehrssituation, sodass Fehlplatzierungen entstehen können. Daraufhin entwickelten sie eine speziell auf Kommunen ausgerichtete datengetriebene Lösung, die potenzielle Bedarfspunkte für neue E-Ladesäulen ermittelt und in einem Online-Tool visualisiert. Anhand von Geodaten und Künstlicher Intelligenz (KI) kann ladeplan potenzielle „Ladehotspots” in dem jeweiligen kommunalen Gebiet identifizieren. Dafür werden Daten aus zahlreichen Quellen gesammelt und verarbeitet, sodass daraus Schlussfolgerungen über den zukünftigen standortbezogenen Bedarf von Ladesäulen getroffen werden können.

Durch neue Technologien optimiert ladeplan veraltete Planungsprozesse und unterstützt innerhalb kürzester Zeit die kommunale Planung, verringert lange bestehende, von Bürokratie geprägte Prozesse. ladeplans Mission besteht darin, Kommunen schnell fundierte Ergebnisse zu liefern, mit denen sie den Bedarf von E-Ladesäulen planen können. Digital sind kommunale Entscheidungsträger nun in der Lage, ihre Kommune und den Elektromobilitäts-Markt zu überwachen und risikominimierend neue Investments zu tätigen oder auch Flächen für Privatinvestoren freizugeben. Dabei spielt die Größe der Kommune nur eine nebensächliche Rolle.
Die Gründer bringen Kompetenzen aus den Bereichen Wirtschaftsinformatik, KI, Flottenmanagement und BWL mit. Mit ihrer innovativen Geschäftsidee konnten sie auch außeruniversitäre Instanzen überzeugen. Seit Februar dieses Jahres erhalten die drei Gründer mit dem Gründerstipendium NRW des Ministeriums für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen eine einjährige Förderung in Höhe von 12.000 Euro pro Person. Zudem erhielten sie ein eigenes Büro in unserem Gründungsinkubator garage33 und nehmen unser regelmäßiges Workshop-Angebot und intensives Coaching, insbesondere in der OKR-Methode, ein Managementsystem zur zielgerichteten Mitarbeitendenführung und Rahmenwerk zur Zielsetzung und Messung von Ergebniskennzahlen, wahr.

Neben der Standortanalyse bietet das Team von ladeplan den Kommunen zusätzliche Hilfe bei der Fördermittelbeschaffung an und stellt auf Wunsch auch den geeigneten Installationspartner. Im Vergleich zu herkömmlichen, oft statischen Analysen, bietet das von ladeplan angebotene SaaS-Modell die Möglichkeit, die dynamische Marktentwicklung im Mobilitätsbereich kontinuierlich nachzuverfolgen. Hauptziel in diesem Kontext ist es, dass Kommunen in Bezug auf infrastrukturelle Änderungen zu jedem Zeitpunkt einen Überblick über die aktuellen Bedingungen vor Ort haben. Durch eine entsprechend ausgebaute Ladeinfrastruktur könnte ladeplan weitere Argumente für die E-Mobilität liefern und zudem einen signifikanten Beitrag zum Klimaschutz leisten.

 

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