Gefahren bei der Arbeit minimieren und Unfällen proaktiv gegensteuern: Das Startup EASI Control hat eine Software entwickelt, die die Verwaltungsprozesse vereinfacht und zudem das Bewusstsein für das Thema bei den Beschäftigten schärft.
Monja Meier kennt sich in der Werkzeugbau-Branche bestens aus. Einige Jahre hat sie bei einem namhaften Hersteller gearbeitet und Unternehmen der Bauindustrie im Gerätemanagement beraten. Die junge Frau weiß, was alles auf der Baustelle durch den unsachgemäßen Umgang mit Maschinen und Werkzeugen, aber auch durch Unachtsamkeit der Beschäftigten passieren kann. Knochenbrüche, Verbrennungen oder Stromschläge, ergonomische Erkrankungen – bei der täglichen Arbeit auf der Baustelle lauern viele Gefahren. Die Zahlen sind alarmierend. 97 tödliche Unfälle und darüber hinaus 103.970 meldepflichtige Unfälle – so die Statistik zum Arbeitsunfallgeschehen der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) im Jahr 2020 allein im Baugewerbe.
Unternehmer sind verpflichtet, eine Vielzahl von Vorschriften und Vorgaben zum Arbeits- und Gesundheitsschutz gesetzeskonform umzusetzen oder Gefährdungsbeurteilungen zu schreiben, um Unfällen vorzubeugen. In der Praxis bedeutet das nicht selten, dicke Aktenordner zu durchforsten und Papierberge zu bearbeiten. Die „Zettelwirtschaft“ kostet nicht nur Zeit und Nerven, sondern auch Geld. Das wollte Monja Meier ändern, mit einer klaren Vision im Kopf gab sie ihren sicheren Job auf und startete mit einer konkreten Idee: Arbeitsschutzmaßnahmen einfach digital verwalten.
„Uns ging es darum, eine Arbeitsschutzsoftware für die Bauindustrie zu entwickeln, mit der sich alle Angelegenheiten rund um Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz digital verwalten und einfach umsetzen lassen. Damit wollten wir eine Alternative zu den bisher nur modularen Angeboten schaffen“,
beschreibt die Gründerin von EASI Control ihre Motivation, die zusammen mit Lena Benecken, zuständig für das Marketing, und Softwareentwickler Dennis Berkemeier Anfang letzten Jahres in Hamm mit ihrem Unternehmen an den Start ging.
Die drei kennen sich seit vielen Jahren. Bereits 2020 wurde die Software programmiert, sie ist intuitiv nutzbar und in der Lage, alle Prozesse rund um das Thema Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz zu vereinfachen. So können beispielsweise Gefährdungsbeurteilungen schnell und einfach anhand von Vorlagen erstellt oder Mitarbeiter digital unterwiesen werden, ohne sie für mehrere Stunden von einem Einsatzort abzuziehen. Algorithmen sorgen dafür, dass alle Abteilungen eines Unternehmens unter arbeitsschutzspezifischen Belangen verwaltet und rechtzeitig auf anstehende Handlungen hingewiesen werden. Das gilt nicht nur für die Beschäftigten, sondern auch für die Geräte, die zum Beispiel einer regelmäßigen Prüfung unterzogen werden müssen.
Das Feedback aus der Baubranche ist positiv. Erste Unternehmen haben die Software-as-a-Service-Lösung als stationäre Webanwendung am PC bereits erfolgreich im Einsatz, inklusive aller neuen Updates. Damit der Arbeitsschutz auch auf der Baustelle praktiziert wird, haben die Programmierer eine mobile App entwickelt.
„Auf diese Weise wird der Arbeitsschutz über das vorgeschriebene Maß hinaus einfach und unkompliziert in der täglichen Arbeit eingebunden und das Bewusstsein der Mitarbeiter vor Ort noch einmal für die Wichtigkeit und Einhaltung der Arbeitssicherheit geschärft“, beschreibt Lena Benecken.
Generell sei es ihr Ziel, Mitarbeitende für den Arbeitsschutz zu sensibilisieren. Das soll zusätzlich durch sogenannte Toolbox Meetings, einen digitalen Werkzeugkoffer, der Videos und Fragenkataloge enthält und schnell auf aktuelle Gefahren hinweist, oder Last-Minute-Risikochecks erreicht werden.
Die drei Gründer, die zurzeit den Batch #8 des Accelerators der Founders Foundation durchlaufen, sind mit ihrer Vision von der einfachen Umsetzung des Arbeitsschutzes noch lange nicht am Ziel. Der europäische Markt ist fest im Blick und neben der Baubranche sollen künftig auch kleinere und mittlere Unternehmen anderer Branchen von den Vorteilen ihrer Software profitieren. Durch die Zusammenarbeit mit den Berufsgenossenschaften finden branchenspezifische und rechtssichere Inhalte regelmäßig Berücksichtigung. Erste Gespräche mit der Industrie haben bereits stattgefunden, um deren besonderen Belange zu verstehen.