
“Mit unseren neusten Projekten zeigen wir, dass digitale Lösungen der Schlüssel zur Nachhaltigkeit sein werden”: Prof. Dr. Roman Dumitrescu, Geschäftsführer it´s OWL Clustermanagement und Direktor Fraunhofer IEM (Foto: it´s OWL Clustermanagement)
In der Region engagieren sich verschiedene Akteure, um die Transformation der Wirtschaft zu gestalten und die Wettbewerbsfähigkeit des Mittelstands zu sichern. Oberstes Ziel: eine klimaneutrale Industrie.
Die Herstellung mechatronischer Produkte ist extrem energieintensiv. Aufwendige Fertigungsverfahren und der Einsatz kritischer Rohstoffe, wie Seltene Erden, sind belastend für die Umwelt. Ein Ansatz zur Lösung des Problems ist die Kreislaufwirtschaft. Mit deren Hilfe es möglich ist, ressourcenschonend zu wirtschaften und für eine nachhaltige Entwicklung zu sorgen. Dabei werden beispielsweise Abfälle durch die Wiederverwendung und Reparatur bestehender Produkte vermieden.
Wissenschaftler der Universität Paderborn und der Fraunhofer-Institute IEM und IZM arbeiten im Projekt „ZirkuPro“ daran, eine Systematik zur ganzheitlichen zirkulären Produktentstehung für Intelligente Technische Systeme zu entwickeln. Ein Schwerpunkt des Forschungsvorhabens liegt auf der Elektronik, da diese einen wesentlichen Bestandteil intelligenter technischer Systeme ausmacht. Hier anzusetzen, ist in vielerlei Hinsicht sinnvoll, weil die Elektronik aus verschiedenen, zum Teil kritischen Materialkombinationen besteht und sie hinsichtlich der CO2-Emissionen häufig unterschätzt wird. Zudem steht sie durch neue Gesetzgebungen und Regularien vor einem notwendigen Design-Wandel. ZirkuPro ist eines von insgesamt acht Forschungsprojekten des Spitzenclusters it´s OWL, in denen konkrete Lösungen entwickelt werden und die Reduktion des Schadstoffausstoßes von Unternehmen, das Einsparen von Materialien und die Wiederverwendung von Werkstoffen dabei ein wichtiges Ziel ist.
Aktivitäten wie diese sind Teil der Regionalentwicklungsstrategie „OstWestfalenLippe 2025“, deren Intention es ist, konkrete Anwendungen und Unterstützungsangebote für die Industrie in der Region zu entwickeln. Motor und Impulsgeber ist der Spitzencluster it´s OWL, der unter dem Titel „Industrie.Zero“ neue Technologien erforscht mit dem Ziel, OstWestfalenLippe zur Modellregion für eine klimaneutrale Wirtschaft zu machen. Zeitliche Aussagen, wann das Ziel in der regionalen Industrie erreicht werden soll, lassen sich allerdings nicht konkretisieren, wie Wolfgang Marquardt, Prokurist der OstWestfalenLippe GmbH betont:
„Wir sehen den Druck und auch die Bereitschaft der Unternehmen, sich diesem Thema zu stellen.“
Die Voraussetzungen sind gut. Langjähriges Engagement und Kooperationen von Wissenschaft und Wirtschaft tragen Früchte. „Das Wissen und die Erfahrungen unserer Unternehmen und Forschungseinrichtungen im Bereich Digitalisierung und Künstliche Intelligenz können wir jetzt nutzen, um die Wirtschaft in OWL nachhaltig zu machen“, sagt Günter Korder, Geschäftsführer it´s OWL Clustermanagement GmbH. Die Hochschulen und Forschungseinrichtungen in OstWestfalenLippe sind dabei wichtige Partner. „Unsere Forschungsschwerpunkte decken unterschiedliche Themen und Branchen ab. Dieses interdisziplinäre Wissen können wir in die Aktivitäten des Spitzenclusters einbringen, um die Herausforderungen der Wirtschaft zu lösen. Der Transfer in den Mittelstand hat für die Hochschulen eine immer größere Bedeutung. In unseren Instituten forschen viele motivierte Professorinnen und Nachwuchswissenschaftler, die sich in den Projekten engagieren werden“, sagt Prof. Dr. Ingeborg Schramm-Wölk, Präsidentin der Fachhochschule OWL und Vorsitzende Campus OWL.
Weitere Projekte sind bereits in der Planung. Bis Ende des Jahres soll eine neue Strategie für die nachhaltige Wertschöpfung stehen und dann voraussichtlich in Kooperation mit dem Ministerium für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie in NRW in 2023 umgesetzt werden.
„Mit unseren neusten Projekten zeigen wir, dass digitale Lösungen der Schlüssel zur Nachhaltigkeit sein werden. Wir müssen dabei aber auch resilienter werden, um widerstandsfähiger gegen aktuelle und noch kommende Krisen zu sein. Daher arbeiten wir schon an einem neuen Clusterprogramm als Modellregion für nachhaltige und resiliente Wertschöpfung durch intelligente technische Systeme“, so Prof. Dr. Roman Dumitrescu, Geschäftsführer it´s OWL Clustermanagement und Direktor Fraunhofer IEM.
Bei allen Aktivitäten zur Förderung der Nachhaltigkeit kommen aber auch administrative Belastungen auf die Wirtschaft zu. „Unternehmen müssen sich auf eine deutliche Ausweitung der Berichtsinhalte und eine stärkere Vereinheitlichung gemäß europäischen Reporting-Standards einstellen. Nichtfinanzielle Informationen und Wertetreiber müssen in der Kernsteuerung und externen Berichterstattung verankert werden“, sagt Volker Voelcker, Partner PricewaterhouseCoopers Bielefeld. „Dabei sollten wir aus diesem „Machen-müssen“ auch Handlungsfelder und Maßnahmen ableiten und nach vorne heraus eine Strategie entwickeln, um die entsprechenden Kennzahlen mit einem Mehrwert fürs Unternehmen zu verbinden – sei es bei der Lieferantenauswahl oder innerhalb der Wertschöpfungskette,“ so Voelcker weiter.