Investitionen in Startups: Das Feedback zählt

Die Cargo Digital World entwickelt digitale Plattformservices für die Logistikbranche und investiert regelmäßig in Startups. Doch nach welchen Kriterien entscheidet der Investor, wer Kapital bekommt und wer nicht?

Es ist noch gar nicht lange her – vor etwa zweieinhalb Jahren ist die digitale Logistikplattform Cargoboard an den Start gegangen. Geschäftsidee der vier Gründer, gewerblichen Versendern eine einfache Möglichkeit zu bieten, online mit wenigen Klicks Frachtpreise zu kalkulieren und die Transporte zu buchen. Bei der Abwicklung tritt das Startup als Erstspediteur auf und ist erster Ansprechpartner seiner Kunden für Service, Abrechnung und Haftung. Rasant hat sich das junge Unternehmen Cargoboard seitdem entwickelt, mit seinem Geschäftsmodell offensichtlich ins Schwarze getroffen. Das freut nicht nur die Gründer, sondern auch Dr. Tim Brühn, der überzeugt ist, dass der Markt auf dieses Produkt gewartet hat.

Dr. Tim Brühn, geschäftsführender Vorstand der Cargo Digital World (CDW) AG, investiert regelmäßig in Startup-Projekte. Foto: Frank Elschner

Der Paderborner ist Investor und geschäftsführender Vorstand der Cargo Digital World (CDW) AG, der Muttergesellschaft der Cargoboard GmbH & Co. KG. Die Investition in das Startup war eine gute Entscheidung. Heute liegt der jährliche Umsatz von Cargoboard im zweistelligen Millionenbereich. Mittlerweile sind weitere Investments in andere Startup-Projekte erfolgt. Investitionen in junge Unternehmen und Geschäftsmodelle sind Teil des Geschäftskonzepts der CDW, die disruptive digitale Plattformservices für das Wertschöpfungsnetz der Logistik von morgen entwickelt. Ziel ist es, zentraler Anlaufpunkt für Kunden mit unterschiedlichen Anforderungen entlang der kompletten Logistikkette zu sein. Partner der CDW ist u.a. das Logistiknetzwerk CargoLine, das als operativer Partner eine kurze Time-to-Market garantiert: „Wir entwickeln eigene Services als Tochterunternehmen oder beteiligen uns an bestehenden Startups. Entscheidend ist es, die einzelnen Startups zu einem One-Stop-Shop zu verbinden, also einen gemeinsamen Anlaufpunkt für Kunden mit unterschiedlichen Anforderungen zu schaffen. Zusätzlich fördern wir die Vernetzung mit unseren operativen Partnern, die die Ware lagern, kommissionieren oder durch Europa und die Weltmeere bewegen“, sagt der Investor.

 

Brühn und sein Team sehen sich als Scouts, Investoren und Company Builder. Als Scouts scannen sie systematisch die Märkte, schauen, wo Marktchancen liegen und welche Kundenanforderungen bisher nicht bedient werden. Herausforderung sei es, festzustellen, in welchen Marktsegmenten konkrete Möglichkeiten für Innovationen liegen, die überlegende Wertangebote für Kunden schaffen. Ist das geklärt, dann werden Teams aufgebaut, die sich aus Tech-Spezialisten, ambitionierten Gründerpersönlichkeiten und Experten aus der Logistik zusammensetzen. Für sie wird ein sogenanntes Aktivitätsfeld definiert. Es enthält Informationen über die Kunden, ihre Anforderungen, das spezifische Kundensegment und zeigt auf, wo der Need für neue Lösungen besonders hoch ist. „Vor diesem Hintergrund entwickeln wir Geschäftsmodelle und Produkte zunächst auf Prototypenbasis, validieren sie systematisch mit verschiedenen Methoden und entwickeln das Geschäftsmodell weiter, beschreibt Brühn die Vorgehensweise. Danach werde die Akzeptanz im Markt getestet, Feedback eingeholt und eventuelle Änderungen vorgenommen. Irgendwann sei dann der Punkt erreicht, wo der Product Market Fit, die sogenannte Marktreife, identifiziert sei.

Die Nähe zur Paderborner Startup-Szene ist für Investor Brühn ein Glücksfall, weil er hier ambitionierte Gründer-Persönlichkeiten finden kann. Zusätzlich besteht auch die Möglichkeit, als Gründer oder Gründerin mit einer Geschäftsidee auf die CDW zuzukommen. Vor der Berufung zum Vorstand der CDW war er für das Corporate Entrepreneurship in der garage 33, dem Gründer- und Technologienetzwerk der Universität Paderborn, zuständig, die Umsetzung von Innovationen in bestehenden Unternehmen war seine Aufgabe. Schon damals hat er erste Geschäftsmodelle entwickelt, die heute von der CDW unterstützt werden.

Wir glauben an das Feedback des Marktes, es ist die harte Währung und die Gegenleistung für eine Investition

Wann und wie viel in ein Startup investiert wird, entscheidet die CDW auf Basis konkreter Zahlen und Ergebnisse. Finanzmittel werden in Tranchen zur Verfügung gestellt. Es sei Aufgabe der Gründer, abzuschätzen, wie hoch der Kapitalbedarf für den folgenden Entwicklungsschritt sei. Dazu müssten sie harte Fakten liefern, die zeigen, dass sie die angestrebten Ziele auch erreichten. „Hilfreich für die richtige Einschätzung in der Frühphase der Startups sind Markttests. Dazu werden Prototypen gebaut, die beispielsweise als Webanwendung zur Verfügung stehen und schnelle Erkenntnisse dahingehend liefern, wie hoch das Interesse am Markt ist und wer tatsächlich die Services bucht. Das systematische Testen zeigt auch, wie hoch die Umsatzpotenziale sind. Gleichzeitig verdeutlicht es, welche Investitionen notwendig sind und wann sie sich amortisieren. Wir glauben an das Feedback des Marktes, für uns ist dieses die harte Währung, die Gegenleistung für eine Investition“, beschreibt Brühn. Je besser das Feedback sei, je marktnäher das Produkt und je höher die Monetarisierung, desto einfacher sei die Entscheidung für oder gegen eine finanzielle Beteiligung.

Neben der Rolle des Investors unterstützt die CDW ihre Tochterunternehmen mit zentralen Services für den Aufbau von Unternehmensstrukturen. Sie treibt zudem die IT-Plattform voran, die alle Wertangebote miteinander vernetzt. Zusätzlich bekommen die Teams erfahrene Persönlichkeiten aus dem Logistikumfeld als Beiräte an die Seite gestellt.

Tim Brühn weiß, dass die Investitionen in der Logistik, insbesondere in digitale Startups, zurzeit signifikant sind. In welchem Umfang die CDW künftig weiteres Wagniskapital akquirieren möchte, ist offen. Denn sein Modell habe einen immens großen Vorteil:

„Unsere Startups sind in Regel nicht nur in der Logistik, sondern auch im Tech-Bereich verwurzelt. Deshalb verfügen wir nicht nur über die operativen Fähigkeiten, sondern auch über technische Intelligenz. Wir haben den Kopf und die Muskeln, wie unser Aufsichtsrat es gerne formuliert“, so Brühn.

Das seien entscheidende Pluspunkte. „Die tiefe Vernetzung in der Logistikbranche und die Kooperation mit unseren operativen Partnern, verschaffen uns einen immens großen Zeitvorteil im Hinblick auf den Markteintritt. Das bedeutet, unsere Startups refinanzieren sich schnell aus eigenen Umsätzen“, so Brühn. Wie das Geschäftsmodell Cargoboard bestens unter Beweis gestellt hat.

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