Wissenstransfer – Widgetbook

Serie: Wissens- und Technologietransfer – Komplexe Prozesse einfach gemacht

In unserer Serie berichtet Prof. Dr. Sebastian Vogt, Geschäftsführer des Technologietransfer- und Existenzgründungs-Center der Universität Paderborn (TecUP), über erfolgreiche Ausgründungen und den Nutzen für Wirtschaft und Gesellschaft.

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Prof. Dr. Sebastian Vogt ist Geschäftsführer des Technologietransfer- und Existenzgründungs-Centers der Universität Paderborn (TecUP), dem Exzellenz Start-up Center OWL. Anhand von Best-Practice-Beispielen berichtet er, wie es durch Hochschulausgründungen gelingen kann, Forschungserkenntnisse für Wirtschaft und Gesellschaft nutzbar zu machen.

Frontendentwicklung ist ein iterativer Prozess, der durch die enge Zusammenarbeit von Designerinnen und Designern sowie Frontendentwicklerinnen und -entwicklern gekennzeichnet ist. Diese Zusammenarbeit wird derzeit aber durch zahlreiche Medienbrüche gestört, da alle Akteure in unterschiedlichen Software-Tools arbeiten. Oftmals bedingt durch Abstimmungsprobleme, die entstehen, wenn beide mit unterschiedlichen Programmen arbeiten, führt dies zu schwieriger und langwieriger Zusammenarbeit dieser beiden Parteien. Mit dem noch jungen Framework Flutter, ein Open-Source-Tool von Google zur Entwicklung von Apps für verschiedene Plattformen, können jedoch gegenwärtig aus nur einer Code-Basis heraus mit Flutter Apps sieben Zielplattformen, darunter die gängigen wie iOS und Android, erstellt werden. Widgetbook, ein junges Start-up aus der garage33, hat das Potential dieser neuen Technologie erkannt und für die eigene Gründung genutzt. Mit Widgetbook, einer Kollaborationsplattform für Frontend Teams, soll hier nun Abhilfe geschaffen werden. Die Idee: Widgetbook denkt Kollaboration jeweils aus der Perspektive des Designers und Entwicklers und bringt das ganze Team auf eine Plattform.

Das Gründerteam besteht aus Jens Horstmann, Julius Michel und Lucas Josefiak, alle drei Absolventen der Universität Paderborn. Jens verfügt über einen Master of Science in Computer Engineering und ist hauptverantwortlich für die technische Umsetzung des Produktes. Er hat Computer Engineering an der Universität Paderborn studiert und bereits geraume Zeit als Entwickler gearbeitet. Jahrelang war er an der Schnittstelle von Entwicklung und Design und kannte daher die Abstimmungsprobleme. Jens ist der Ideengeber für den Kern des jungen Unternehmens. Julius hat einen Bachelorabschluss in International Business Studies (IBS) und ist zuständig für HR, Marketing und Administration. Lucas, der ebenfalls den Bachelor in IBS absolviert hat, ist für Strategie und Sales bei Widgetbook verantwortlich.

Julius und Lucas belegten während ihres Studiums unsere Lehrveranstaltungen zu den Themen Entrepreneurship und Innovation. Ihnen war früh klar, ein Startup gründen zu wollen. In unseren Modulen wie „Innovation im Mittelstand“ oder „Ideen der Unternehmensgründung“ erlernten sie theoretische und praktische Kenntnisse zur Findung und Umsetzung einer Gründungsidee. Auf einem Netzwerkevent der garage33 lernten sie schließlich Jens kennen und schlossen sich zusammen – der Startschuss für Widgetbook. Unterstützung erhält das Team seither durch unser Gründungszentrum garage33.
Mit seiner innovativen Geschäftsidee konnte das Gründungsteam auch außeruniversitäre Instanzen überzeugen und war mit seiner Beantragung des EXIST-Gründerstipendiums vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz erfolgreich. Bis Ende Juli erhielten sie eine einjährige Förderung in Höhe von 135.000 Euro. Im Anschluss werden sie seit August dieses Jahres durch das Gründerstipendium NRW vom Ministerium für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie des Landes NRW gefördert. Die Zuwendung in diesem Programm beträgt insgesamt 36.000 Euro.
Das Team hat in diesem Jahr eine GmbH gegründet und bereits zahlende Kunden in Europa, Nordamerika und Südamerika. Widgetbook besteht im Kern aus dem gleichnamigen Open Source Package für Flutter, welches die Entwicklung der Benutzeroberfläche für Entwicklerinnen und Entwickler beschleunigt. Diese können ihre Oberflächenelemente – sogenannte Widgets – in ihrem eigenen Widgetbook übersichtlich katalogisieren und schnell überprüfen, ob die Widgets korrekt für verschiedene Konfigurationen, wie z. B. unterschiedliche Geräte- oder Textgrößen, entwickelt wurden. Zusätzlich bietet Widgetbook eine Kollaborationsplattform für das gesamte Frontend Team an. Hier kann das eigene Widgetbook gehostet und so mit dem gesamten Team geteilt werden. Ein strukturierter Test-Prozess hilft Unternehmen, präzise zu erkennen, ob Differenzen zwischen Design und Code bestehen und diese gegebenenfalls schnell zu bereinigen. Als nächsten großen Wachstumsschritt streben die drei ein Investment an, um schneller zu wachsen und sich am Markt zu etablieren. Mit dem Geld soll insbesondere das Team um neue Entwicklerinnen und Entwickler erweitert und das Marketing vorangetrieben werden. Das Open-Source-Paket von Widgetbook ist also ein echter Mehrwert für Entwicklerinnen und Entwickler, da sie ihre Widgets in einer zentralen Widget-Bibliothek katalogisieren können. Mit Widgetbook Cloud kann diese Bibliothek einfach mit jedem im Team geteilt werden, um Frontend-Überprüfungen zu vereinfachen. Ein innovatives und tolles Projekt.

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